
Was macht eine Klassengemeinschaft stark? Was kann jede*r Einzelne tun, wenn Mitschüler*innen ausgegrenzt werden? Und was hat das alles mit Superheld*innen zu tun? Mit genau diesen Fragen beschäftigt sich ein Workshop-Angebot der dobeq GmbH. Es richtet sich an Schulklassen der Jahrgangsstufen 5 bis 7 – und setzt auf frühzeitige Prävention statt später Intervention.
Präventiver Baustein gegen Schulmüdigkeit
„Superheld*innen grenzen niemanden aus“, lautet eine zentrale Botschaft des Workshops. Statt mit erhobenem Zeigefinger wird mit emotionaler Wirkung gearbeitet: über Rollenspiele, Gesprächsrunden und ein Spiel mit symbolischer Tiefe. „Der Ball steht bei uns für die schlimmste Essenz der Beleidigung“, erklärt Kommunikationswissenschaftler Kai Preißler, der den Workshop mitentwickelt hat und regelmäßig durchführt. „Wer den Ball abbekommt, spürt: Das trifft nicht nur den Körper, sondern oft viel tiefer – ins Herz, in die Seele.“ Die Kinder erleben in dieser Übung ganz praktisch, wie sich Ausgrenzung anfühlt – und was passiert, wenn sich andere mutig schützend vor das „Opfer“ stellen.
Der Workshop ist eingebettet in ein Gesamtkonzept zur Unterstützung schulvermeidender Jugendlicher – ein Arbeitsschwerpunkt der dobeq seit vielen Jahren. Katrin Meyersieck, Projektbereichsleitung für Jugendsozialarbeit bei der dobeq, erklärt: „Viele junge Menschen, die nicht mehr regelmäßig zur Schule gehen, haben in ihrer Bildungsbiografie Mobbingerfahrungen gemacht – oft schon in der Grundschule.“

Umso wichtiger sei es, präventiv einzugreifen, bevor sich Ausgrenzung verfestigt. Genau dafür wurde der Workshop „Wir sind eine Superheld*innen-Klasse“ entwickelt.
Preißler, der seit 2018 verschiedene Projekte mit schulverweigernden Jugendlichen durchgeführt hat, berichtet: „Die Schulen, an denen wir waren, geben uns durchweg positives Feedback. Wo wir einen Jahrgang erreicht haben, fragen die Schulen im Folgejahr direkt für die neuen fünften Klassen an.“ Ein Zeichen, wie gut der Ansatz funktioniert – und, dass der Bedarf groß ist.
Gemeinsam stark – auch ohne Maske und Umhang
Im Workshop werden typische Mobbingrollen sichtbar gemacht: Täter*in, Opfer, Mitläufer*in, Zuschauer*in. Die Kinder analysieren, was Ausgrenzung auslösen kann – von Äußerlichkeiten über soziale Herkunft bis hin zu kleinen Angewohnheiten. „Aber alle diese Gründe sind, das sagen wir ganz klar: unfassbar dumm“, so Preißler. „Wir suchen nicht nach Gründen, jemanden auszuschließen – sondern danach, wie wir sensibler werden, was uns triggert und wie wir damit umgehen.“
Im anschließenden Superhelden-Teil geht es darum, positive Vorbilder zu aktivieren – aus Film, Comic oder eigener Fantasie. „Fast alle kennen Marvel, DC oder Pippi Langstrumpf“, sagt Preißler. „Was sie verbindet: Sie stellen sich auf die Seite der Schwachen, sie schützen, sie helfen. Was sie nie tun würden: mobben.“ Diese Verbindung hilft vielen Kindern, ihre eigene Rolle neu zu sehen. „Am Ende wollen fast alle lieber emphatische Ballabwehrende als coole Ballwerfende sein.“
Ein Plakat als Selbstverpflichtung und Erinnerung an das gemeinsame Erlebnis

Zum Abschluss gestalten die Kinder ein Klassenplakat, auf dem alle unterschreiben – als Selbstverpflichtung und Erinnerung an das gemeinsame Erlebnis. „Das ist wie ein Vertrag, besser noch: ein Bündnis“, sagt Preißler. „Wenn jemand ausgegrenzt wird, erinnern sie sich daran, was wir gemeinsam erlebt haben.“
Das Workshop-Konzept umfasst zwei Schulstunden und ist geeignet für Haupt-, Real-, Gesamt- und Gymnasialschulen. Unterschiede zwischen den Schulformen? Kaum, sagt Preißler. „Der Lehrplan ist bei Gymnasien manchmal straffer, da muss man etwas mehr argumentieren. Aber Ausgrenzung und Mobbing machen vor keinem Schultyp und keinem sozialen Status Halt.“
Jede Klasse bringe ihre eigene Dynamik mit – und verdiene die gleiche Aufmerksamkeit. „Deshalb führen wir höchstens zwei Workshops pro Tag durch. Die Kinder im dritten Workshop haben das gleiche Engagement verdient wie die im ersten.“
Schulen können sich für kostenlose Workshops melden
Die Workshops werden in enger Abstimmung mit Schulsozialarbeiter*innen durchgeführt – entweder vor Ort oder in den Räumen der dobeq in der Blücherstraße. Auch Nachbesprechungen sind möglich, etwa wenn einzelne Kinder weitergehenden Gesprächsbedarf haben. „Wir arbeiten eng und niederschwellig“, betont Katrin Meyersieck. „Bei uns kommen die Jugendlichen freiwillig. Diese Freiwilligkeit ist eine große Stärke unseres gesamten Verbundes.“
Das Angebot ist für Schulen kostenfrei und wird durch Fachkräfte der Jugendsozialarbeit durchgeführt. Lehrkräfte, Schulsozialarbeiter*innen und Schulleitungen sind herzlich eingeladen, Kai Preißler und sein Team kennenzulernen und für ihre Klassen anzufragen.
KONTAKT:
Dobeq Jugendsozialarbeit, Kai Preißler,
Blücherstr. 27, 44147 Dortmund,
T. 0231 982 33 221
k.preissler@dobeq.de
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