Nachfolge von Bettina Pesch geklärt: Tobias Ehinger wird Geschäftsführender Direktor am Theater Dortmund 

Theaterdirektorin Bettina Pesch räumt ihren Schreibtisch für Tobias Ehinger. Archivbild: Alex Völkel
Theaterdirektorin Bettina Pesch räumt ihren Schreibtisch für Tobias Ehinger. Archivbild: Alex Völkel

Tobias Ehinger wird ab Oktober 2017 Geschäftsführender Direktor am Theater Dortmund. Der Rat der Stadt bestellte ihn in nicht-öffentlicher Sitzung am Donnerstag (13. Juli) und folgte damit dem Vorschlag der Findungskommission. Ehinger folgt auf Bettina Pesch, die nach elf Jahren in Dortmund als Verwaltungsdirektorin und stellvertretende Generalintendantin ans Theater Magdeburg wechselt.

Neuer Theaterdirektor ist seit 2004 als Ballettmanager in Dortmund

Im Mai war der Wechsel der 60-Jährigen nach Magdeburg bekannt geworden. Nach der Deutschen Oper am Rhein, der Oper Bonn und der Oper Leipzig war sie seit Juli 2006 Dortmunder Theaterdirektorin. Es waren ambivalente elf Jahre in Dortmund. Neben unbestreitbaren Erfolgen – so beim Umbau des Hauses im laufenden Betrieb – kam es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit den Spartenleitern des Hauses.

Nun übernimmt ein Mann ihre Aufgabe, der schon zwei Jahre länger als seine nun scheidende Chefin das Fünf-Sparten-Haus kennt. Tobias Ehinger (Jahrgang 1979) ist seit 2004 als Ballettmanager am Theater Dortmund beschäftigt.

„Er hat ja eine ganz phantastische Arbeit gemacht für das Ballett“, lobt Stadtdirektor und Kulturdezernent Jörg Stüdemann den neuen Geschäftsführer. Bevor sie mit ihm darüber sprachen, hätten sie sich erst von Ballett-Chef Xin Peng Wang das Okay eingeholt, in diese Richtung überhaupt zu denken. „Er hat die Idee unterstützt.“

Neuer Chef genießt das Vertrauen der Spartenleiter und Führungskräfte

Ehinger sei die Idealbesetzung: „Wir mussten ja auf die Schnelle jemanden finden, der die Abläufe im Haus kennt und eine entsprechende Reputation und den Respekt der anderen Spartenleiter hat“, so Stüdemann. „Er hat sich in der Findungskommission gut präsentiert und wir trauen ihm das mehr als zu.“

Tobias Ehinger wird neuer Geschäftsführender Theaterdirektor in Dortmund. Foto: Theater Dortmund
Tobias Ehinger wird neuer Geschäftsführender Theaterdirektor in Dortmund. Foto: Theater DO

Allerdings wird es mit Ehinger anders laufen als mit Pesch. Man hatte sie vor elf Jahren geholt, weil sie neben kaufmännischen und juristischen Kompetenzen als Geschäftsführende Direktorin auch die Erfahrung mitbrachte, ein großes Haus im laufenden Betrieb umzubauen. „Das hat auch super geklappt“, zollt Stüdemann der scheidenden Theaterdirektorin Respekt.

Tobias Ehinger soll und wird aber andere Akzente setzen. Die abschließenden Umbaufragen werden schwerpunktmäßig beim Technischen Direktor liegen – in Abstimmung mit der Theaterführung. Denn Ehingers Stärken liegen woanders: „Er hat ein ziemlich weitreichendes Verständnis, wie Theater in den Stadtraum kommunizieren soll, wie er Leute für das Haus gewinnen und motivieren kann. Da ist er bewiesenermaßen großer Könner seines Geschäfts“, lobt der Kulturdezernent. Von dem Ballettmanager gingen viele Impulse für neue Projekte und Vorhaben aus.

Neben dem Spielbetrieb war er organisatorisch und wirtschaftlich verantwortlich für die Konzeption der eigenen Sparte Ballett, Planung und Umsetzung des Ballettzentrums Westfalen, des Seniorentanztheaters, des integrativen Jugendprojektes „Schoolmotions“, der Sommerakademie, des Jugendtanztheaters und des NRW-Juniorballetts.

