Ein Drama über die Nachkriegszeit, das zum Nachdenken anregt

Wolfgang Borcherts Theaterstück „Draußen vor der Tür“ feiert Premiere am KJT Dortmund

„Draussen vor der Tür" feiert Premiere im KJT Dortmund
Jan Westphal und Thomas Ehrlichmann im Stück „Draußen vor der Tür“. Birgit Hupfeld

Das Stück „Draußen vor der Tür“ feierte am KJT Dortmund unter der Regie von Andreas Gruhn Premiere. Dabei handelt es sich um ein Anti-Kriegs-Stück, welches von Wolfgang Borchert geschrieben wurde und seine Uraufführung bereits 1947 in den Hamburger Kammerspielen hatte. Achtung: Das Stück thematisiert Mord, Selbstmord sowie Krieg. Zudem werden hier bereits einige Inhalte des Stücks verraten.

Dem ehemaligen Soldat Beckmann blieb nicht mal seine eigene Brille

„Draussen vor der Tür" feiert Premiere im KJT Dortmund
Jan Westphal und Annika Hauffe im Stück „Draussen vor der Tür“ Birgit Hupfeld

Gleich zu Beginn des Stücks möchte der ehemalige Soldat Beckmann (Jan Westphal) seinem Leben ein Ende bereiten. Er ist müde, hungrig, traumatisiert und bekam durch den Krieg ein steifes Bein. Ihm blieb nichts, außer seine Kriegskleidung. Selbst seine Brille besaß er nicht mehr.

Ihm blieb nur eine Gasmaskenbrille als Ersatz, die bei den anderen Charakteren im Stück für Aufregen sorgt. Denn der Krieg war doch schließlich vorbei. Er stürzt sich in die Elbe, doch er überlebt und wird an das Flussufer gespült. Eine Frau (Annika Hauffe) findet ihn und nimmt ihn mit nach Hause.

Zunächst scheint es, als hätte Beckmann einen Unterschlupf gefunden, doch dieser bleibt ihm nicht lange. „Der Andere“ (Thomas Ehrlichmann), ein Fremder, der Beckmann das Stück über begleitet, versucht ihm Zuversicht zu schenken, doch wird ihm dies gelingen?

„Die Verantwortung. Ich bringe Ihnen die Verantwortung zurück.“

„Draussen vor der Tür" feiert Premiere im KJT Dortmund
Jan Westphal, Annika Hauffe, Andreas Ksienzyk im Stück „Draussen vor der Tür“ Birgit Hupfeld

Beckmann entscheidet sich seinem ehemaligen Oberst (Andreas Ksienzyk) einen Besuch abzustatten, denn er möchte ihm die Verantwortung zurückgeben.

Jene Verantwortung, die der Oberst dem Soldaten im Krieg einst gab. Nachdem Beckmann ihm und seiner Familie sein Trauma schildert, wird er allerdings bloß ausgelacht und als Verrückter abgestempelt.

Beckmann ist auf der verzweifelten Suche nach der Schuld und Verantwortung, doch es scheint sich niemand mehr dafür verantwortlich zu fühlen. Schließlich wird auch der christliche Gott im Drama thematisiert, welcher hier stark in Frage gestellt wird. Denn die Frage danach, warum ein Gott so etwas geschehen lässt und keinerlei Antwort gibt, lässt Beckmann verzweifeln.

Wolfgang Borchert schrieb anhand seiner eigenen Erfahrungen im zweiten Weltkrieg

Borchert lebte von 1921 bis 1947 größtenteils in Hamburg. Als er 20 Jahre alt war, musste er aufgrund des zweiten Weltkriegs an die Ostfront. Doch er verbrachte seine Zeit auch in Lazaretten sowie in Gefängnissen, wo ihm die Todesstrafe drohte. 1945 kehrte er nach einem 600 Kilometer langen Fußmarsch aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Hamburg zurück.

„Draussen vor der Tür" feiert Premiere im KJT Dortmund
Jan Westphal im Stück „Draussen vor der Tür“ Birgit Hupfeld

Allerdings war Hamburg zerstört, hungrig und litt unter dem eisigen Nachkriegswinter. Mehr als die Hälfte der deutschen Bevölkerung befand sich nach dem zweiten Weltkrieg nicht dort, wo sie hingehörte oder wollte. Durch die massive Zerstörung gab es kaum Wohnraum.

Somit gab es Millionen von Obdachlosen, darunter Ausgebombte, Evakuierte, Geflüchtete, Vertriebene, befreite Zwangsarbeitende und Häftlinge sowie Kriegsgefangene. All diese Menschen standen „draussen vor der Tür“. Beckmann soll somit stellvertretend für diese Heimkehrer stehen. Borchert nutzt viele seiner persönlichen Erfahrungen für sein Drama. Dabei bleiben die Fragen nach Täter- und Opferschaft auf diesen innerdeutschen Kontext beschränkt.

Mehr Informationen:

  • Weitere Termine sind Mittwoch, 6., Donnerstag, 7. und Freitag, 8. März, jeweils um 11 Uhr.
  • Weitere Vorstellungen folgen.
  • Karten gibt es für 7 Euro an der Vorverkaufskasse im Kundencenter (Platz der Alten Synagoge), unter www.theaterdo.de oder 0231/50-27222.
  • Das Stück dauert circa 80 Minuten und ist ab 14 Jahren freigegeben.
  • Die Website des KJT: KJT Dortmund – Theater Dortmund

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