15.000 Besucher*innen: Geierabend rechnet ab und verleiht den „Pannekopp-Orden“ – klarer Auswärtssieg für Schalke

Steiger Martin Kaysh verlieh den „Pannekopp-Orden“ an den Schalker Ehrenrat. Fotos: Bussenius & Reinicke

Der Geierabend beendet seine 29. Session mit einem positiven Resümee. Insgesamt besuchten über 15.000 Zuschauer*innen die 36 ausverkauften Vorstellungen des Alternativ-Karnevals auf Zeche Zollern in Dortmund. Höhepunkt der Session war die Verleihung des „Pannekopp-Ordens“ in der Abschlussvorstellung. Der Satire-Orden für „besondere Verdienste ums Ruhrgebiet“ geht in diesem Jahr an den Schalker Ehrenrat. Er wird ausgezeichnet für seine kuriose Begründung der Schmusestrafe in der Redeaffäre von Vereinsboss Clemens Tönnies und erhält zum Dank den schwersten Karnevalsorden der Welt bestehend aus satten 28 Kilo Stahlschrott. Nachdem Tönnies sich im August 2019 despektierlich und rassistisch über Afrikaner geäußert hatte, stufte der Rat seine Aussagen „lediglich“ als diskriminierend ein und bestrafte ihn mit einem dreimonatigen Funktionsverbot, dessen Großteil dann auch noch auf die Sommerpause entfiel.

Publikum begeistert: Immer wieder ein außergewöhnliches Programm

In diesem Jahr war das Motto: Mein Name ist Pott, Ruhrpott . Fotos: Bussenius & Reinicke

Unter dem Motto „Mein Name ist Pott, RuhrPott“ widmeten die Geier ihre 29. Produktion 2019 James Bond. In der autorisierten Biografie outet sich der Geheimagent: „I’m a native of the Ruhr.“ Die Kabarettist*innen übersetzen das nahezu wörtlich: „Ich bin vom Ruhrpott weg.“

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Auch nach knapp drei Jahrzehnten lässt sich Geierabend-Veranstalter Horst Hanke-Lindemann immer noch von der alljährlich neuen Produktion des Kreativteams überraschen. 2020 gab es viel Innovatives, starke Videosequenzen, üppig Absurdes, neue Themen in neuem Rahmen und runderneuerte Inhalte. 

„Der Geierabend wird von Jahr zu Jahr besser. Die positiven Veränderungen werden auch vom rundum begeisterten Publikum honoriert“, so Hanke-Lindemann. Seit zehn Jahren feiert der Alternativkarneval jeweils eine andere Ruhrpott-Kommune als „Partnerstadt des Geierabends“. 

Das gründet sich in dem Anspruch, nicht nur für Dortmund, sondern für das gesamte Ruhrgebiet satirisch zu sprechen, quasi „Urbi et Ruhri“, für Dortmund und den Pott. 2020 wurde die Toleranz des Dortmunder Publikums auf die Probe gestellt. 

Toleranztest für Dortmunder Gelsenkirchen – Urbi et Ruhri 

Für viele ist die blauweiße Fußballstadt immer noch ein rotes Tuch, mehr oder minder ernst. Spätestens beim Besuch vom Schalke-Maskottchen Erwin auf Zeche musste sich Schauspielerin Sandra Schmitz Sprüche anhören wie: 

„Wir würden ja am liebsten den Stand anzünden und Erwin in die Luft sprengen!“ Die eher gespielte Wut hielt die Besucher*innen aber nicht davon ab, lebhaft an der Verlosung von Schalke-Freikarten teilzunehmen und regelmäßig die blauweißen Gelsenkirchen-Kugelschreiber zu stibitzen.

Neue Produktionsform: Morgens gebracht, mittags gedacht, abends gelacht 

Für Franziska Mense-Moritz und Hans-Peter Krüger war es die letzte Geierabend-Saison.

Kabarettist Murat Kayi ist vom Geschehen auf Zeche begeistert. Persönlich freut er sich über die positiven Reaktionen auf seinen Liedermacher-Auftritt in Sachen sexuelle Vielfalt.

Die aktuelle Politik machte das Programm besonders spannend. Schnell wurde die Szene zu Annegret Kramp-Karrenbauer komplett erneuert, musste auf die Morde in Hanau reagiert werden und auf das Erfurter Demokratiedebakel. 

Hier funktionierten die Geier noch in der laufenden Show die vom Ensemble kostenlos verschickten Grußkarten der Zuschauer*innen um in eine Protestaktion an die Thüringer FDP. Kayi zusammenfassend: „Wir haben eine neue Produktionsform entwickelt. Motto: „Morgens (in den Nachrichten) gebracht, mittags gedacht, abends (auf Zeche) gelacht!“

Zum letzten Mal glänzten die langjährigen Ensemblemitglieder Franziska „Fränzi“ Mense-Moritz und Hans-Peter Krüger als Erzkomiker und Publikumslieblinge. Über die Zukunft des Bühnenteams äußert sich Geier Kayi in Fußballsprech: „Wir sind in guten Gesprächen, warten mit Konkretem aber bis zum Ende der Transferperiode.“ 

Pannekopporden 2020: Klarer Auswärtssieg für Schalker Ehrenrat 

28 Kilo Schrott für besondere Verdienste hat sich in diesem Jahr der Schalker Ehrenrat verdient.

Der Pannekopp-Orden für „besondere“ Verdienste ums Ruhrgebiet geht an den Schalker Ehrenrat. Das Publikum stimmte in den Live-Votings eindeutig mit 35:0 für den Fußballkandidaten. Chancenlos war der Vorstand der Dortmunder Chorakademie.

Er hatte sich durch sein Handeln in der Affäre um das WDR-Hühnerstall-Lied ins Rennen gebracht. Steiger Martin Kaysh freut sich: „Der Auswärtssieg ist auch in der Höhe völlig verdient!“ Nominiert waren die Fußballwächter für ihr Wirken in der Causa Clemens Tönnies.

Zur milden Strafe für dessen Afrika-Rede kam die kuriose Begründung, es handele sich dabei nicht um Rassismus, sondern lediglich um „Diskriminierung“. Gestoppt werden musste die Onlineabstimmung. Hacker hatten sie manipuliert. Gelassen freuten sich die Geier über Aufmerksamkeit und Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit. Der Preisträger muss laut Reglement das Rostmonster bis zum Ende der Fastenzeit um den Hals tragen und, schlimmer, als Schalker ausgerechnet in Dortmund eine Saalrunde Freibier schmeißen. 

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Weitere Informationen:

Alle Infos unter: www.geierabend.de 

Veranstalterkontakt:
Theater Fletch Bizzel
Horst Hanke-Lindemann
Telefon: 0231-14 25 25
E-Mail: hanke-lindemann@fletch-bizzel.de

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