„Fast.wie.neu.Bikes“: Neuer Standort für die Fahrradwerkstatt mit sozialem Anspruch

In der Uhlandstraße ist auch das neue Zuhause von „LALIDO“

Auch LALIDO, der Liefer- und Logistikdienst der dobeq, hat in der Uhlandstraße ein neues Zuhause gefunden. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Mit neuem Schwung und größerem Raumangebot ist die Fahrradwerkstatt „Fast.wie.neu.Bikes“ in die Uhlandstraße 142 gezogen. In der hellen und freundlichen Werkstatt werden gespendete Fahrräder von langzeitarbeitslosen Menschen unter fachkundiger Anleitung wieder instand gesetzt – ein nachhaltiges Projekt der AWO-Tochter dobeq, das seit 1998 soziale Integration mit Umweltschutz verbindet.

Mehr Platz, bessere Bedingungen, zentrale Lage

„Früher waren wir in einem Interimsquartier untergebracht – eigentlich für drei Monate geplant, am Ende waren es dreieinhalb Jahre“, erklärt Jürgen Beck, Werkstattleiter und Zweiradmeister. Die Suche nach geeigneten Räumen sei langwierig gewesen: „Es musste Größe, Preis und Lage stimmen. 2024 haben wir die Immobilie gefunden – und waren sofort begeistert.“

Jürgen Beck (im Hintergrund) ist Werkstattleiter und Zweiradmeister bei „Fast.wie.neu.Bikes“. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Die neue Werkstatt bietet rund 500 Quadratmeter Fläche – deutlich mehr als die vorherigen 300 –, dazu bessere Arbeitsbedingungen, mehr Licht, Pausenräume und vor allem eine zentrale Lage.

„Wir sind jetzt mitten in der Nordstadt, wo viele unserer Teilnehmenden und Kunden leben“, so Seyit Hecker, Projektleiter der dobeq-Beschäftigungsprojekte. „Die Werkstatt ist viel einladender, offener, mit Busanbindung direkt vor der Tür – sogar eine Schulklasse kam zur Eröffnung spontan vorbei.“

Auch die Geschichte des Gebäudes, früher bekannt als „Uhlandshof“ mit Kneipe, Kegelbahn, Bühne – dann Supermarkt und zuletzt als Corona-Testzentrum genutzt, verleiht dem Ort einen besonderen Charme. Beck ist überzeugt: „Für uns ist das ein echter Gewinn – die Atmosphäre ist viel freundlicher, das Umfeld belebter.“

Mehr als Schrauben und Ketten – ein sozialer Auftrag

Doch die Werkstatt ist nicht nur Reparaturbetrieb, sondern vor allem ein soziales Projekt. Langzeitarbeitslose Menschen finden hier über Arbeitsgelegenheiten (AGH) und berufliche Integrationsmaßnahmen wieder einen Weg zurück ins Berufsleben.

Marian Knobloch startete als AGH-Teilnehmer. Mittlerweile macht er eine verkürzte Ausbildung. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Aktuell arbeiten acht Teilnehmende mit einer Arbeitsgelegenheit und vier Menschen, die eine Stelle über das Teilhabechancengesetz gefunden haben. Außerdem gibt es einen Auszubildenden in der Werkstatt.

Marian Knobloch, der einst selbst als AGH-Teilnehmer begann, macht mittlerweile eine verkürzte Ausbildung zum Zweiradmechatroniker: „Ich habe gefragt, ob sie ausbilden – alles wurde in die Wege geleitet. Jetzt bin ich im zweiten Ausbildungsjahr.“

Er ist ein Beispiel für die Perspektiven, die das Projekt bietet: „In der AGH lernt man die Praxis kennen, in der Ausbildung kann man sich dann spezialisieren. Und die Jobchancen sind heute sehr gut – es werden händeringend Leute gesucht“, so Knobloch.

