Bilanz des Tierheims Dortmund für 2018: 1.156 Tiere fanden eine vorübergehende Unterkunft in der Hallerey

25.000 Tier wurden in 25 Jahren abgegeben. Nur ein Drittel ging an ihre Besitzer zurück. Foto: Alex Völkel
Insgesamt 1.156 Tiere fanden im abgelaufenen Jahr im Tierschutzzentrum Hallerey eine vorübergehende Unterkunft. Die Zahl von Hunden, die durch das Veterinäramt und andere Ordnungsbehörden 2018 sichergestellt wurden, hat sich in Dortmund massiv erhöht. Fotos: Alex Völkel

374 Hunde, 396 Katzen und 386 Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Ziervögel oder Schildkröten: Insgesamt 1.156 Tiere fanden im abgelaufenen Jahr im Tierschutzzentrum Hallerey eine vorübergehende Unterkunft. Damit hat die Zahl an aufgenommenen Haustieren gegenüber dem Vorjahr mit 1.035 Tieren um zwölf Prozent zugenommen. Dabei blieb die Anzahl der als Fundtiere ins Tierheim gebrachten Haustiere mit 578 nahezu konstant (2017: 581 Fundtiere).

Nur etwa die Hälfte der Fundtiere wird wieder von den BesitzerInnen abgeholt

Nur knapp die Hälfte der Fundtiere wird auch tatsächlich wieder von EigentümerInnen abgeholt.
Nur knapp die Hälfte der Fundtiere wird auch tatsächlich wieder von EigentümerInnen abgeholt.

„Leider wird nur knapp die Hälfte der Fundtiere auch tatsächlich wieder von EigentümerInnen abgeholt. Bei den Hunden liegt diese Quote mit zirka 80 Prozent höher, bei Katzen und Kleintieren niedriger. Vieles spricht dafür, dass die nicht abgeholten Tiere vorsätzlich ausgesetzt wurden – übrigens nach dem Tierschutzgesetz eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße von bis zu 25.000 Euro geahndet werden kann“, erläutert der Tierheimleiter Dirk Rojahn.

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Dabei ist zu beobachten, dass immer mehr exotische Haustierarten als Fundtiere im Tierheim landen: In 2018 wurden neben Geckos, Bartagamen, artgeschützten Schildkröten, Korn- und Erdnattern auch ein Chamäleon und eine Boa im Tierheim untergebracht. Da diese Tiere oftmals besondere Haltungsbedingungen benötigen, erschwert sich die Arbeit der Tierpflegerinnen und Tierpfleger entsprechend.

Mehr Tierabgaben und Notpflegen im Tierheim Dortmund zu verzeichnen

Dagegen stieg die Zahl der von Eigentümerinnen und Eigentümern abgegebenen Tiere von 147 auf 190 weiter an. Sorgen bereitet dem Tierheim auch die Fälle sogenannter „Notpflegen“: Hierbei handelt es sich um Tiere, deren Halterinnen und Halter in Notlagen wie Krankheit, Wohnungsverlust oder vergleichbare Situationen geraten. So kamen im letzten Jahr 179 Tiere zur Notpflege ins Tierheim (2017: 131).

„Bei Notfällen gibt es oft keine Vorkehrungen zur Versorgung der eigenen Haustiere. Feuerwehr und Ordnungsbehörden sind immer öfter dazu gezwungen, die zurückbleibenden Tiere ins Tierheim zu bringen“, berichtet Dirk Rojahn.

Illegaler Welpenhandel beschäftigt die Behörden – Verstöße gegen den Seuchenschutz

Sechs vernachlässigte Labradore warten auf ein neues Zuhause.
Für ein paar hundert Euro gibt es keinen Rassewelpen!

Auch die Zahl von Hunden, die durch das Veterinäramt und andere Ordnungsbehörden 2018 sichergestellt wurden, hat sich in Dortmund massiv erhöht: Waren es 2017 noch 60, wurden 2018 111 Hunde in die Obhut des Tierheims gegeben. Darunter waren 49 aus dem Ausland importierte Junghunde und Welpen, die auf Grund fehlender Impfungen und ungültiger oder fehlender Gesundheitszertifikate (Impfpässe u.Ä.) aus tierseuchenrechtlichen Gründen in eine Quarantäne genommen werden mussten.

Viele dieser Tiere wurden von Dortmunder Bürgerinnen und Bürger über Internetanzeigen zu vergleichsweise günstigen Preisen gekauft und gehören zu den besonders beliebten Hunderassen wie Chihuahua, Mops, Malteser, ShiTzu oder französische Bulldogge. Diese Tiere stammen vielfach aus Vermehrungszuchten im Ausland und wurden unter Missachtung der Seuchenschutzvorschriften importiert.

