
Von Susanne Schulte
Wenn Franz Müntefering Ratschläge zum Älterwerden gibt, ist das keine bloße Theorie. Der 84-jährige SPD-Politiker handelte und handelt selbst danach. Was ihm guttut, erzählte er in einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Gemeinsam leben in dieser Zeit“, zu der ihn der Seniorenbeirat Dortmund für den vergangenen Dienstag eingeladen hatte. Was Müntefering guttut, wollten an die 100 Menschen wissen, die zu dieser öffentlichen Veranstaltung ins Keuninghaus gekommen waren.
„Älterwerden ist ein Teil des Lebens“
Gemeinsam auf der Bühne mit dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten und Minister saßen Martin Fischer, der Vorsitzende des Seniorenbeirats, und Martina Skender, Leiterin der Abteilung „Stadt der Nachbarschaft“ bei der hiesigen Stadtverwaltung. Moderiert wurde die zweistündige Unterhaltung von Alexander Völkel.

Älterwerden sei ein Teil des Lebens, sagte Müntefering gleich zu Beginn. „Wir müssen uns da nicht verstecken.“ Und gab gleich den ersten Tipp: „Morgens früh aufzustehen ist wichtig, dasst der Tag gelingen kann.“
Er hatte das an diesem Morgen getan und sich nach einem Spaziergang zum Bahnhof in den Zug von Berlin nach Dortmund gesetzt, um rechtzeitig im Keuninghaus zu sein.
Wer früh aufsteht, hat Zeit mitzugestalten. Martin Fischer, der im Seniorenbeirat mit den weiteren 26 Mitgliedern des Gremiums die Politik in Dortmund mitgestaltet, erklärte dann auch: „Die Teilhabe ist für mich das Wichtigste.“ Damit diese gelingt, gibt es hauptamtliche Hilfe. Martina Skender wies darauf hin, dass jede*r, der in seinem Quartier einen Treffpunkt einrichten möchte, sich an sie wenden könne.
Bei ihr und ihren Kolleg*innen gebe es dafür die Unterstützung. Denn ein Ziel ihrer Arbeit sei es, Begegnungsorte in den Nachbarschaften zu schaffen. So sei Dortmund die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen, die eine so genannte Einsamkeits-Beauftragte angestellt habe.
„Stammtische sind unverzichtbar“
Müntefering selbst ist sehr für Treffen, auch solche ohne Zweck: „Stammtische sind unverzichtbar“, sagte er. Diese dienten auch dem Gefühl der Zugehörigkeit. Um Kontakte im Alter zu haben, müsse man sich frühzeitig darum kümmern und diese Freundschaften auch pflegen. Zudem sei tägliche Bewegung wichtig.

Ob laufen oder tanzen – hier verwies er auf die Senior*innen-Tanzgruppe Golden Swingings, die zu Beginn der Veranstaltung auf der Bühne stand – sei egal: Hauptsache man bleibe in Bewegung. Körperlich wie geistig.
Kontakte zu haben, das fördert in Dortmund auch das Projekt „Begegnung VorOrt“. Jeweils ein*e Hauptamtliche*r in jedem der zwölf Stadtbezirk unterstützt dort die ehrenamtlich arbeitenden Frauen und Männer in den Begegnungsstätten, probiert neue Angebote aus, und sorgt so dafür, dass Menschen sich treffen, die sich vorher nicht gekannt haben. Das „Begegnung VorOrt“-Team soll zudem dafür sorgen, weitere Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern.
Gefordert hatte diese hauptamtlichen Stellen schon vor Jahren der Seniorenbeirat. Seit 2020 sind alle besetzt. „Und das Projekt läuft sehr gut“, so lobte Martin Fischer. Geld für die Stellen gibt es von der Stadt, beschäftigt sind die zwölf Mitarbeitenden bei fünf Wohlfahrtsverbänden.
„Begegnung VorOrt“ bringt Menschen zusammen
„Begegnung VorOrt“ liegt ganz auf der Linie von Martina Skender: „Wir wollen Nachbarschaften konkret fördern. Aber das Ehrenamt braucht das Hauptamt.“ Wer sich abgehängt fühle, so erzählte sie aus dem Inhalt einer Studie, verbittere und suche häufig bei anderen die Schuld für sein Unbehagen.

Das könne der Demokratie abträglich sein. Hierzu hatte Müntefering einiges zu sagen. Die Demokratie habe drei Ebenen, so meinte er: den Staat, die Gesellschaft und „der Einzelne ist auch in der Verantwortung“.
Es gebe sehr viele Menschen, „die haben eine Meinung, aber keine Ahnung“. Deshalb forderte er dazu auf: „Rein in die Parteien.“ Denn wenn die Menschen nicht in die Parteien kämen, was sollten die Parteien dann machen?
Kandidatur für Beiratswahl bis Ende Januar einreichen
Wer nicht in einer Partei politisch aktiv sein will, kann es aber im Seniorenbeirat sein. Das Gremium wird im kommenden März erneut gewählt. Spätestens Ende Januar muss eine Kandidatur eingereicht sein. Fischer erklärte den in der Mehrzahl über 60-jährigen Gästen, was zu tun ist: Wer eben dieses Alter erreicht hat, seit mindestens sechs Monaten unter derselben Adresse in Dortmund wohnt, holt sich die Unterlagen umgehend bei der Stadt ab.

