Die Stadt Dortmund wirft für die Fußball-Europameisterschaft EURO 2024 ihren Hut in den Ring. Nach dem Sonderältestenrat hat auch der Finanz-Ausschuss mit großer Mehrheit grünes Licht gegeben, sich als Austragungsort von EM-Spielen zu bewerben. Die Stadt Dortmund war als nahezu einzige Stadt sehr kritisch mit dem Anforderungen von DFB und UEFA umgegangen.
Bewerbung wird im Rahmen der Dringlichkeit nach Frankfurt geschickt
Die Verwaltungsspitze um OB Ullrich Sierau wollte sich nicht vorwerfen lassen, leichtfertig unkalkulierbare Risiken für die Stadt einzugehen oder aber Dortmund die nächste große Party zu nehmen. Daher sollten möglichst viele Parteien mit ins Boot. Das ist auch gelungen – bis auf die Fraktion von Linken und Piraten stimmten alle anderen Fraktionen dafür.
Der Rat selbst kann diese Entscheidung am kommenden Donnerstag (13. Juli) nur noch im Nachhinein abnicken. Weil die Bewerbungsfrist endet, ist am heutigen Freitag (7. Juli) die Bewerbung im Rahmen der Dringlichkeit auf den Weg gebracht worden.
OB Ullrich Sierau hatte die Bewerbung bereits am Mittwoch vor seinem Abflug zum Jubiläumsbesuch in Dortmunds chinesischer Partnerstadt Xian unterschrieben. Außerdem war es an Jendrick Suck als Vertreter der CDU-Fraktion, diesen Dringlichkeitsantrag mitzuunterschreiben.
Verwaltung bewertet Chancen und Nutzen höher als die finanziellen Risiken
Zuvor hatte die Verwaltung der Politik eine Beteiligung Dortmunds an der EURO 2024 empfohlen. In der Summe der Erkenntnisse und Entwicklungen der vergangenen Wochen sieht der Verwaltungsvorstand die Chancen einer Beteiligung Dortmunds am Nationalen Verfahren zur Fußball-Europameisterschaft 2024 als größer an als deren Risiken und empfiehlt daher dem Rat der Stadt, die Teilnahme zu beschließen.
„Es gibt keinen Rat in der Republik, der sich so intensiv mit den Thema befasst hat, falls dies dort in anderen Städten überhaupt angekommen ist“, sagte Sierau vor den Gremien-Entscheidungen. „Dank an Rat für sachliche und verantwortungsvolle Auseinandersetzung.“
Denn Sierau ist sich bewusst, dass diese Entscheidung so oder so kritisiert werden würde. „Nicht das in fünf oder sechs Jahren gemeckert wird, wenn es woanders brummt und in Dortmund nicht. Oder kann auch genau anders kommen, dass man dann für das Ja gekreuzigt wird, wenn Kosten für Sicherheit so hoch sind und die Hotels leer. Man kann es eigentlich nicht richtig machen“, so Sierau. Ob Dortmund den Zuschlag erhält, muss sich zeigen. Der DFB wird seine Entscheidung im Herbst bekannt geben.
Reaktionen
Grünen-Fraktion
Zur Teilnahme Dortmunds am Bewerbungsverfahren um die Fußball-EM 2024 äußern sich die Fraktionssprecher*innen von Bündnis 90/Die GRÜNEN Ingrid Reuter und Ulrich Langhorst:
„Nach einer langen intensiven Diskussion haben wir uns dazu entschlossen, der Bewerbung Dortmunds als Austragungsort der Fußball-Europameisterschaft zuzustimmen. Die Entscheidung für die EM-Bewerbung war jedoch nicht einfach. Nicht weil wir nicht gerne die EM in unserer Stadt haben würden, sondern vielmehr weil die Vertragsumstände mit dem DFB und der UEFA so sind, wie sie sind. Leider ist es im Vorfeld nicht gelungen, eine gemeinsame Verhandlungsstrategie aller möglichen Bewerberstädte zu erreichen und so für alle Ausrichterkommunen bessere Konditionen und eine Risikobegrenzung auszuhandeln. Solange die Kommunen nicht gemeinsam auftreten, wird es auch in Zukunft Organisationen wie der UEFA, den DFB oder dem IOC gelingen, die finanziellen Risiken von Sportgroß-veranstaltungen auf die Kommunen und damit die Bürger*innen abzuwälzen.
