Präventionsmaßnahme vor zunehmenden Extremwetterereignissen

„Emscher-Auen“ sind das größte Hochwasser-Rückhaltebecken der Emschergenossenschaft

Die Emschergenossenschaft ist aktuell dabei, den geplanten Endzustand des Hochwasserrückhaltebeckens herzustellen: Dafür werden die Trenndämme innerhalb des Beckens entfernt und die Emscher renaturiert. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Die Emschergenossenschaft hat vor, bis 2025 das Hochwasserrückhaltebecken „Emscher-Auen“ zwischen Dortmund und Castrop-Rauxel endgültig auszubauen. Im Zuge dessen soll die Emscher auch renaturiert werden. In einem Zwischenzustand befand sich das Hochwasserrückhaltebecken Emscher-Auen, als die Emschergenossenschaft die Anlage 2013 in Betrieb nahm. „Zwischenzustand“ deswegen, weil die Emscher damals noch Abwasser führte und die insgesamt vier Einzelbecken zum Schutz vor dem Schmutz im Trockenwetterfall durch niedrige Dämme von der Emscher getrennt waren.

Im Extremwetterfall wird die Kapazität von sieben Millionen Badewannen zurückgehalten

Mittlerweile ist die Emscher jedoch ein sauberer Fluss und bietet der Emschergenossenschaft die Möglichkeit, die Trenndämme zu entfernen, den geplanten Endzustand des Hochwasserrückhaltebeckens herzustellen und die Emscher zu renaturieren. Vor knapp einem Jahr erfolgte der erste Spatenstich, heute ist ein Teil des alten Emscher-Bettes bereits verfüllt.

Teilweise wurde bereits eine neue Trasse für den Fluss modelliert und der alte Lauf verfüllt.
Teilweise wurde bereits eine neue Trasse für den Fluss modelliert und der alte Lauf verfüllt. Foto: © Rupert Oberhäuser/EGLV

900.000 Kubikmeter Fassungsvolumen besitzen die Emscher-Auen an der Stadtgrenze zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund. Es ist das größte Hochwasserrückhaltebecken der Emschergenossenschaft, größer sogar noch als der Phoenix See in Dortmund-Hörde (maximal 840.000 Kubikmeter).

Nach der Beseitigung der Trenndämme, die seit der Befreiung der Emscher vom Abwasser nicht mehr benötigt werden, bestehen die Emscher-Auen ab spätestens Mitte 2025 aus einem einzigen Becken. Das Fassungsvolumen wird im Endausbauzustand ganze 1,1 Millionen Kubikmeter betragen, das sind 46 Fußballfelder.

„Konkret entspricht das dem Inhalt von sieben Millionen Badewannen, die im Extremwetterfall in den Emscher-Auen zurückgehalten werden können – ein wichtiger Baustein für die weitere Verbesserung des Hochwasserschutzes an der Emscher“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. In Zeiten des fortschreitenden Klimawandels und zunehmender Extremwetterereignisse liefert diese Maßnahme einen wesentlichen Beitrag zur Klima-Resilienz der Region.

Schutz vor Hochwasser soll auch Überflutungen an Flussmündungen verhindern

Der Hochwasserschutz ist seit Gründung der Emschergenossenschaft im Jahr 1899 eine ihrer wesentlichen Aufgaben. „Bei der Umgestaltung der Emscher spielte der Hochwasserschutz eine gewichtige Rolle. Die dabei geschaffenen Rückhalteräume helfen mit, die immer häufiger zu Tage tretenden Auswirkungen des Klimawandels abzumildern“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Das Hochwasserrückhaltebecken befindet sich zwischen Castrop-Rauxel und Dortmund. Foto: © Rupert Oberhäuser/EGLV

Anders als noch 1991 geplant, entstanden im Zuge des Emscher-Umbaus bis heute anstatt 4,6 Millionen mehr als fünf Millionen Kubikmeter an zusätzlichem Retentionsraum zur Optimierung des Hochwasserschutzes.

In Dortmund und Castrop-Rauxel gelegen, also im Osten der Emscher-Region, erzielt das Becken auch im Westen einen erheblichen Effekt. Denn das Prinzip ist: Was in Quellnähe an Wasser zurückgehalten werden kann, kommt erst gar nicht an der Mündung an – kann dort also nicht für Überflutungen sorgen.

Zur Entlastung des Hochwasserrückhaltebeckens Emscher-Auen baut die Emschergenossenschaft darüber hinaus aktuell nur wenige Kilometer östlich das Hochwasserrückhaltebecken Dortmund-Ellinghausen: Es besteht aus mehreren Beckenteilen, die, auf beiden Seiten der Ellinghauser Straße gelegen, knapp 530.000 Kubikmeter Fassungsvolumen bieten. Die Fertigstellung ist für Frühjahr 2024 vorgesehen.

Aktueller Baufortschritt in den Emscher-Auen liegt im angedachten Zeitraum

Die Emscher-Auen umfassen eine Fläche von 33 Hektar. Ganz aktuell arbeitet die Emschergenossenschaft an der Beseitigung des Trenndamms zwischen den Beckenteilen, die in Fließrichtung betrachtet auf der rechten Seite der Emscher liegen. Bereits erfolgt ist die Umleitung der Emscher hinter der A45-Brücke in das erste, auf der linken Seite des Flusses gelegene Becken.

Die Umbauarbeiten sollen bis 2025 andauern. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Hier, und im weiteren Verlauf der „Emscher-Auen“ – der Name verrät es bereits – wird die Emscher zu einer mäandernden Auenlandschaft umgestaltet. Hier bekommt der Fluss die Kurve(n). Die Zeiten der begradigten Gewässertrasse gehören dann endgültig der Vergangenheit an, so wie es das einst offen in der Emscher fließende Abwasser bereits seit Ende 2021 tut.

Das alte, im Zuge der Umleitung der Emscher abgeklemmte Gewässerbett wird mittlerweile verfüllt. Stellenweise erinnert nichts mehr daran, dass hier und dort einmal der dreckigste Fluss Europas geflossen ist. Stattdessen entsteht ein Freiraum, der viel Platz für neues blau-grünes Leben in am und am Wasser ermöglicht.

Als Naherholungsgebiet und Freizeitidyll haben die Menschen die Emscher-Auen längst für sich entdeckt. Die aktuelle Baumaßnahme der Emschergenossenschaft liegt im Zeitplan. Mitte 2025, so der Plan, sollen die letzten Bagger abrücken. Flora und Fauna, und natürlich auch der Mensch können die Emscher-Auen dann vollständig genießen.

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