Dortmund 2030: Verwaltung erwartet Bevölkerungswachstum auf solider sozialer und wirtschaftlicher Basis

Dortmund wächst und prosperiert - so sieht es zumindest die Stadtspitze.
Laut Stadtverwaltung wächst und prosperiert Dortmund und so soll es auch bis 2030 weitergehen. Die Stadtspitze sieht sich gut vorbereitet für die damit einhergehenden zukünftigen Aufgaben. Fotos: Alex Völkel/Archiv

Der Leitgedanke des Zukunftsszenarios 2030 ist es, die positiven Trends der Dortmunder Bevölkerungsentwicklung nachhaltig zu stärken. Das hatte der Rat im Mai 2018 beschlossen.Welche Strategie muss die Stadtverwaltung verfolgen, um den zu erwartenden Aufgaben hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung gerecht zu werden? Um dies herauszufinden, wurden mehrere Szenarien erarbeitet, darunter auch Extremsituationen wie überdurchschnittlicher Bevölkerungszuwachs und starke Schrumpfung. Der nun vorliegende Abschlussbericht zeigt sowohl den Abgleich der Dortmunder Verwaltungsaufgaben und -leistungen mit dem gezeichneten Zukunftsbild auf als auch die Darstellung des Gesamtprozesses. 

Leichter Nachholbedarf – Stadtverwaltung sieht sich gut aufgestellt für die Zukunft

In Form eines „Verwaltungschecks“ wurde überprüft, ob die Zielvorstellungen, Maßnahmen und Handlungsfelder der einzelnen Fachbereiche mit den Inhalten des Zukunftsszenarios übereinstimmen. Die Fachbereiche waren bei der Methodik zur Erarbeitung des Zukunftsprogramms eingebunden. ___STEADY_PAYWALL___

Mitten in der City realisiert der Spar- und Bauverein einen großen Wohn und Geschäftskomplex.
U.a. in Sachen Wohnungszugangsstrategie soll nachgebessert werden.

Die Überprüfung hat insgesamt ergeben, dass sich die Stadt Dortmund mit den vorhandenen Arbeitsmitteln und Instrumenten auf eine sehr umfangreiche und gute Basis an Maßnahmenpaketen berufen kann, um die eigens im Szenario formulierten, wünschenswerten Zielvorstellungen zu erreichen. 

Der Großteil der Angebote und Leistungen der Dortmunder Stadtverwaltung (23 von insgesamt 45 geprüften Instrumenten und Arbeitsmitteln) wirkt bereits auf die Erfüllung des Szenarios hin und weist nach aktuellem Stand wenig bis keinen Nachsteuerungsbedarf auf (bspw. Nachhaltigkeitsberichterstattung, Masterplan Wissenschaft, Masterplan Digitalisierung).

Dennoch wurden auch insgesamt 17 Instrumente und Arbeitsmittel identifiziert, die quantitativ noch unterrepräsentiert sind oder in einigen Aspekten Nachholbedarfe aufweisen (z. B. Masterplan Wirtschaftsflächen, Wohnungszugangsstrategie). Grundsätzlich gilt jedoch: es müssen nicht neue Instrumente und Arbeitsmittel konzipiert, sondern die bestehenden eher weiter entwickelt werden.

Verwaltungscheck auf Grundlage der verschiedenen Szenarien

Das Zukunftsprogramm dient der Überprüfung der Aufgaben und Leistungen der Dortmunder Stadtverwaltung vor dem Hintergrund aktueller und künftiger Bevölkerungsentwicklungen. Anhand der Szenario-Technik wurden zunächst zwei Extremszenarien formuliert, die einen Entwicklungskorridor beschreiben. Darauf aufbauend wurde ein wünschenswertes, richtungsweisendes Zukunftsszenario entwickelt, auf dem dann der sogenannte „Verwaltungscheck“ fußte. 

Die Themen Mobilität und Digitalisierung spielen eine wichtige Rolle im Zukunftsszenario.

Das Zukunftsszenario diente also der weiteren Ausarbeitung des Zukunftsprogramms Dortmund. Die Dortmunder Statistik hat in einem anknüpfenden Schritt eine Modellrechnung (keine Prognose!) für die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2030 erstellt, die auf den jeweiligen Szenarien beruht. So soll der Entwicklungsspielraum fundierter und greifbar gemacht werden, die bislang textliche Beschreibung des Zukunftsszenarios wird anschaulicher anhand von Zahlen. 

