Zeitgemäße Verkehrserziehung und bauliche Verbesserungen

„So läuft das“ (noch nicht überall): Sicher zu Fuß statt mit dem Eltern-Taxi zur Grundschule

Den „Walking-Bus“ gibt es schon an verschiedenen Schulen: Mehrere Kinder aus einem Quartier schließen sich zusammen und laufen gemeinsam zur Schule. Dortmund-Agentur / Roland Gorecki

„So läuft das!“ heißt das neue Programm der Stadt Dortmund in Sachen Sicherheit auf dem Schulweg. Noch ist der Name an vielen Grundschulen mehr Wunsch als Wirklichkeit. Denn das „Laufen“ kommt an vielen Schulen zu selten vor – da sorgen die Elterntaxis für Probleme. Das soll sich mit verschiedenen Maßnahmen und Bausteinen ändern, kündigte Baudezernent Arnulf Rybicki an.

Die Kinder- und Jugendmobilität soll gefördert werden

Mit dem Konzept „So läuft das!“ möchte die Stadt Dortmund die Kinder- und Jugendmobilität fördern. Auf der einen Seite möchten Eltern ihre Kinder zu Eigenständigkeit im Straßenverkehr erziehen, auf der anderen Seite steht die Angst vor Verkehrsunfällen.

Daher entscheiden sich viele Väter und Mütter, ihr Grundschulkind morgens mit dem Auto zu bringen – und verstärken dadurch ungewollt die Verkehrsproblematik rund um die Grundschule.

Das im Tiefbauamt entwickelte Konzept „So läuft das!“ setzt sich zusammen aus einem pädagogischen Konzept zur zeitgemäßen Verkehrserziehung in den Grundschulen sowie Informationen für die Eltern. Außerdem geht es um bauliche Verbesserungen im Umfeld der teilnehmenden Grundschulen, um die Sicherheit der Kinder zu erhöhen.

Ziel: Gefahren im Straßenverkehr erkennen und vermeiden

Die selbstbestimmte Mobilität von Kindern und Jugendlichen fördern – dieses Ziel steht im Mittelpunkt. Dabei sollen die Schüler:innen so geschult werden, dass sie die Gefahren im Straßenverkehr erkennen und vermeiden. Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule gelangen, verbessern dadurch auch ihre Orientierung im eigenen Stadtteil. 

Baudezernent Arnulf Rybicki
Baudezernent Arnulf Rybicki Foto: Anja Cord für Nordstadtblogger.de

Auch das möchte „So läuft das!“ erreichen: Dass Eltern gemeinsam mit ihren Kindern das eigene Wohnumfeld erkunden. Umweltbewusstes Verhalten in Bezug auf die eigene Mobilität lernen die Schüler*innen so schon früh kennen – und stellen fest, dass viele Wege auch ohne Auto zurückgelegt werden können, so Rybicki.

Den Organisator:innen ist wichtig, Eltern nicht mit dem erhobenen Zeigefinger zu begegnen, sondern ihre Sorgen um die Sicherheit der Kinder ernst zu nehmen. Dazu gehört auch, Ängste gemeinsam zu besprechen und Lösungen aufzuzeigen.

Die Kinder profitieren auf verschiedene Weise: Es macht sie stolz, den Schulweg allein oder gemeinsam mit Freund:innen zu meistern. Die Bewegung tut ihnen gut und fördert die Konzentration im Unterricht.

„So läuft das!“ besteht aus mehreren Bausteinen

Moderner Schulwegplan: Nach einer Kinder- und Eltern-Befragung sollen kindgerecht gestaltete, gedruckte Faltpläne entstehen. Schwierige Stellen werden in den Plänen markiert und Lösungen beschrieben. Kinder lernen anhand des anschaulichen Straßenplans früh den Umgang mit Karten.

Foto: Kyra Usielski

Verkehrszähmer-Programm: Die Kinder trainieren das Zufußgehen auf ihren Alltagswegen. Sie lernen, wie sie eigenverantwortlich am Verkehr teilnehmen können.

Walking-Bus: Mehrere Kinder aus einem Quartier schließen sich zusammen und laufen gemeinsam zur Schule.

Hol- und Bringzonen im Umfeld von Grundschulen sollen die Zahl der „Elterntaxis“, die direkt vors Schultor fahren, reduzieren. Sie werden bei Bedarf eingerichtet, wenn der Schulweg vergleichsweise weit ist. Der Bedarf wird durch eine Umfrage ermittelt. Diese Zonen befinden sich wenige Hundert Meter vom Schulgebäude entfernt, die Kinder laufen die restliche Strecke. Bei der Wahl der Hol- und Bringzonen achten die Beschäftigten darauf, dass der Weg zur Schule von den Kindern sicher bewältigt werden kann.

