Forderung der Kreishandwerkerschaft: „Schülerpraktika im Handwerk sollten Pflichtprogramm werden“

Eine Berufsausbildung ist der Einstieg in ein erfolgreiches Berufsleben. Foto:
Das Handwerk buhlt seit Jahren um die Gunst von jungen Leuten und wirbt für eine Ausbildung. (Archivbild: HWK DO)

Anlässlich der immer drängenderen Nachwuchssorgen im Handwerk setzt sich die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen mit Nachdruck für mehr verpflichtende Schülerpraktika ein. „Rund ein Drittel der ausbildungswilligen Handwerksbetriebe in unserer Region finden derzeit keine geeigneten Auszubildenden. Das sind fast doppelt so viele wie im Vorjahr. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass viele Schüler heute gar nicht mehr wissen, welche Berufe es im Handwerk eigentlich gibt“, so Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger. „Da müssen wir dringend gegensteuern. Denn jede nicht besetzte Ausbildungsstelle ist schon in drei Jahren eine fehlende Fachkraft.“

Bisherige Praxis passt nicht – Mehr Ausbildungsverträge und mehr Verständnis

 Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger
Kreishandwerksmeister Dipl.-Ing. Christian Sprenger

Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 lernen derzeit nach einer Potenzialanalyse im Rahmen der Berufsfelderkundung an drei Tagen drei verschiedene Berufsfelder kennen. In der Regel wird ein Schülerbetriebspraktikum danach zwei bis dreiwöchig in der Jahrgangsstufe 9 oder 10 verbindlich durchgeführt.

Langzeitpraktika im Rahmen des Landesvorhabens „Kein Abschluss ohne Anschluss“ sind eher selten. „Das ist uns viel zu wenig, zumal von den Praktikanten nur ein Bruchteil tatsächlich im Handwerk ankommt“, so Sprenger weiter.

„Wir brauchen eine stärkere Einbindung des Handwerks in die Berufswahl bereits während der Schulzeit in NRW. Insbesondere bei Abiturienten kann es nicht sein, dass einer akademischen Ausbildung, die rund ein Drittel der Studenten später abbricht, immer noch der Vorzug gegeben wird“, kritisiert Sprenger. „Das Handwerk bietet als Alternative sichere Berufskarrieren und auch die Chance auf Selbstständigkeit, z.B. durch Betriebsübernahmen.“

Bundesweite Unterstützung für die Idee kommt unter anderem von der IG BAU

Die Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen fordert deshalb, dass jeder Jugendliche ab der 7. Klasse verpflichtend einmal während seiner Schulzeit ein Praktikum im Handwerk oder den Bildungsstätten des Handwerks absolvieren sollte. „Wir versprechen uns davon nicht nur mittelbar mehr Ausbildungsverträge, sondern auch mehr Verständnis für einen der wichtigsten und leistungsfähigsten Teil der deutschen Wirtschaft“, erklärt Christian Sprenger.

„Wer den Beruf des Tischlers oder Maurers nur aus Youtube-Videos kennt, wird nie verstehen, wie Möbel entstehen oder wie viel Arbeit es ist, ein Haus zu bauen.“ Um dieses Ziel zu erreichen sei nun die Schulpolitik auf Landesebene gefordert.

Unterstützt wird der Standpunkt der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen auch auf Bundesebene. So forderte der stellvertretende IG BAU-Vorsitzende Dietmar Schäfers zum Auftakt der Internationalen Handwerksmesse in München ebenfalls mehr Betriebspraktika während der Schulzeit.

Entsprechende Vorgaben müssten die Kultusministerien der Länder den weiterführenden Schulen machen. 2018 hatte es bundesweit nach Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) erstmals seit Jahren weniger Bewerber als Ausbildungsstellen gegeben. So wurden bis Juli 531.426 Lehrstellen fürs neue Ausbildungsjahr gemeldet, aber nur 501.878 Interessenten.

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