Angst vor schlechtem Abschluss: Schüler*innen in Dortmund machen sich mit Petition für ein angepasstes Abitur stark 

Nicht nur in Dortmund machen sich Schüler*innen für ein der Pandemie angepasstes Durchschnittsabitur stark. Homeschooling kann den Austausch und die Interaktion des Präsenzunterrichts nicht ersetzen. Foto: privat / Archiv

Von Marius Schwarze

Es ist eine sehr schwierige Phase, in der sich die Abiturienten*innen derzeit befinden. In ein paar Monaten stehen die zentralen Abiturprüfungen an und die meisten Schüler*innen blicken diesen Terminen mit Sorgen entgegen Ein Grund hierfür ist in vielen Fällen der psychische Stress, der mit dem Homeschooling einhergeht. Aber auch die Ungewissheit und das Gefühl, nicht richtig vorbereitet zu sein, lässt viele Schüler*innen zweifeln. 

Der Onlineunterricht und das Homeschooling bieten bisher keine gute Unterstützung

Screenshot aus dem Kommentarbereich der Petition.

Anna D. und Eylem T. sind zwei Abiturientinnen von Dortmunder Gymnasien. Sie haben im Gespräch mit Nordstadtblogger über eine Petition berichtet, die sie ins Leben gerufen haben. Diese Petition (Link im Anhang des Artikels) befasst sich genau mit diesem Thema: Durchschnittsabitur. Hier geht es um ein Abitur, welches sich mittels der Durchschnittswerte der Halbjahreszeugnisse errechnet, ohne zentrale Prüfungen ablegen zu müssen bzw. ohne eine hohe Gewichtung der Prüfungsnoten. ___STEADY_PAYWALL___

Für die meisten Schüler*innen ist es eine große Aufgabe, sich zuhause und meist ohne richtige Unterstützung mit den Themen und gestellten Aufgaben auseinanderzusetzen. „Wir haben teilweise richtige Schultage, an denen wir von 8 bis 16 Uhr Onlineunterricht haben“, beschreibt Anna D. vom Max-Planck-Gymnasium die Situation. Es sei sehr anstrengend, sich über einen solch langen Zeitraum zu konzentrieren, berichtet Anna weiter. 

Die Schüler*innen können die Nebengeräusche nicht einfach abstellen, die zuhause immer wieder hörbar sind, was das konzentrierte Zuhören meist stört. Anna stelle sich die Frage, ob die Lehrer*innen und das Ministerium überhaupt wissen, unter welcher Belastung die Schüler*innen eigentlich stehen. 

Mehr autodidaktisches Lernen als Unterricht mit Feedback und Austausch

Somit habe es für die meisten Sinn gemacht eine Petition zu starten, um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Schüler*innen sich nicht ausreichend vorbereitet fühlen. Vor allem die Abiturprüfungen, die immer noch zentral gestellt werden, verunsichern viele. Sie fühlen sich durch den Onlineunterricht und die fehlenden Wortmeldungen und offenen Diskussionen schlecht vorbereitet auf die Themen der anstehenden Prüfungen.

„Es gibt zu wenig Feedback von den Lehrern“, erklärt Eylem T. vom Helmholtz-Gymnasium in der Dortmunder Nordstadt. Es sei unmöglich mit den Lehrer*innen vernünftig über einzelne Aufgaben und Fragen Rücksprache zu halten. Die strengen Zeitpläne um Aufgaben einzureichen, seien für viele Schüler*innen ein immenser Druck, der neben den Unterrichtseinheiten hinzukomme. 

„Es ist für viele so kurz vor dem Abitur eine schwere Aufgabe plötzlich alles schriftlich und ohne gelegentliche Hilfestellung lösen zu müssen“, stellt Eylem T. fest. Viele Schüler*innen würden mittlerweile schlecht, weil ohne richtigen Rhythmus schlafen, weil es oft dazu komme, dass einige Aufgaben sie bis spät in die Nacht beschäftigen. „Ich habe vielen Lehrern geschrieben, dass Sie doch bitte die Abgabetermine flexibler gestalten sollen“, erwähnt Eylem T. 

Keine Kritik an Corona-Maßnahmen aber Schüler*innen fühlen sich im Stich gelassen

Mehrere Mails schrieb Eylem an ihre Lehrer*innen und diese zeigten sich hier einsichtig und kooperativ. Immerhin schien hier etwas Druck von den Schultern einiger Schüler*innen gefallen zu sein. Nun haben sie für die Aufgaben, die zuhause nach Ende des Unterrichtes zu erledigen sind, mehr Zeit und können sich besser damit auseinandersetzen. 

Dennoch blieb die Sorge von Eylem, dass die Unterrichtseinheiten sehr von dem abweichen würden, was sie bisher kennengelernt habe. Immer mehr Schüler*innen und auch Lehrer*innen machen sich für die Petition stark. Aktuell haben sich 1.376 Schüler*innen der Petition angeschlossen (Stand 5. Februar 2021).

Viele Schüler*innen schienen sich dafür zu interessieren und nutzten bisher auch die Kommentarfunktion unter der Petition, um zu beschreiben, wie ihre aktuelle Lage aussieht. „Wir kritisieren nicht die Maßnahmen des Landes, wir wünschen uns nur, dass eben auch in allen Bereichen entsprechende Anpassungen an die Situation vorgenommen werden“, erklärt Eylem T. Es ginge ihr nicht darum, den Umgang mit dem CoVid-19 Virus zu kritisieren. Dennoch sei es für viele Schüler*innen offensichtlich, dass sie gerade ein stückweit im Stich gelassen werden. 

„Support bekamen wir mittlerweile auch von Lehrern“, erzählt Eylem T. weiter. Immer mehr Menschen scheinen laut den Schüler*innen, bereit zu sein, sich für das Durchschnittsabitur stark zu machen. An drei verschiedenen Schulen in Dortmund haben sich anfangs sechs Schüler*innen für die Idee Durchschnittsabitur eingesetzt. Mittlerweile gibt es immer wieder Anfragen, da immer mehr Schüler*innen in die Petition einsteigen wollen.

Als Mitbegründerin der Petition möchte Eylem T. mit allen Schüler*innenn zusammen gesehen werden, von den Lehrer*innen und dem Ministerium. Für Abiturient*innen sei es derzeit eine ungewisse Zeit, die mit viel Angst vor einem schlechten Abschluss verbunden ist.

 

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