Reparaturen, Inspektionen – und Fahrräder für den schmalen Geldbeutel

Neben dem Verkauf generalüberholter Räder zu günstigen Preisen bietet die Werkstatt auch Inspektionen und Reparaturen an – und füllt damit eine Lücke, die viele Fahrradläden heute lassen.

Nachhaltig: Die dobeq nimmt Fahrradspenden an und arbeitet die Räder wieder auf. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

„Oft bekommt man wegen eines platten Reifens erst in sechs Wochen einen Termin“, berichtet Hecker. Denn es werden in Deutschland mittlerweile viel mehr Fahrräder verkauft, als repariert werden können.

„Wir übernehmen viele Serviceleistungen, die andere gar nicht mehr anbieten – sei es mal Aufpumpen oder Ölen.“ Zudem wartet das Team inzwischen 190 Diensträder der Stadt Dortmund.

Fahrradspenden sind willkommen – sie können entweder direkt an der Werkstatt in der Uhlandstraße oder am Hauptbahnhof abgegeben werden. Auf Wunsch holen die Mitarbeitenden die Räder auch ab, etwa aus dem Fundbüro oder bei Hausverwaltungen. „Natürlich überprüfen wir alle Räder polizeilich – aber in all den Jahren waren vielleicht zehn dabei, die als gestohlen gemeldet waren“, erklärt Beck.

LALIDO bringt Bewegung in die Stadt

Ein weiterer Zweig des Projekts ist LALIDO – der Liefer- und Logistikdienst der dobeq. Auch er hat in der Uhlandstraße ein neues Zuhause gefunden.  Unter der Leitung von Volker Höher werden hier mit Lastenrädern Lebensmittellieferungen für die Tafel transportiert, interne Postdienste erledigt und perspektivisch auch private und gewerbliche Kunden beliefert.

Volker Höher leitet LALIDO. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

Bei LALIDO haben drei Menschen eine Arbeitsgelegenheit gefunden, außerdem zwei Menschen eine Stelle über die Soziale Teilhabe.

„Wir haben 2020 begonnen – zuerst testweise mit Fahrten für die Tafel. Inzwischen liefern wir an fünf Tagen die Woche“, so Höher. Besonders gefragt sind die Fahrdienste während Corona geworden – und sie bleiben: „Unsere Fahrer erhalten extrem positives Feedback – sie sind ein wichtiges Bindeglied zur Gesellschaft.“

Ein starkes Netzwerk für Nachhaltigkeit und Teilhabe

Zur offiziellen Eröffnung würdigten Heike Henze-Brockmann, Geschäftsführerin der dobeq, und Anja Butschkau, Vorsitzende der AWO Dortmund, das Projekt als wichtigen Beitrag zur sozialen Teilhabe und ökologischen Verantwortung.

Seyit Hecker ist Projektleiter der dobeq-Beschäftigungsprojekte. Foto: Alex Völkel für nordstadtblogger.de

„Wir sind stolz darauf, an diesem neuen Ort weiterhin benachteiligte Menschen zu unterstützen und die Fahrradkultur zu fördern“, so Henze-Brockmann. Butschkau ergänzte: „Fast.wie.neu.Bikes ist ein echtes Vorbild – für nachhaltiges Handeln und soziale Gerechtigkeit.“

Wer sein altes Fahrrad nicht mehr braucht, kann es spenden und damit doppelt Gutes tun: Die Räder werden nicht nur vor dem Schrott bewahrt, sondern schenken Menschen neue Perspektiven.

Kontakt für Fahrradspenden: 02 31 / 84 79 62 22


Der 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads:

Mehr Aufmerksamkeit für
umweltfreundliche Mobilität

Der Europäische Tag des Fahrrads wird jährlich am 3. Juni gefeiert. Er wurde 1998 ins Leben gerufen, um auf die Bedeutung des Fahrrads als umweltfreundliches und gesundes Fortbewegungsmittel aufmerksam zu machen.

