
Ein Gastbeitrag von Yelyzaveta Bulhachova
Die neue Ausstellung im Schauraum.Comic + Cartoon zeigt eindrucksvolle Werke ukrainischer Künstler:innen, die persönliche Erfahrungen, Trauer und Hoffnung vom Leben im Krieg dokumentieren. „Ukraine Comics – Leben in der Kriegszone“ ist bis zum 2. November 2025 zu sehen. Jeden ersten Samstag im Monat um 13 Uhr findet eine ukrainischsprachige Führung mit Tetiana Zhelezniak statt.
Ausstellung eröffnet Einblicke in ukrainischen Kriegsalltag

Als der großflächige Krieg in der Ukraine begann, entstand bei Titus Ackermann vom Magazin Moga Mobo und seinem Team die Idee, ukrainische Comic-Künstler:innen zu finden und ihre Sicht auf das Geschehen sichtbar zu machen. Damals ahnten sie nicht, wie viele talentierte Stimmen sie entdecken würden.
Über mehrere Monate wurde eine Sonderausgabe des Magazins vorbereitet, mit Beiträgen von über 20 Illustrator:innen und Autor:innen. Im Mai 2023 erschien die Ausgabe Nr. 117 von Moga Mobo. Sie wurde kostenlos unter Geflüchteten verteilt, in Schulen in der Ukraine geschickt und durch Workshops und kleine Ausstellungen begleitet.

Im Juni 2024 wurde im Rahmen des 21. Internationalen Comic-Salons Erlangen die vollständigste Ausstellung aller gesammelten Werke präsentiert. Die Dortmunder Ausstellung wurde mit Unterstützung von Sophia Paplowski, Leiterin des Ausstellungsraums, und dem unabhängigen Kurator Dr. Alexander Braun organisiert.
Darüber hinaus kaufte die Stadt alle auf Papier gezeichneten Original-Comics für ihre städtischen Sammlungen und unterstützte damit aktiv die ukrainischen Künstler:innen.
Persönliche Geschichten, digitale Werke und offene Fragen

Schon beim Betreten des Raums taucht man ein in die Realität des heutigen ukrainischen Alltags. Es sind keine bloßen Illustrationen – es sind persönliche Geschichten voller Schmerz, Hoffnung, Zweifel und innerer Stärke.
Jede:r Künstler:in teilt eigene Erfahrungen, Gefühle und Perspektiven auf den Krieg. Viele Werke entstanden unter Kriegsbedingungen digital – über Instagram, Messenger oder Online-Plattformen. Deshalb sind nur wenige Originale zu sehen. Doch jede Geschichte ist tief bewegend. Um die Ausstellung einem breiten Publikum zugänglich zu machen, wurden alle Comics ins Deutsche übersetzt.

Neben Comics werden auch symbolhafte Werke gezeigt, die das gesellschaftliche Verhältnis zum Krieg spiegeln. Ein Beispiel ist das Meme der Heiligen Javelina, das zu einem Symbol des zivilen Widerstands wurde. Ihr Bild findet sich heute auf Souvenirs, deren Verkaufserlöse der Hilfe für die Ukraine zugutekommen.
Diese Ausstellung zeigt: Comics haben sich verändert. Sie sind nicht mehr bloß Unterhaltung oder Fantasiefiguren. Es sind wahre Geschichten von Menschen im Krieg. Unverfälscht und ohne Pathos. Sie werfen Fragen auf, die nachhallen: Darf man träumen, wenn andere sterben? Wie lebt man mit Schuld? Und was kommt danach? Antworten gibt es nicht – doch solange sie gestellt werden, ist es wichtig, weiter zu erzählen, zu zeichnen und zu erinnern.
Mehr Informationen:
- Ein Rahmenprogramm in Zusammenarbeit mit der Auslandsgesellschaft.de begleitet die Ausstellung. Darunter Vorträge über die Geschichte der Ukraine (18. Juni, 17. September, 22. Oktober, 17 Uhr) in der Auslandsgesellschaft, oder die ukrainischen Filmtage im Dortmunder U, oder ein Kuratoren-Gespräch mit Titus Ackermann und Künstler:innen am 4. Juli im Schauraum. Mehr dazu unter: dortmund.de/comic.
- Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: „Ukraine Comics – Leben in der Kriegszone“, Hrsg. Titus Ackermann Sophia Paplowski und Alexander Braun, Panini-Verlag.