Zum Vergleich sind in der Grafik auch die IT.NRW-Zahlen aufgeführt. Dahinter steht allerdings eine Prognose der Landesstatistik, die nichts mit den Dortmunder Szenarien zu tun hat. Die Berechnung wurde sowohl für das Zukunftsszenario Dortmund 2030 als auch für zwei Extremszenarien (Schrumpfungs- und Wachstumsszenario) erarbeitet, um den Entwicklungskorridor abzubilden. Dabei handelt es sich also um keine klassische Bevölkerungsprognose, sondern um verschiedene Größenordnungen, die sich immer nur auf das jeweilige Szenario beziehen. 

Verschiedene Szenarien wirken sich unterschiedlich auf das Bevölkerungswachstum aus

Die Ausgangsbevölkerung im Jahr 2017 (601.780 Personen) wird sich demnach in den beschriebenen Szenarien unterschiedlich entwickeln. Treten die Annahmen des Schrumpfungsszenarios ein, dann wird die Bevölkerung bis 2030 um fast 15.000 Personen schrumpfen. 

Im Zukunftsszenario (618.251) und Wachstumsszenario (627.922) wird eine deutliche (+16.471) bzw. sehr hohe (+26.142) Bevölkerungszunahme erwartet. Die Bevölkerungsprognose des IT.NRW erwartet bis 2030 eine Zunahme um 21.224 Personen und liegt damit zwischen Zukunfts- und Wachstumsszenario.

Die IT.NRW Prognose errechnet für 2030 eine Bevölkerung von 607.824 Personen. Da das IT.NRW für 2017 eine Ausgangsbevölkerung in Dortmund von 586.600 Personen annimmt, liegt die Zunahme bei 21.224 Personen. Diese wurden zur besseren Vergleichbarkeit auf den Bestand des Dortmunder Registers addiert.

Dortmund ist vielseitiger denn je: Zukunftsszenario (Auszug aus Narrativ): 

Das wünschenswerte Szenario beschreibt Dortmund im Jahr 2030 als eine lebenswerte und facettenreiche Stadt für alle Einwohnerinnen und Einwohner. Als traditionsbewusste und authentische Kommune ist sich Dortmund seiner Wurzeln bewusst, hat aber konsequent am Strukturwandel gearbeitet. 

Die Stadt hat sich neue Kompetenzfelder in Wirtschaft und Wissenschaft erschlossen und ist vielseitiger denn je. Dortmund ist historisch gesehen eine Zuwanderungsstadt und offen für alle Menschen. Die Identifizierung mit der eigenen Stadt bindet auch zukünftige Generationen an Dortmund, die bis ins hohe Alter hier ihren Lebensmittelpunkt haben.

Dabei agiert die Stadt verantwortungsbewusst und nachhaltig und ist sowohl digital als auch sozial vernetzt. Insgesamt steht die Stadt nicht still und arbeitet weiter an den Voraussetzungen für eine positive Entwicklung.

Schlechte Infrastruktur und öde Quartiere im Schrumpfungsszenario (Auszug aus Narrativ)

Abstand halten - das ist das Gebot der Stunde. Diese Forderung teilt auch das Dortmunder U.
Schlechte Aussichten für das Dortmunder U im Schrumpfungsszenario. Foto: Alex Völkel/Archiv

Dortmund hat wenig städtisches, urbanes Flair. Vorzeigeprojekte wie das Deutsche Fußballmuseum und das berühmte Dortmunder U als ehemalige Kulturmarke haben mangels ausreichender Besucher*innenzahlen ihren Glanz verloren. 

Als Großstadt und Oberzentrum kann Dortmund sich nicht mit städtebaulichen und architektonisch herausragenden Vorzeigeprojekten rühmen. Die Stadt scheiterte bis heute an dem Versuch, attraktiven Wohnraum in lebendigen Quartieren für alte und neue Bewohner*innen zu schaffen. 

Gemischte, urbane Viertel bleiben eine Wunschvorstellung, da sich in den letzten Jahren Nutzungen immer mehr räumlich voneinander entfernt haben. Der Lebensmittelmarkt ist nicht „um die Ecke“ erreichbar, zum Sport oder in den Park kann man nicht spazieren oder mit dem Rad fahren.

Nachhaltigkeit, Individualität und Vielfalt im Wachstumsszenario (Auszug aus Narrativ)

Dortmund ist eine urbane Stadt. Kompakte Strukturen ermöglichen die Verknüpfung individueller Ansprüche an den Lebensalltag. Alle Bevölkerungsgruppen schätzen die Vielfalt und die Lebensqualität Dortmunds. Das Mobilitätsangebot der Stadt spricht für sich: Kurze, barrierefreie Wege fördern die umweltfreundliche Teilhabe am Verkehr. 

Aufenthalts- und Freizeitmöglichkeiten wie sie beispielsweise auf dem jüngst ausgebauten Boulevard Kampstraße oder im Unionviertel zu finden sind, sind Zeichen lebendiger urbaner Quartiere in Dortmund. Sie ergänzen die nach wie vor beliebten und etablierten Treffpunkte im Kreuz-, Saarlandstraßen- und Klinikviertel. Es tummeln sich dort Studierende und junge Kreative.