Oftmals sind die Welpen bereits beim Verkauf krank und leiden unter Darmparasiten, Infektionen oder ansteckenden Hundekrankheiten wie Staupe oder Parvovirose. Wird bei einem Tierarztbesuch der Impfschutz geprüft und festgestellt, dass der Welpe ohne gültigen Tollwutschutz eingeführt wurde, muss das Veterinäramt eingreifen und eine Quarantäne des Tieres anordnen.

Für den Käufer des vermeintlichen Schnäppchens ist dies doppelt ärgerlich, muss er doch für die Kosten der – mindestens dreiwöchigen, mitunter sogar mehrmonatigen – Unterbringung im Tierheim bezahlen und kann in der für den Junghund wichtigen Prägephase keinen Kontakt zu seinem Haustier aufnehmen.

Dirk Rojahn: „Für ein paar hundert Euro gibt es keinen Rassewelpen!“

Statistisch werden jeden Tag drei neue Tiere durch das Tierheim aufgenommen. Davon wird ein Tier wieder abgeholt, zwei Tiere werden täglich durch uns an Familien neu vermittelt.
Insgesamt 779 Tiere konnten an neue BesitzerInnen vermittelt werden.

Interessenten sollten sich vorher immer umfassend informieren und sich auf keinen Fall über Kleinanzeigenportale zum Ankauf der Tiere an Tankstellen, auf Autobahnparkplätzen oder an der Haustür verleiten lassen, sorgfältige Kaufverträge verlangen und sich beim leisesten Zweifel – auch nicht aus Mitleid – mit einem süßen Welpen zum Kauf hinreißen lassen.

„Für ein paar hundert Euro gibt es keinen Rassewelpen!“, betont Tierheim-Leiter Dirk Rojahn. Das Ordnungsamt gibt gerne Auskunft, worauf zu achten ist; Kontakt: Abteilung Lebensmittelüberwachung und Veterinärwesen, Telefon 50-23970.

An neue Besitzerinnen und Besitzer konnten 2018 insgesamt 779 Tiere, davon 119 Hunde, 328 Katzen und 332 Kleintiere und Vögel, vermittelt werden. Somit wurden die Vorjahreszahlen mit 676 Tiervermittlungen deutlich überschritten. Zum Jahreswechsel waren noch 51 Hunde, 54 Katzen und 48 Kleintiere in der Hallerey untergebracht.

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Reaktionen

  1. Tierheim Dortmund (Pressemitteilung)

    Mäuseliebhaber gesucht: Tierheim Dortmund vermittelt 63 „Not-Felle“ – ausgesetzt unter einer Brücke

    Unter einer Brücke am Dorstfelder Hellweg fanden Polizeibeamte in der vergangenen Woche eine wahre Mäuseplage vor: 63 Tiere der Gattung „Vielzitzenmaus“ waren dort ausgesetzt worden, offenbar von einem überforderten Halter. Die Tiere landeten im städtischen Tierheim an der Hallerey.

    „Im Karton waren 27 männliche und 36 weibliche Mäuse, viele der Mausdamen sind vermutlich tragend. Offensichtlich waren die Mäuse nicht nach Geschlechtern getrennt untergebracht. Bei einem Fortpflanzungszyklus von gerade 24 Tagen und Wurfgrößen bis zu 22 Tieren wird so ziemlich schnell aus einem süßen Mäusepaar eine unüberschaubare Mäuseschar“, sagt die stellvertretende Tierheimleiterin, Ellen Neumann. Das Tierheim sucht für die kleinen Nager nun neue Eigentümer.

    Vielzitzenmäuse stammen ursprünglich aus Afrika und sind ausgeprägte Gruppentiere. Die Mäuse werden deshalb nur in Kleingruppen ab mindestens vier Tieren vermittelt – natürlich nach Geschlechtern getrennt. Für die kleinen „Notfelle“ benötigt man eine ausbruchssichere Unterkunft von ca. 100 x 50 cm Grundfläche und einem Meter Höhe, so dass mehrere Etagen für das Mäusedomizil eingerichtet werden können.

    Die Tiere werden ca. 18 bis 30 Monate alt und sind nacht- bzw. dämmerungsaktiv. Gefüttert werden sie mit Saaten, Kräutern und Gemüse sowie kleinen Futterinsekten. Für „Mäuseanfänger“ stehen die Tierpfleger des Tierheims in der Hallerey gerne beratend zur Verfügung.

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