Die Notschlafstelle „gap jump“ eröffnet: Ein Sprung in ein Leben weg von der Straße für Menschen von 18 bis 27 Jahre

Das Team der Notschlafstelle und die Verantwortlichen der Stadt vor der Eingangstür der Notschlafstelle. Fotos: Leopold Achilles

Von Alix von Schirp

„gap jump“ heißt die Notschlafstelle für wohnungslose junge Erwachsene in Dortmund-Barop. Die ersten Bewohner*innnen ziehen am 25. Mai ein. Die Eröffnung erfolgte am Freitag (21.05.). Die Stadt Dortmund und die Betreiberin European Homecare GmbH luden Presse und Nachbarschaft vorab zur Besichtigung der Einrichtung ein. Nicht alle sehen die Einrichtung als etwas ausschließlich Positives.

Notschlafstelle ermöglicht Sprung zurück von der Straße 

Der Schlafbereich eines zur Demonstration eingerichteten 2-Bett-Zimmers.

Der „Gap Jump“ ist ein Sprung über eine Lücke im Boden beim Parcour. Die Notschlafstelle der Stadt Dortmund ist ähnlich: Sie zeigt jungen Erwachsenen zwischen 18 und 27 Jahren den Weg zurück in ein Leben weg von der Straße. 20 Personen finden Platz in einer WG für fünf Personen und acht weiteren Appartments – ein Ein-Bett Appartment und sieben Zwei-Bett-Appartments.

Die Appartments sind mit jeweils einer eigenen Küche, einem eigenen Bad, Tischen, Schränken und einem Fernseher ausgestattet. Ähnlich verhält es sich auch in der Ausstattung der WG, die aus zwei Zwei-Bett-Zimmern und einem Ein-Bett-Zimmer besteht. Die WG hat eine gemeinsame Küche und ein gemeinsames Bad. Dafür verfügt jedes Zimmer über einen eigenen Kühlschrank.

Die Einrichtung liegt in Barop in direkter Nähe zur Stadtbahn-Haltestelle „Am Beilstück“ der Linie U42. Der Infopoint im Erdgeschoss ist 24 Stunden am Tag besetzt. So ist auch nachts eine Aufnahme möglich, insofern Plätze frei sind. Außerdem ist der Infopoint die zentrale Anlaufstelle bei Problemen – sei es abends um 23 Uhr die fehlende Zahnpasta einer Bewohnerin oder eine Beschwerde aus der Nachbarschaft. Gegenüber vom Infopoint liegt eine Waschküche mit Waschmaschinen und Trocknern.

Angebote berücksichtigen Individualität der Betroffenen

Eine Waschküche steht zur Verfügung.

Anders als in der Männer- beziehungsweise Frauenschlafstelle liegt in der Einrichtung der Fokus darauf nicht nur ein Dach über dem Kopf zu sein. Trotz des niedrigschwelligen Zugangs, ähnlich dem in den etablierten Schlafstellen, gibt es Angebote zur Hilfe bei den bürokratischen Prozessen für eine so genannte „67er-Wohnung“.

Die Bezeichnung stammt vom Paragraphen 67 des Sozialgesetzbuches, in dem Wohnhilfen geregelt sind. Zudem bietet die Einrichtung die Perspektive, während der Bearbeitungs- und Wartezeit ein Dach über dem Kopf zu haben. Darüber hinaus helfen die Sozialarbeiter*innen bei Angelegenheiten wie der Krankenversicherung oder einfach nur dabei, den Überblick wieder zu gewinnen.

Diese Beratungsangebote sind freiwillig und berücksichtigen die Individualität der Betroffenen. „Beziehung und Vertrauen sind das A und O“ heißt es von einem Sozialarbeiter. Ein Daueraufenthalt sei jedoch nicht vorgesehen. Die Unterbringung ist zunächst auf fünf Monate begrenzt. Auch ist es aufgrund der Bauweise des Hauses nicht möglich, die Einrichtung barrierefrei zu gestalten. In Sonderfällen sei es aber möglich einen barrierearmen Zugang zu einzelnen Appartments einzurichten.

Nachbarin zeigt sich skeptisch

Bei der Besichtigung lobten die Nachbar*innen die Zimmereinrichtung als sehr schön. „Schauen wir mal, ob es nach einem halben Jahr noch genau so aussieht.“ fügte eine Anwohnerin skeptisch hinzu.

„Wir sind an guter Nachbarschaft interessiert“, betonte Regionalleiterin Tina Kleßen. Doch: Es sei ein großer Vertrauensvorschuss, den Bewohner*innen ein eigenes Zimmer zur Verfügung zu stellen. Die Art der Einrichtung sei ein Experiment. „Diese Form der Notunterkunft ist sehr selten“, sagte Jörg Süshardt, Leiter des Dortmunder Sozialamtes, während der Eröffung. „Ein Novum“, spezifizierte Kleßen im Verlauf der Führung durch das Gebäude.

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