„Top Gun“ als Cyberkrieg – Egoshooter: Das Schauspielhaus Dortmund bringt „Am Boden“ auf die Studio-Bühne

Alexandra Sinelnikova
Alexandra Sinelnikova „Ich“, die „Top Gun“-Pilotin, versetzt vor die PC-Kontroll-Konsole für Drohnen.

Von Gerd Wüsthoff

„Am Boden“ erzählt die Geschichte einer erfolgreichen, weiblichen „Top Gun“ Pilotin. George Brant hat die Story einer real existierenden US Air Force Pilotin als Grundlage seines Stückes gewählt. Die „Ich“-Erzählerin auf der Bühne (Alexandra Sinenikova) wurde nach ihrem Schwangerschaftsurlaub zurück in die Heimat nach Nevada versetzt. Sie, die sich mit dem Geschlecht „Pilot“ definiert, kann nun nicht mehr durch das endlose Blau des Himmels jagen, sondern muss stattdessen im US Wüstenstaat an einem Bildschirm sitzen und Kampfdrohnen durch Afghanistan navigieren.

Kriegsspiele – Grenzen verwischen blutiger Realität und harmlosen Alltag

Alexandra Sinelnikova
Alexandra Sinelnikova.Fotos: Birgit Hupfeld

„Ich“ erhält die Befehle anonym aus dem Kopfhörer. Der Krieg als Videospiel. Nach ihrer jeweiligen Schicht fährt sie durch die Wüste nach Hause, um ihr zweites Leben als Ehefrau und junge Mutter, nach einer langen, monotonen Autofahrt zu beginnen. Obgleich ihre „Kriegsspiele“ zehntausend Kilometer entfernt stattfinden, holt sie das Grauen ein.

Für „Ich“ beginnen die Grenzen zwischen Freund und Feind, Heimat und Kriegsgebiet, Wahrheit und Illusion zu verschwimmen. Das Leben von „Ich“ wird zum Schlachtfeld. Was der Auslöser ist, wird nicht direkt dargelegt – das Verhältnis zu ihrem Kind, zu ihrem Ehemann, die Familie, der Job am Bildschirm als Drohnenpilotin, Post-Traumatisches-Stress-Syndrom, der Alltag, nicht mehr wirklich fliegen zu dürfen?

„Am Boden“ von George Brant, übersetzt aus dem Amerikanischen von Henning Borchert, ist radikal, ungewohnt intim und ein schonungsloser Einblick in das Leben, den Seelenzustand und das Selbstverständnis einer jungen, einst erfolgreichen Pilotin.

Zugleich bietet das knallhart recherchierte Bühnenstück einen schonungslosen Einblick in die technologische, virtuelle Kriegsführung. Diese Kriegsführung stellt sich eher wie ein Egoshooter dar, wobei der Schütze „gemütlich entfernt“ von der blutigen Realität über reale Leben und deren Tod entscheidet.

„Am Boden“ hat seit 2013 die Bühnen der Welt erobert

Das 2013 uraufgeführte Stück hat seither die Bühnen der Welt im Sturm erobert. Das Stück ist intensiv und geht unter die Haut. Es regt zum Nachdenken über die Sinnhaftigkeit nicht nur der modernen Kriegsführung an.

Alexandra Sinelnikova

Regisseur Thorsten Bihegue und Dramaturg Matthias Seier haben das Stück von Brant für die Dortmunder Bühne umgesetzt. Im Team von Bihegue ist Svea Schiemann für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich, wie auch Manuel Loos für die Musik.

Loos ist selber mit dem Schlagzeug auf der Bühne, wobei die ausgewählte aus dem Off kommt. Sie wird mit dem Fortschreiten der Handlung düsterer. Auf drei Video-Leinwänden wird die Handlung durch intensiv recherchierte Einspielungen von Mario Simon unterstützt.

Das etwa 80-minütige Stück feiert am kommenden Freitag (30. November 2018) im Studio des Schauspielhauses Dortmund Premiere.

Weitere Informationen:

  • Schaupielhaus Dortmund, Am Hiltropwall
  • Premiere: 30. November 2018, 20 Uhr

Weitere Termine:

  • 19. Dezember 2018, 20 Uhr
  • 26. Dezember 2018, 19.30 Uhr
  • 12. Januar 2019, 20 Uhr

Eintritt: 15 Euro

Informationen und Karten unter:

  • Telefon: 0231 / 50 27 222
  • www.theaterdo.de
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