Wir machen mit der Bewerbung Dortmunds als der Fußballhauptstadt Deutschlands gemeinsam mit den anderen Bewerberstädten dem DFB und der UEFA ein Angebot, ohne das die Austragung der EM für sie nicht möglich wäre. Wir erwarten deshalb von den Verbänden, dass dies in den weiteren Gesprächen nicht nur zur Kenntnis genommen wird, sondern sich in den finanziellen Bedingungen und Konditionen niederschlägt. Wir werden uns dafür einsetzen, dass alle Städte in den weiteren Verhandlungen den Forderungen des DFB und der UEFA mit einer solidarischen Haltung gegenübertreten.
Trotz dieser Bedenken sind wir der Auffassung: In Dortmund spielt der Fußball eine besondere Rolle und wir sind überzeugt, dass die EM viele positive Effekte für die Stadt und die einheimische Wirtschaft haben wird.
Fraktion Linke & Piraten
Linke & Piraten sagen NEIN zur Fußball-Europameisterschaft
„Nein. Leider Nein.“ Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN wird die Bewerbung der Stadt Dortmund als Austragungsort für die Fußball-Euromeisterschaft im Jahr 2024 nicht mittragen.
„Das ist keine Entscheidung gegen den Fußball und erst recht keine Entscheidung gegen die Fußball-Fans. Wir wissen, wie fußballverrückt die Menschen in Dortmund sind. Und wir würden gerne ein neues Sommermärchen nach Dortmund holen. Aber uns sind die finanziellen Risiken einfach zu hoch“, erläutert Utz Kowalewski, Vorsitzender der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN, und großer Fußballfan. „Wir haben eine Verantwortung für das Wohl der Stadt, und nicht für das Wohl der UEFA.“
Nach wie vor kann die Stadt Dortmund die möglichen Ausgaben, die mit einer Europameisterschaft in Dortmund verbunden sind, nicht abschätzen. „Ursprünglich war von zweistelligen Millionenbeträgen die Rede. Nun werden diese Ausgaben mit erst einmal 4,3 Mio. Euro kleingerechnet. Aber es fällt schon auf, dass sich diese neuen Summen lediglich auf Angebote rund ums Stadion beziehen. Doch was swist mit dem restlichen Stadtgebiet von Dortmund? Welche Infrastruktur-Maßnahmen fallen noch an?“, fragt Kowalewski.
„Unsere Entscheidung ist einstimmig in der Gesamtfraktion gefallen“, erläutert Kowalewski. „Jedes unserer Fraktionsmitglieder hat Sorgen und Bedenken, weil die Stadt Dortmund, die ohnehin nicht auf Rosen gebettet ist, der reichen UEFA einen Blankoscheck ausstellen soll. Wir sollen für die UEFA Millionen ausgeben, während die Schulen oder Straßen in Dortmund verfallen. Das ist doch paradox. Unsere Fraktion würde gerne eine Fußball-EM in Dortmund feiern, aber wir möchten uns im Jahr 2024 nicht vorwerfen lassen, dass wegen unserer Zustimmung für dieses Fußball-Großereignis keine Geld mehr für Jugendeinrichtungen oder den Behindertenfahrdienst vorhanden ist.“
Kowalewski abschließend: „Wir glauben den Berechnungen der Stadt, dass die EM ein finanzieller Erfolg werden wird und zig Millionen in die Kassen spülen wird. Aber nur für die Hotels. Für die Restaurants. Für die Schausteller. Und vor allem für die UEFA. Aber die Stadtverwaltung Dortmund gehört nicht zu den kommerziellen Unternehmen, die am Fußball verdienen wird. Sie soll nur zahlen. Und keiner weiß, wieviel. Deshalb haben wir im Sonder-Ältestenrat und im Finanzausschuss Nein gesagt.“