Dieser Tag dient dazu, die Fahrradnutzung zu fördern und die Vorteile des Fahrradfahrens hervorzuheben. In Deutschland und in Europa finden rund um den 3. Juni viele Aktionen und Veranstaltungen statt, wie z.B. Fahrradsternfahrten, Radtouren und Veranstaltungen für Schulen. Der Tag soll auch dazu beitragen, die Verkehrssicherheit für Radfahrer zu verbessern und die Nutzung von Radwegen und Fahrradstraßen zu fördern.

Im Bereich Dortmund sind keine Aktionen für den 3. Juni 2025 vorgesehen, allerdings ist für September in Dortmund-Aplerbeck eine Fahrrad-Rally für Kids und Familien in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und dem ADFC geplant. Ein genaues Datum steht noch nicht fest.

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Reaktionen

  1. Der 3. Juni ist Europäischer Tag des Fahrrads – Obermeister Gerhardy: „Der Trend zum Fahrrad ist ungebrochen“

    Klaus Gerhardy, Obermeister der Zweiradmechaniker-Innung Dortmund und Lünen, sieht anlässlich des Europäischen Tags des Fahrrads am 3. Juni optimistisch in die Zukunft der Branche

    Eine positive Bilanz des regionalen Fahrradmarktes zieht Klaus Gerhardy, Obermeister der Zweiradmechaniker-Innung Dortmund und Lünen anlässlich des morgigen Europäischen Tag des Fahrrads. „Der Trend zum Fahrrad in Dortmund und Lünen, gerade in städtischen Bereichen, ist ungebrochen”, so der Obermeister. „Umweltfreundlichkeit, niedrige Betriebskosten, keine Parkplatzsorgen und die direkte Verbindung von Haustür zu Haustür machen das Fahrrad zum idealen Verkehrsmittel und einer echten Alternative zum Auto.”

    Mit dem zunehmenden Ausbau von Radwegen, so seine Prognose, werde auch der Fahrradverkehr in Dortmund und Lünen weiter wachsen. Insbesondere für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer biete sich, so der Obermeister, die Nutzung des Fahrrads für den Weg zur Arbeit im Zusammenhang mit Job-Bike-Leasing-Modellen durch den Arbeitgeber an.

    „Rund 10 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer pendeln schon heute bei gutem Wetter mit dem Rad zur Arbeit – das bietet sich sicher noch für sehr viel mehr an.“ Darüber hinaus sei das Fahrrad auch ungeschlagen als Freizeitaktivität. „Immer mehr Menschen entdecken die Freude am Radfahren, an mehr Fitness und der Nähe zur Natur – nicht nur im Urlaub”, konstatiert Gerhardy.

    Weniger E-Bikes – aber mehr Fahrräder ohne Motor

    Dass sich die Branche derzeit mit sinkenden Absatzzahlen bei E-Bikes beschäftigen muss, sieht der oberste Vertreter des Zweiradmechaniker-Handwerks der Region nicht als problematisch. „Ja, die Produktionszahlen bei den E-Bikes in NRW sind nach aktuellen Angaben des Statistischen Landesamtes im letzten Jahr um rund ein Drittel gesunken, aber sie sind immer noch um rund ein Drittel höher als 2019. Außerdem gibt es eine Tendenz zu mehr Fahrrädern ohne Elektromotor. Hier ist die produzierte Menge um fast 40 Prozent gestiegen”, erklärt Obermeister Gerhardy.

    Neben diesem Trendwechsel bleibe aber der Wunsch der Kunden nach hochwertigen und individuell ausgestatteten Rädern. Die Fachbetriebe der Innung setzen darüber hinaus vor allem auf Wartung und Pflege der vorhandenen Zweiräder. „Wer sich heute ein vergleichsweise teures E-Bike oder Sportrad im Fachhandel kauft, der legt auch Wert auf eine fachgerechte Wartung und Reparatur”, so Gerhardy. „Die Fachbetriebe der Zweiradmechaniker-Innung Dortmund und Lünen bieten hier einen herausragenden Service, der unabhängig von den Verkaufszahlen stark nachgefragt wird.”

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