Abschlussbericht als Grundlage für weitere Maßnahmen

Die letzte Phase des Zukunftsprogramms beschreibt die Anwendung und Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse, um auf das für die Stadt Dortmund gezeichnete Zukunftsbild gemäß Szenario hinzuwirken. Die zusammengestellten Informationen dienen dabei als Handreichung und geeignete Grundlage, je nach Themenkomplex weitere notwendige Schritte einzuleiten bzw. Prozesse anzustoßen, um die noch vorhandenen Lücken zu schließen und sich der Erreichung der Zielvorstellungen sukzessive weiter anzunähern.

Das können die Erarbeitung weiterer Analysen und Handlungsstrategien etc., die weitere, vertiefende und praxisorientierte Anwendung bereits existierender Maßnahmen und Handlungsstrategien sein sowie die Transformation der gesamtstädtisch angelegten Masterpläne, Konzepte, etc. auf einzelne Stadtbezirke/ Quartiere. 

 

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Reaktionen

  1. Die Fraktion Linke+ fragt: Wohnungsneubau – Wo bleiben die Gemeindewohnungen? (PM)

    Die Fraktion Linke+ fragt: Wohnungsneubau – Wo bleiben die Gemeindewohnungen?

    Auch im neuen Jahr hat sich nichts an der Situation geändert: Wohnraum in Dortmund ist knapp. Und preisgünstiger Wohnraum in Dortmund ist besonders knapp. Gerade für kleine Wohnungen haben sich Mieten in den vergangenen Jahren teilweise sogar verdoppelt! Einkommensschwache Haushalte werden durch die ständig steigenden Mieten – und auch die steigenden Nebenkosten – immer mehr belastet. Die Fraktion DIE LINKE+ will deshalb – wie schon im Wahlkampf angekündigt – Wohnungsbau für untere Einkommensschichten forcieren.
    „Wir werben weiterhin für das Wiener Modell der Gemeindewohnungen“, erklärt Utz Kowalewski, Fraktionsvorsitzender und wohnungspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE+. Der Weg für den Bau solcher Gemeindewohnungen wurde in Dortmund auch schon längst bereitet: Denn die Stadt Dortmund verfügt über eine eigene Stadtentwicklungsgesellschaft, die die Aufgabe hat, auf städtischen Grundstücken günstigen Wohnraum zu schaffen. Und das möglichst zügig. „Doch von großen Aktivitäten haben wir noch nichts gehört“, sagt Kowalewski. „Eigentlich eher gar nichts.“ Seine Fraktion will deshalb im Wohnungsausschuss am 3. Februar nachbohren. „Wir wollen wissen, wie und ob die Stadtentwicklungsgesellschaft Wohnungsnot aktiv bekämpft und welche Bau-Maßnahmen ganz konkret geplant sind.“
    Die Zeit dränge, meint Kowalewski. Jeder 2. Dortmunder – also 300.000 Menschen – habe Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, also auf eine Sozialwohnung. Doch es gebe nur noch rund 20.000 Sozialwohnungen in Dortmund. (Quelle: Wohnungsmarktbericht der Stadt Dortmund). „Das reicht hinten und vorne nicht“, sagt Kowalewski. „Ganz im Gegenteil: Wir brauchen in Dortmund jedes Jahr 1000 neue Gemeindewohnungen.“

    Anfrage der Fraktion DIE LINKE+ für den Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt, Stadtgestaltung und Wohnen (AKUSW) am 3. Februar 2021:

    Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
    in Dortmund herrscht nach wie vor Wohnungsnot. Ein Weg der Stadt Dortmund sich mehr auf dem Wohnungsmarkt zu engagieren wurde vom AUSW vorgezeichnet. Der Ausschuss war sich einig, dass die Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft für die Stadt bezahlbaren Wohnraum errichten soll. Der Stadtentwicklungsgesellschaft kommt daher eine Schlüsselstellung für die Bekämpfung der Wohnungsnot für Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen zu. Vor diesem Hintergrund bittet die Fraktion DIE LINKE+ um die Befassung der nachfolgenden Fragenstellungen:

    1) Wir bitten um einen Bericht zu den Aktivitäten der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft im abgelaufenen Kalenderjahr 2020.

    2) Wir bitten um Vorlage des Wirtschaftsplanes der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft für das Jahr 2021.

    3) Wir regen die Einladung der Geschäftsführung der Dortmunder Stadtentwicklungsgesellschaft in den AKUSW an, um die anstehenden wohnungswirtschaftlichen Themen miteinander zu besprechen.

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