Ein Ende und ein neuer Anfang: Evangelischer Kirchenkreis Dortmund verabschiedet sich vom Seeferienheim auf Juist

Das Ensemble des Seeferienheims auf Juist besteht aus insgesamt vier Gebäuden, von denen drei stark sanierungsbedürftig sind. Beim Verkauf würden fünf unbefristete MitarbeiterInnen ihre Jobs verlieren. Foto: Evangelischer Kirchenkreis Dortmund
Das Ensemble des Seeferienheims auf Juist besteht aus insgesamt vier Gebäuden, von denen drei stark sanierungsbedürftig sind. Beim anstehenden Verkauf werden kirchliche Interessenten bevorzugt. Foto: Ev. KK Dortmund

Eine Jahrzehnte alte Tradition geht zu Ende. Auf ihrer Sitzung am 26. November 2018 entschied die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund, sich endgültig vom Seeferienheim auf Juist zu verabschieden. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge findet so eine monatelange, kircheninterne Debatte ihr Ende. Doch es ist nicht aller Tage Abend für die Immobilie, denn bei ihrer Veräußerung werden kirchliche Interessenten bevorzugt und die durch den Verkauf erwirtschafteten Zinseinnahmen sollen verbindlich zur Förderung von Freizeiten für Kinder und Jugendlichen reinvestiert werden.

Keine Grundsatzentscheidung über Freizeitangebote sondern wirtschaftliche Notwendigkeit

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Superintendentin Heike Proske leitete erstmals die Synodentagung. Foto: Stephan Schuetze

„Ich bin dankbar für diese Entscheidung“, so Superintendentin Heike Proske. Eine Fortführung des Seeferienheims durch den Kirchenkreis sei aufgrund aller in Auftrag gegebenen Expertisen in keinem Fall möglich gewesen. Auch ihre Stellvertreterin Andrea Auras-Reiffen ist der Überzeugung, dass ein „Weiter So“ einfach keine Option mehr gewesen sei. 

Sie betont, dass die Kreissynode nicht darüber entschieden habe, ob Freizeiten für Kinder und Jugendliche richtig oder wichtig seien, sondern darüber, ob der Kirchenkreis ein eigenes Haus für diese Aktivitäten auf Dauer sinnvoll bewirtschaften könne.

Das Seeferienheim auf Juist wurde jedoch in den vergangenen Jahren immer weniger genutzt. Kaum ein Viertel der Gemeinden nutzte das Angebot und die Gebäude auf Juist sind stark sanierungsbedürftig. Für die Instandsetzung müssten mehrere Millionen Euro aufgebracht werden.

Betrieb des Seeferienheims wird zum Ende des Jahres 2019 eingestellt

In den letzten Jahren gehen die Besucherzahlen kontinuierlich zurück.
In den letzten Jahren gehen die Besucherzahlen kontinuierlich zurück.

Der Betrieb des Seeferienheims unter Trägerschaft des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund wird nun Ende 2019 endgültig eingestellt. „Auch wenn es zunächst das Ende bedeutet, ist die Entscheidung auch für die MitarbeiterInnen auf Juist eine wichtige, denn sie bringt sie aus ihrer unsicheren Situation und verschafft dem Kirchenkreis Handlungsperspektiven,“so Proske.

Im Zuge der Entscheidung hatte sich die Initiative „Rettet Juist“ für den Erhalt des Seeferienheims stark gemacht. Auf Grundlage eines Vorschlags der evangelischen Lydia-Gemeinde Dortmund hatte man beantragt die Entscheidung über die Zukunft des Heims auf die nächste Synodentagung im Sommer 2019 zu vertagen, um neue, langfristig und nachhaltig ausgelegte Nutzungskonzepte für das Gebäudeensemble auf Juist zu entwicklen.

Die nun herbeigeführte Entscheidung schließt diese Pläne aus, allerdings hatte die Initiative auch die Kirchliche Zusatzversorgungskasse (KZVK) als potentiellen Käufer ins Spiel gebracht. Der von der Synode gefasste Beschluss zum Verkauf, sei laut Auras-Reiffen die Voraussetzung um überhaupt ein Bieterverfahren starten zu können.

Ein Ende, das genug Raum für Hoffnungen und Perspektiven einräumt

In der Synode sitzen Repräsentanten der Kirche in Dortmund, Lünen und Selm. Foto: Stephan Schuetze
In der Synode sitzen Repräsentanten der Kirche in Dortmund, Lünen und Selm. Foto: Stephan Schuetze

Bei diesem werden nun also kirchliche Interessenten bevorzugt. Falls die KZVK die Immobilie übernimmt und saniert ist eine genossenschaftliche Geschäftsführung denkbar.

Das baldige Ende bedeutet also eigentlich eher eine Transformation in wirtschaftlicher Art, die eine Perspektive für das Seeferienheim in kirchlichem Besitz eröffnet, wodurch Kinder und Jugendliche auch in Zukunft weiter in den Genuss von Ferienfreizeiten auf Juist kommen könnten.

Außerdem verabschiedete die Synode den Haushaltsplan für den Kirchenkreis und seine Einrichtungen. Der Verwaltungsleiter David Böhm resümmierte zum Thema Kirchensteuer, die sich nach wie vor dem Trend der letzten Jahre anpasse und sich auf hohem Niveau bewege. Dennoch sei die Lage „trügerisch“. Er prognostizierte auf Grundlage einer Einschätzung der Evangelischen Kirche Deutschlands, dass die Kirchensteuer bundesweit bis zum Jahr 2030 um 16 Prozent sinken wird.

Weitere Ergebnisse der Tagung des EvangelischenKirchenparlaments

Die Kreissynode setzt sich aus 243 Mitgliedern aus 28 Kirchengemeinden zusammen. Foto: Stephan Schuetze
Die Kreissynode setzt sich aus 243 Mitgliedern aus 28 Kirchengemeinden zusammen. Foto: Stephan Schuetze

Aus heutiger Sicht bedeute dies für den Kirchenkreis Dortmund, dass man rund sechs Jahre Zeit habe, Strukturanpassungen vorzunehmen, „um dann mit sinkenden Einnahmen die für uns sinnvolle Arbeit mit den notwendigen Mitteln leisten zu können.“

Zu guter Letzt bestimmte die Kreissynode Dr. Judith Kittler aus der Evangelischen Kirchengemeinde Schüren zum stellvertretenden , nichttheologischen Mitglied im Kreissynodalvorstand, dem geschäftsführenden Organ der Synode. Pfarrerin Monika Holthoff wurde zum neuen Mitglied im Finanzausschuss gewählt. 

Die Kreissynode ist das oberste Entscheidungsgremium des Evangelischen Kirchenkreises. Ihr gehören 243 Mitglieder an, die alle 28 Kirchengemeinden sowie die Dienste und Handlungsfelder der Kirche in Dortmund, Lünen und Selm repräsentieren.

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Kircheninterne Debatte um die Zukunft des Seeferienheims auf Juist: Kreissynode Dortmund entscheidet am Montag

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