Kirchenbesetzung: Die Katholiken fordern eine Räumung bis zum Wochenende – sonst droht Strafanzeige

Leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt. Aus einem schauen Besetzer und lassen Luftballons ins Freie
Leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt. Fotos: Klaus Hartmann

Bei allem Verständnis für das Anliegen und dem Lob für „den entgegengebrachten Respekt“ durch die Besetzer will die katholische Kirche die Besetzung der profanierten Albertus-Magnus-Kirche in der Dortmunder Nordstadt nicht länger hinnehmen: „Die einwöchige Duldung erhalten wir aufrecht. Aber sie wird auch nicht verlängert“, macht Pfarrer Ansgar Schocke am heutigen Mittwoch den Besitzerinnen und Besetzern deutlich.

Kirchenvorstand will Strafanzeige stellen, wenn am Wochenende nicht geräumt wird

Leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt. Der katholische Pfarrer Ansgar Schocke spricht mit Mitgliedern der Mahnwache vor der Kirche
Der katholische Pfarrer Ansgar Schocke spricht mit Mitgliedern der Mahnwache vor der Kirche.

Das hatte der Kirchenvorstand der Gemeinde Heilige Dreifaltigkeit, zu der die nicht mehr genutzte Albertus-Magnus-Kirche gehört, am Dienstagabend beschlossen. Schocke forderte die Besetzer daher auf, bis zur Ablauffrist am Samstag – spätestens aber am Sonntag – die Kirche wieder zu räumen. Sollte dies nicht passieren, sehe sich der Kirchenvorstand genötigt, am Montag Strafanzeige zu stellen.

Sorge um Haftung – Besetzung durchkreuzt Verkauf

Denn zum einen durchkreuzen die Besetzer die Verkaufsverhandlungen der nicht mehr genutzten Kirche. Es gibt einen Interessenten, der auf dem Grundstück eine soziale Nachnutzung realisieren will. „Allerdings kauft der ja keine besetzte Kirche“, machte Schocke deutlich. Der Kaufinteressent will auch selbst mit den Besetzern sprechen.

Aber auch die haftungsrechtlichen Fragen treiben die Kirchengemeinde um: So lange sie keinen Strafantrag stellt, ist die Kirche als Eigentümerin für das, was auf ihrem Grundstück passiert, haftbar. Dies hatte die Stadt der Gemeinde auch am Dienstag bestätigt.

Gutachterprüfung wird wegen Unwirtschaftlichkeit abgeblasen

Kirche Sankt Albertus Magnus
Die Sanierung der Kirche Sankt Albertus Magnus würde 6,7 Millionen Euro kosten.

Auch der Verwaltungsvorstand beschäftigte sich mit dem Thema. Denn das nicht mehr genutzte Kirchengebäude steht bereits ab dem heutigen Mittwoch wieder in den politischen Gremien auf der Tagesordnung.

Allerdings nicht, weil dort etwas passieren soll, sondern weil dort eben nichts mehr passieren soll: Die gutachterliche Prüfung der Bausubstanz als Vorstufe für eine Umnutzung soll nicht mehr erfolgen.

Der Grund: Die über das Programm „Soziale Stadt NRW – Dortmund Nordstadt“ beantragten Mittel in Höhe von 2,2 Mio. Euro wurden vom Land NRW nicht genehmigt. Der Plan war es, ein Stadtteilzentrum zu realisieren. Es wurde vom Land lediglich Geld für eine gutachterliche Prüfung bewilligt.

Instandssetzung soll mindestens 6,7 Millionen Euro kosten

Vor der beschlossenen Beauftragung eines Gutachters wurde jedoch eine weitere Inaugenscheinnahme des Gebäudes durch die städtische Immobilienwirtschaft, durchgeführt.

Leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt
Die leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt.

Diese ergab, dass durch die Unwägbarkeiten der Bausubstanz, durch den siebenjährigen Leerstand, Feuchteeindringung in das Mauerwerk, in den Keller und den Dachbereich, eine drastische Erhöhung des notwendigen Investitionsvolumens zu erwarten sei. Die Fassaden und Grundplatten wiesen zudem starke Rissbildungen auf.

Auf dieser Basis wurde ein notwendiges Investitionsvolumen für die reine Dach- und Fachsanierung ohne nutzungsspezifischen Ausbau von mindestens 6,7 Millionen Euro festgestellt. Die seinerzeit prognostizierten 2,2 Millionen Euro würden damit um ein Vielfaches überschritten. Die Sanierung stelle sich durch den angespannten Haushalt der Stadt Dortmund als nicht realistisch dar. Somit sei auch die Bereitstellung von 110.000 Euro für die Begutachtung nicht wirtschaftlich. Der Rat soll daher am 2. Oktober diesen Beschluss aufheben.

Besetzer sind enttäuscht – Plenum soll nun entscheiden

Mit Enttäuschung nahmen die Besetzer die Entscheidung auf. „Sie seien traurig gewesen und wollen nun das weitere Vorgehen im Plenum besprechen“, berichtet Schocke. Aber auch dieses für die Besetzer unerfreuliche Gespräch sei sehr respektvoll verlaufen, lobt der katholische Priester erneut. Und das, obwohl er sehr deutlich gemacht habe, dass Gewalt für ihn keine Lösung sei. Einige Hausbesetzer hatten am Samstag aufziehende Neonazis und Polizisten mit Steinen beworfen. Diese hatte Schocke scharf kritisiert. Dennoch hofft die Kirche nun, dass die Besetzung bis zum Wochenende friedlich beendet wird.

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