An verschiedenen Schulen laufen bereits (Pilot-) Projekte

Das Ganze ist nicht nur Zukunftsmusik. An verschiedenen Schulen laufen bzw. liefen bereits Pilotprojekte. Zum Beispiel an der Grundschule Am Dorney in Oespel/Kley und Ostenberg-Grundschule in Barop ist das Projekt komplett abgeschlossen. Bei 14 weiteren Grundschulen läuft es noch, an einigen Standorten müssen noch bauliche Veränderungen umgesetzt werden.

Kinder zähmen Elterntaxis: Aktionstag „zu Fuß zur Schule“ an der Liebig-Grundschule. Foto: Maximilian Imrich

Aktuell begleitet das Tiefbauamt die Einführung von „So läuft das!“ an vier weiteren Grundschulen, begleitet durch ein Ingenieurbüro. In den kommenden zwei Jahren kommen drei weitere Schulen hinzu.

Ziel ist es, allen interessierten Dortmunder Grundschulen die Teilnahme zu ermöglichen. Allerdings ist dies mit den aktuell zur Verfügung stehenden Mitteln nicht möglich. Derzeit stehen 22.500 Euro für Sachaufwendungen (ohne bauliche Maßnahmen) zur Verfügung. 90 Prozent dieser Summe wurde für die Jahre 2023 bis 2026 bereits verplant.

Pilotprojekte „So läuft das los“ und „So läuft das weiter“

Neben den Grundschulen wurden als Pilotprojekte im Rahmen der ausgelaufenen Förderung „Emissionsfreie Innenstadt“ auch neun Kindertagesstätten („So läuft das los“), sieben weiterführende Schulen und zwei Berufskollegs („So läuft das weiter“) betreut. 

Hier lautete das Ziel ebenfalls, die Zahl der Elterntaxis bzw. bei den erwachsenen Schüler*innen die Fahrten mit dem eigenen PKW zur Schule zu reduzieren. Bei den weiterführenden Schulen gehörten zum Beispiel Fahrradtraining und eine Busschule zu den Angeboten. An den Berufskollegs sollten den jungen Menschen umweltfreundliche Alternativen zur Fahrt mit dem eigenen PKW aufgezeigt werden.


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Reaktionen

  1. Klaus Berau

    Endlich hat sich die Stadt Dortmund öffentlich zum Problem der sogenannten Elterntaxis bekannt und scheint mit Hilfe des Tiefbauamtes geeignete Strategien zu entwickeln, die Verkehrs-, Anwohner-, Schüler*Innen- und Klimagefährdung vor Schulen zu bekämpfen. Wenn ich lese, dass lediglich 22.500,00 EUR für die Umsetzung dieser Pläne an 16 Grundschulen zur Verfügung stehen und diese bereits ausgeschöpft sind, muss der Effekt eher als sehr gering eingestuft werden. Aber es gibt bereits Schulen in Dortmund, die Eltern per Schule-Eltern-Vertrag verbieten ihre Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen und Eltern wie Kindern Mittel an die Hand geben, selbständig und sicher zur Schule zu gelangen. Aus meiner Sicht braucht es keine teuren „Hol- und Bringzonen“ im Umfeld der Schulen als „Komfortservice“ für uneinsichtige Eltern. Die Idee der „Walking-Buses“ ist eine gute Möglichkeit, Kindern auf dem Schulweg mehr Sicherheit zu geben, aber wie wäre es, wenn Eltern zu Beginn der Schulzeit sich etwas Zeit nehmen und zusammen mit ihren Kindern den sicheren Weg zur Schule üben würden?

    • Norbert

      Gibt es Belege, dass das Disziplinisierungsinstrument Walking Bus was bringt? Und selbst dann passt es die Kinder dem Autoverkehr an und nicht umgekehrt.

  2. Mehr Sicherheit für Kinder – GRÜNE fordern Einrichtung von Schulstraßen (PM)

    Insbesondere an Grundschulen kommt es morgens und mittags immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil viele Eltern ihre Kinder mit dem Auto direkt bis zur Schule bringen und abholen. Diese sogenannten „Elterntaxis“ gefährden nicht nur die Schulkinder, sondern sorgen auch im Umfeld der Schulen für Stau, Lärm und Luftverschmutzung. Aktuell gab es dazu Berichterstattungen zur Situation an der Steinbrink-Grundschule in Wickede und der Mosaik-Grundschule in Eving.

    Die Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat vor diesem Hintergrund nun den Antrag gestellt, die Einrichtung sogenannter Schulstraßen nicht nur zu prüfen, sondern sie auch umzusetzen. Damit könnten während der Schulanfangs- und -endzeiten Straßen im unmittelbaren Umfeld der Schulen für den Autoverkehr temporär gesperrt werden. Anwohnerinnen und Anwohner, Pflegedienste oder Transporte für Kinder mit Behinderungen dürfen die Straße dann trotzdem mit einer Ausnahmegenehmigung befahren.

