Die vierte Hafengeneration: Fußball kennt in der Nordstadt keine Grenzen und keine Sprachprobleme

Die Jungs von der Fußballmannschaft Hafenkicker spielen in der Nordstadtliga. Foto: Klaus Hartmann
Die Jungs von der Fußballmannschaft „Die 4. Hafengeneration“  spielen in der Nordstadtliga. Foto: Klaus Hartmann

„Fußball kennt keine Grenzen. Fußball geht immer. Egal in welchem Alter oder in welcher Sprache. Hauptsache, der Ball rollt“, sagt Mirza Demirović, Streetworker der AWO.

Und so kicken in der von ihm betreuten Dortmunder Nordstadtliga – Deutschlands zweitgrößter interkulturellen Straßenfußball-Liga, nach München – Teams in allen Altersgruppen und Spieler, deren Eltern aus allen möglichen Ecken der Welt stammen: Griechenland, Türkei, Polen, dem arabischen Raum… „Die meisten Jungs haben Migrationshintergrund“, sagt Mirza Demirović, selbst Bosnier.

Multikulti-Truppe spielt erfolgreich in der Nordstadtliga

Ein Team, das in der Nordstadtliga kickt, ist die „4. Hafengeneration.“ Ebenso wie die anderen Teams sind diese jungen Kicker ein Abbild der multikulturellen Nordstadt. Sprachprobleme gibt es keine. Man verständigt sich in der Dortmunder Hafensprache, einem Mix aus Deutsch und Wörtern aus aller Welt.

„Para“ etwa bedeutet Geld. Doch um Geld geht es nicht. Es geht um den Spaß und natürlich um den Sport, um Gemeinsamkeiten wie Ausflüge, Grill- oder Zuckerfeste.

Nicola Pontoriero, Italiener, der mit seinen „Tornados“ vom Hafen zum Sportplatz des Jugendtreffs KONKRET gekommen ist, um an diesem Spieltag Punkte gegen die „4. Hafengeneration“ zu holen, ist der wahre Hintergrund klar. „Es geht darum, dass wir keinen Mist bauen, sondern nach zwei bis drei Stunden Fußball kaputt sind“, grinst der 24-Jährige.

„Wir bauen keinen Mist“, sagt der Deutsch-Türke Olcay Oslu, der mit zehn Kumpels zum Team „4. Hafengeneration“ gehört. „Wir spielen am liebsten Fußball. Ansonsten spielen wir Karten oder chillen.“ Jeder aus seiner Mannschaft gehe zur Schule, mache eine Ausbildung oder habe zumindest einen Nebenjob, etwa als Kellner, versichert er.

Die Spieler kennen sich schon seit Jahren und sind alle in der Nordstadt groß geworden

Die Jungs der „4. Hafengeneration“ – einer ist 16, die anderen sind bereits über 18 – sehen sich jeden Tag, entweder auf dem Sportplatz oder im AWO Teens- und Jugendtreff im Hafen. „Wir kennen uns seit Jahren, wir sind ja alle in der Nordstadt groß geworden“, sagt Olcay.

Jahrelang spielen sie auch schon Fußball. In allen Altersgruppen. Doch erst seit 2014 gibt es auch ein Angebot für die Altersklasse Ü 18. Initiiert von Mirza Demirović – sehr zur Begeisterung der betroffenen Altersgruppe. Auch die AWO hat für Begeisterung gesorgt und die schwarz-weißen Trikots für die „4. Hafengeneration“ spendiert. Olcay Oslu zeigt stolz die Buchstaben HFN 4 auf seiner Brust.

Neben dem regelmäßigen Punkt-Spiel in der Nordstadtliga findet noch einmal in der Woche Training statt. Vielmehr: Es wird gepöhlt, wie es im Revier heißt. Denn die Mannschaften sind offen, ebenso wie das Training. Jeder kann kommen und gehen. Eine Mitgliedschaft gibt es nicht. Auch die straffen Regeln von eingetragenen Fußballvereinen gelten nicht. Das ändert sich, sobald wieder ein Spiel in der Nordstadtliga angepfiffen ist. Dann sorgt Schiedsrichter Abdelkader Salhi dafür, dass sich keiner daneben benimmt. Wenn es klappt, winken neben den Sieger-Punkten auch noch Punkte für Fairness. Und Punkte für Pünktlichkeit.

 

HINWEIS:

Nordstadt-Logo farbig

– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.

– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  “Wir: Echt Nordstadt” ist bis Ende September 2015 am Big Tipi im Fredenbaumpark zu sehen.

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