Kleingärtnerverein Hafenwiese e.V.: In den Schrebergärten der Nordstadt ist mittlerweile sogar das Gemüse multinational

Kleingärtner des KGV Hafenwiese . Foto: Klaus Hartmann
Die Kleingärtnerinnen und Kleingärtner des KGV Hafenwiese. Foto: Klaus Hartmann

Direkt an der stark befahrenen Schützenstraße liegt eine 77.000 Quadratmeter große Oase: der 1930 gegründete Kleingärtnerverein Hafenwiese e.V.. „Wir sind von den 118 Kleingärtnervereinen in Dortmund der mitgliederstärkste“, sagt Vorsitzender Thomas Scherer stolz. 346 Männer und Frauen werkeln ständig in ihren Schrebergärten, pflanzen Kartoffeln an, beschneiden Obstbäume oder ernten Tomaten.

„Wir haben Mitglieder aus 17 Nationen – von Thailand bis zum Irak“

26 Prozent der Kleingärtner haben einen Migrationshintergrund. „Wir haben Mitglieder aus 17 Nationen – von Thailand bis zum Irak“, sagt Scherer. Die unterschiedlichen Ansichten zur Gartengestaltung können schon mal zu kleinen Reibereien führen. „Und leider beteiligen sich unsere ausländischen Freunde kaum an unseren Festen“, sagt Scherer.

Sein Gartenkollege Karlheinz Reinelt hat dafür eine pragmatische Erklärung: „Das liegt wahrscheinlich am gegrillten Schweinefleisch.“ Zudem erschweren manchmal Sprachprobleme die Kommunikation.

Dennoch werden bei der Vergabe der frei werdenden Gärten neue Mitglieder mit Migrationshintergrund – und mit Kindern – besonders gerne berücksichtigt. „Sie sind eine Bereicherung“, sagt Thomas Scherer – und er meint nicht nur die kulturelle Vielfalt.

„Sie sorgen für Abwechslung in unseren Gärten. Bei uns wird mittlerweile Gemüse angebaut, das wir vorher gar nicht kannten. Da wird auch gerne getauscht.“ Begehrt ist derzeit eine Tomate ohne Braunfäule, die ein russischer Gartennachbar angepflanzt hat. Und Karlheinz Reinelt schwärmt von den sizilianischen Langzucchinis eines italienischen Kleingärtners.

Gartenbesitzer kommen meist aus der Umgebung – früher waren es vor allem Hoeschianer

Die meisten Kleingärtner kommen aus der Umgebung; das ist so gewollt vom Verein, der in seinen Anfängen vor allem den Arbeitern von Hoesch offen stand. Mittlerweile darf sich jeder Dortmunder aus der Nordstadt bewerben. Doch viele kommen erst im Rentenalter.

„Sie glauben, dass sie vorher keine Zeit haben. Und dann sagen sie: Warum habe ich mir nicht früher einen Garten genommen?“, sagt Gartenfreund Peter Gerhardt. Für die meisten Mitglieder ist die Gartenarbeit ein leidenschaftliches Hobby. Viele genießen es, unter freiem Himmel sitzen zu können. Wieder andere lieben die Geselligkeit in der Frauen- oder Bastelgruppe, beim Sommer- und Erntedankfest, oder bei der Nikolausfeier, an der zur Freude des Vereinsvorstandes auch viele muslimische Kinder teilnehmen.

„Ein Kleingarten ist wie Urlaub. Andere müssen für dieses Erlebnis erst nach Holland oder Spanien fahren“, sagt Thomas Scherer. Etwa ein Drittel der Kleingärtner verzichtet auf dieses Erlebnis deshalb auch nicht im Winter, genießt den Kaffee und die Zeitung dann eben in der Laube.

Und was heißt überhaupt Kleingärtner? Denn klein ist hier wirklich nichts. „Wir haben hier mehr Natur als auf dem Land, wo es oft nur noch gespritzte Nutzflächen gibt“, betont Karlheinz Reinelt. Diese vielfältige Natur, darunter auch viele Tiere, dieses grüne Paradies gelte es zu erhalten. Und außerdem gehe doch nichts über den Geruch einer frisch geernteten Kartoffel, sagt Gartenfreundin Gaby Bökamp.

 

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Kontakt:

  • Kleingärtnerverein Hafenwiese e.V.
  • Schützenstraße 190, Tel 0157 3014 66 89
  • www.kgv-hafenwiese.de

HINWEIS:

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.

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