Das Ende der „Wilden Gärten“ rückt näher

Yesil Bostan
Das Ende der Gärten scheint besiegelt – hier ein Bild aus „besseren“ Tagen. Archivfoto: Planerladen

„Yesil Bostan“  – das heißt so viel wie „Gemüsegarten-Verein“ – hat mit einem klassischen Kleingartenverein wenig gemeinsam. Aber er ist irgendwie wie die Nordstadt – unkonventionell, immer etwas unordentlich, leicht chaotisch. Aber auch Heimatgefühl und viel Herzblut stecken darin. Doch das Ende kommt immer näher.

Rat hat Ausweisung der Gewerbefläche beschlossen

Der Rat hat am Donnerstag bei Stimmenthaltung von Bündnis 90/Die Grünen beschlossen, die 90 Hektar große Fläche im Bereich Burgholzstraße/Eisenstraße als Gewerbefläche auszuweisen. Für die 49 Grabeland-Pächter – zumindest auf dem 11.500 Quadratmeter großen städtischen Teil des Grundstücks – bedeutet das nun das endgültige Aus. Bereits im Jahr 2009 bekamen sie die Kündigung. Jetzt endet die Geschichte endgültig, die im Jahr 2000 mit der eigentlich illegalen Inanspruchnahme durch türkischstämmige Anlieger begann. Sie legten dort ungefragt Gemüsegärten an.

Aus den „Wilden Gärten“ wurde 2004 ein legaler Verein

Yesil Bostan
Stolz präsentierten die ersten „legalen“ Nutzer im Jahr 2004 ihre Gärten. Archivfoto: Alex Völkel

Im Jahr 2004 wurden die als „Wilde Gärten“ bekannt gewordenen Parzellen in geordnete Bahnen überführt. Unter Moderation des Planerladens und in Abstimmung mit der Stadt wurde ein Verein gegründet. Im Jahr 2009 kündigte die Stadt allerdings den Pachtvertrag für den städtischen Teil an der Burgholzstraße. Lediglich die 20 Gärten auf dem Areal von ThyssenKrupp an der Eisenstraße blieben.

Der Verein räumte daher Ende 2009 die städtischen Parzellen. Doch dann passierte nichts. Wilde Müllkippen entstanden und neue – illegale – Nutzer besetzten diesen Teil der Fläche. „Der Verein konnte das nicht verhindern“, berichtet Ali Sirin vom Planerladen. Der Konfliktmanager begleitet den Verein, der nur türkischstämmige Mitglieder hat. Erstmals kam so sogar ein deutscher „Nutzer“ hinzu.

 TKS hat bislang noch nicht gekündigt

Trotz der Ratsentscheidung gibt es den Verein noch. Denn bislang hat ThyssenKrupp als Eigentümer der zweiten Teilfläche noch keine Kündigung ausgesprochen, weiß Sirin. Allerdings können die Verträge jährlich gekündigt werden. Die Pächter warten also besorgt ab, wie lange sie ihre (Gemüse-) Gartenparadiese noch haben.

Die Grünen in der Bezirksvertretung und im Fachausschuss hatten vergeblich versucht, die Entscheidung über die Ausweisung der Gewerbefläche auf September zu verschieben. So sollte geprüft werden, ob ansiedlungswilligen Firmen nicht alternative Flächen, zum Beispiel auf dem Gelände der Westfalenhütte, angeboten werden könnten.

Suche nach Alternativen für Gartennutzer

„Ebenso soll geprüft werden, ob eine Ausweichfläche für die Gärtner angeboten werden kann“, betonte Mustapha Essati, Fraktionssprecher der Grünen in der Nordstadt-BV. „Gerade in einem Stadtteil mit vielen jungen Familien muss es auch Möglichkeiten für die Bewohner geben, die sich eine Parzelle in einem Kleingartenverein nicht leisten können. Grabelandflächen wie die Burgholzstraße sind nicht nur ein grüner Fleck in der sonst eher grauen Nordstadt, sie dienen auch der sozialen Stabilisierung im Quartier“, so der Grünen-Politiker.

„Der OB hat gesagt, dass nach Alternativen gesucht wird“, betont auch Sirin. „Wie ernst das gemeint ist, wird sich zeigen.“ In einen klassischen deutschen Kleingarten werden die Mitglieder sicher nicht umziehen (können). „Yesil Bostan ist etwas anarchistischer“, sagt der Konfliktmanager lachend. Eben ein Stück Anatolien in Dortmund. Oder wie es die Quartiersmanager sagen würden: „Echt Nordstadt – Wilde Heimat“.

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Reaktionen

  1. Felix

    Die kosten für eine Kleingartenparzelle sind aber schon überschaubar. Die einmalige Übernahme berechnet sich ja nach der Ausstattung und dem Zustand des Gartens. Das fängt bei 1000€ an. Die laufenden Kosten würde ich jetzt mal auf 400€ pro Jahr schätzen.
    Und warum „können“ die Mitglieder nicht in einen Kleingartenverein?

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