Wichtig ist hier vor allem die Unterschriftenliste. Die möglichen Kandidat*innen brauchen 25 Unterstützungsunterschriften aus ihrem Wohnbezirk. Wer diese Liste unterschreibt, darf jeweils nur eine*n Kandidat*in unterstützen. Diese Liste muss spätestens Ende Januar 2025 dem Wahlamt vorliegen.
Das prüft die Unterschriften und ist dann alles in Ordnung, kommen die Kandidat*innen auf den Wahlzettel für ihren Stadtbezirk. Diese verschickt die Stadt rechtzeitig bis Ende Februar an alle Wahlberechtigten, die ihr Kreuz machen sollen und den Brief zurücksenden. Am 28. März wird ausgezählt.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reaktionen
„Zu Hause älter werden“ – Brackel lädt zum Aktionstag für Senior*innen (PM)
Dortmund-Brackel. Bereits zum 14. Mal lädt das Netzwerk Aktiv ÄlterWerden gemeinsam mit dem Seniorenbüro Brackel am 18. September zum Aktionstag „Zu Hause älter werden“ ein. Die etablierte Informationsveranstaltung widmet sich in diesem Jahr dem Thema „Sicherheit im Alltag“ – und bringt zahlreiche Angebote, Vorträge und Bewegungsformate unter ein Dach. Austragungsort ist wie gewohnt das Arent-Rupe-Haus der Evangelischen Kirchengemeinde Brackel an der Flughafenstraße 7.
Der Tag beginnt um 11:30 Uhr mit einem gemeinsamen Mittagessen, geliefert vom Dortmunder Menüservice. Ehrenamtliche der Evangelischen Kirchengemeinde und Mitarbeitende vom Seniorentreff und Mittagstisch Haus Beckhoff sorgen für das leibliche Wohl. Mit diesem niedrigschwelligen Einstieg sollen Austausch und Begegnung gefördert werden.
Mehr als eine Messe: Informationen, Bewegung, Austausch
Das abwechslungsreiche Programm startet offiziell um 12 Uhr mit Grußworten von Pfarrerin Sandra Sternke-Menne, Bezirksbürgermeister Hartmut Monecke sowie Martin Rutha, Fachbereichsleiter Senioren im Dortmunder Sozialamt. Anschließend folgen Programmpunkte wie Zumba Gold mit Tania Zöllner, ein Entspannungsangebot mit Klangschalen, Tanzaufführungen, Mitmachtänze und eine Live-Demonstration der städtischen App „Gut versorgt in Dortmund“.
Besonders informativ sind die Vorträge, etwa zur Sicherheit im Alltag (Polizei Dortmund), zur persönlichen Notfallvorsorge (DRK), oder zum barrierefreien Wohnen im Alter (Wohnberatung Kreuzviertel-Verein). Auch die LWL-Tagesklinik bringt sich mit einem Bewegungsangebot für alle Teilnehmenden ein.
Den ganzen Tag über gibt es Infostände, bei denen Besucher*innen sich über lokale Pflege- und Gesundheitsangebote informieren können. Zudem werden Blutdruck- und Blutzuckermessungen, Hörtests und Schnupperangebote wie Boule angeboten – ein niedrigschwelliges Bewegungsangebot, das bei älteren Menschen immer beliebter wird.
Starke lokale Unterstützung
Mehr als 25 Organisationen, Einrichtungen und Initiativen aus Brackel und Umgebung beteiligen sich am Aktionstag – darunter Pflegedienste, Krankenkassen, Polizei, Sanitätshäuser, Ehrenamtsinitiativen und selbstorganisierte Gruppen wie die Tanzgruppe 60+ oder die Boulegruppe Dortmund-Wickede. Auch der Seniorenbeirat im Stadtbezirk Brackel ist mit einem Stand vertreten.
Ein wichtiger Ort der Begegnung
„Der Aktionstag hat sich in den letzten Jahren zu einer Art lokaler Messe entwickelt, die nicht nur informiert, sondern echte Begegnungen schafft“, betont das Organisationsteam. Es gehe darum, älteren Menschen konkrete Hilfe anzubieten, sie zu ermutigen, sich zu vernetzen – und ihre Selbstständigkeit im Alltag zu stärken.
Gute Anbindung – Teilnahme kostenlos
Das Arent-Rupe-Haus ist barrierefrei zugänglich und gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar: Die Straßenbahnlinie U43 und die Buslinien 420 und 422 halten in unmittelbarer Nähe. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Wer aus Wickede, Asseln, Wambel oder Neuasseln anreist, kann ebenfalls problemlos teilnehmen – ein gezielter Schritt, um den gesamten Stadtbezirk einzubinden.