In dieser Zeit leitete er insgesamt 26 Ballettgalas sowie internationale Gastspielreisen und Kooperationen. National und international hat sich Ehinger daher einen Namen in der Szene gemacht.

Nun kann er diese Fähigkeiten eine Nummer größer einbringen: Es gehe um Kommunikation, Außenvertretung und Sponsoring. „Er soll Integrierend und nicht polarisierend wirken. Ich glaube, dass er dem Haus gut tun wird“, so Stüdemann. Den Respekt und das Vertrauen der anderen Spartenleiter habe Ehinger. „Er ist jemand, der integrierend managen kann.

Die Lösung ist auch deshalb ideal, weil Ehinger nicht noch für zehn oder zwanzig weitere Jahre auf seiner bisherigen Position zu halten gewesen sei. Es gab viele Angebote von namhaften Ballett-Kompagnien, die ihn abwerben wollten.

National wie international gefragter Ballettmanager macht einen Karrieresprung

Im Juli 2006 bekam die scheidende Theaterdirektorin Bettina Pesch von Jörg Stüdemann die Schlüssel zum Theater überreicht.
Im Juli 2006 bekam Bettina Pesch von Kulturdezernent Jörg Stüdemann die Schlüssel zum Theater überreicht.

Mit seinem Dortmunder Chef Xin Peng Wang gibt es ein nahezu symbiotisches Verhältnis – sehr ungewöhnlich für den Ballettbetrieb. Um ihn nicht ganz zu verlieren, stimmte der Ballettdirektor der neuen Lösung zu. Gemeinsam werden sie sich um einen Nachfolger für Ehinger bemühen.

Nun kann er den Karrieresprung an seiner bisherigen Wirkungsstätte machen. Das ist auch ein Signal an andere jüngere Fachkräfte, dass man nicht zwangsläufig woanders hinwechseln müsse, um Karriere zu machen.

Der gebürtige Tübinger studierte an der John-Cranko-Akademie Stuttgart, am Konservatorium der Künste in Prag, der Academie Princesse Grace in Monte Carlo und an der Hochschule für Darstellende Kunst Heidelberg-Mannheim, wo er 2000 mit Diplom im Klassischen und Modernen Tanz abschloss. Nach seiner Karriere als Tänzer am Stuttgarter Ballett und dem Aalto Theater Essen holte ihn Dortmunds Ballettdirektor Xin Peng Wang 2004 als Manager für das Ballett nach Dortmund.

Außerhalb des Theater Dortmund übernahm Ehinger zudem die Produktionsleitung für „Der Traum der Roten Kammer“ für das Cultural Center in Hongkong, „Sacre de Printemps“ für das Chinesische Nationalballett, „Orpheus“ für die Gluck Opernfestspiele Nürnberg, „Hamlet“ für das Royal Swedish Music Festival, „The Piano“ für die Kulturhauptstadt Pilsen sowie die künstlerischen und organisatorische Leitung von Ballettgalas in Hongkong, Sankt Petersburg, Moskau, Helsinki, Tallinn und Minsk.

Mehr Informationen:

  • In seiner Dortmunder Zeit leitete Tobias Ehinger insgesamt 26 Ballettgalas sowie internationale Gastspielreisen und Kooperationen (u.a. New York, Moskau, Sankt Petersburg, Kazan, Minsk, Bratislava, Prag, Budapest, Cannes, Peking, Hong Kong, Paris, London, Helsinki). 
  • Von 2003 bis 2008 war er als Vorsitzender der Tanzbrücke e.V. zudem für einen Kulturaustausch in Form von Gastspiele zwischen der Deutschen Oper am Rhein, dem Theater Bonn, dem Aalto Theater Essen, dem Theater Dortmund sowie den Nationaltheatern Prag, Brünn und Bratislava verantwortlich. 
  • Tobias Ehinger ist Mitglied des Verwaltungsrats der Versorgungsanstalt Deutscher Bühnen (Bayerische Versorgungskammer), Beisitzer des Bühnenoberschiedsgericht Frankfurt am Main, 1. Vorsitzender des Deutschen Berufsverbands für Tanzpädagogik, Bundesvorsitzender des Gruppenrat Tanz (GDBA) sowie Mitglied der Tarifkommission der Flächentarifverhandlungen NV Bühne (GDBA). 2013 wurde Tobias Ehinger als Ballettmanager mit dem Deutschen Tanzpreis ausgezeichnet. 
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