    Katrin Lögering, Sprecherin der GRÜNEN Fraktion und Mitglied im Schulausschuss, erläutert die Absicht ihrer Fraktion: „Vorrangig geht es uns um die Sicherheit der Kinder auf ihrem Weg in die Schule. Durch das erhöhte Verkehrsaufkommen unmittelbar vor den Schulen, durch das Rangieren in oft schmalen Straßen, durch die dadurch entstehende Unübersichtlichkeit gibt es eine ständige Gefährdung. Viele Eltern lassen deshalb ihre Kinder nicht alleine zur Schule gehen, sondern bringen sie dann zum Teil auch mit dem Auto. Das verschärft die Situation zusätzlich. Das wollen wir ändern. Ziel muss es sein, dass Kinder selbstbestimmt und sicher zu Fuß oder mit dem Rad in die Schule kommen können. Die Einrichtung von Schulstraßen kann dabei ein wichtiger Baustein sein.“

    Mit ihrem Antrag im nächsten Schulausschuss setzen die GRÜNEN auf eine Anfrage im Mobilitätsausschuss auf und fordern nun die Verwaltung auf, die Verkehrssituation um alle Dortmunder Grundschulen auf die Möglichkeit und Sinnhaftigkeit von Schulstraßen zu überprüfen. Dort, wo es rechtlich möglich ist, sollen entsprechende Straßen eingerichtet werden. Grundlage dafür ist der aktuelle Erlass des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW, der klarstellt, unter welchen Bedingungen die Einrichtung einer Schulstraße im Rahmen der geltenden Gesetze und Verordnungen zulässig ist.

    „Auch in der letzten Sitzung des Beirats Nahmobilität wurde die Möglichkeit zur Einrichtung von Schulstraßen diskutiert“, so Thomas Eltner, GRÜNES Mitglied im Mobilitätsausschuss. „Der Fachbeirat hat sich dabei auch mit Fragen zur rechtlichen Umsetzbarkeit befasst. Ein aktuelles Rechtsgutachten, das vom Dt. Kinderhilfswerk, dem Aktionsbündnis Kidical Mass und dem VCD veröffentlicht wurde, zeigt vielfältige Möglichkeiten für die Kommunen auf, Schulstraßen rechtlich gesichert temporär oder dauerhaft einzurichten und für ein sicheres Schulumfeld für die Kinder zu sorgen.“

    Prioritär und zeitnah soll die Einrichtung von Schulstraßen zunächst dort geprüft werden, wo es bereits aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens durch sogenannte „Elterntaxis“ zu Unfällen gekommen ist und/oder bereits der Wunsch der Lehrer- und Elternschaft nach Einrichtung einer Schulstraße besteht.

    Katrin Lögering: „Klar ist natürlich, dass dabei die jeweiligen Schulen und die Elternschaft sowie die betroffenen Anwohnenden frühzeitig in die Planung einzubinden sind. Zusätzlich schlagen wir vor, die Einrichtung von Schulstraßen in das Programm „So läuft das“ und in die bisherigen Maßnahmen wie Hol- und Bring-Zonen, Walking Bus und Verkehrserziehung einzubeziehen.“

    Mit dem bereits seit Jahren laufenden Programm „So läuft das“ werden Grundschüler*innen fit gemacht, um ihren Schulweg ohne „Elterntaxis“ zu bewältigen. Dabei geht es sowohl um Verkehrserziehung für die Kinder, Informationen für die Eltern, Maßnahmen wie Hol- und Bring-Zonen und Walking Bus sowie um bauliche Veränderungen im Umfeld der teilnehmenden Grundschulen. Laut Verwaltung ist das Projekt an der Grundschule Am Dorney in Oespel/Kley und an der Ostenberg-Grundschule in Barop inzwischen komplett abgeschlossen. Bei 14 weiteren Grundschulen läuft es noch, an einigen Standorten müssen noch bauliche Veränderungen umgesetzt werden. Aktuell begleitet das Tiefbauamt die Einführung von „So läuft das!“ an vier weiteren Grundschulen. In den kommenden zwei Jahren sollen drei weitere Schulen dazu kommen.

    „Das reicht nicht und geht uns nicht schnell genug. Wenn es um die Sicherheit von Kindern geht, zählt jeder Tag. Die Einrichtung von Schulstraßen kann deshalb eine sinnvolle, schnelle und notwendige Ergänzung sein. Die Verwaltung soll dazu unmittelbar nach den Sommerferien ihre Prüfergebnisse vorstellen und einen Plan zur Umsetzung vorlegen“, so Katrin Lögering abschließend.

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