
Die Zukunft von SCHLAU Dortmund ist gesichert: Der Rat der Stadt Dortmund hat beschlossen, die Förderung des Aufklärungs- und Antidiskriminierungsprojekts bis mindestens Ende 2030 weiterzuführen. Auf Antrag von SPD und Grünen soll das Projekt ab 2031 sogar Teil der dauerhaften Verbändeförderung werden – ein wichtiger Schritt für die queere Bildungsarbeit in der Stadt.
Wichtige Bildungsarbeit an Schulen, in Vereinen und Jugendgruppen
Seit 2009 bringt SCHLAU Dortmund queere Perspektiven in Schulklassen, Jugendgruppen und Vereine. Ehrenamtliche Teamerinnen berichten in Workshops von ihren Erfahrungen als lesbische, schwule, bisexuelle, asexuelle, aromantische, trans, inter*, nicht-binäre oder queere Menschen.
Die Jugendlichen lernen so unterschiedliche Lebensrealitäten kennen, hinterfragen Vorurteile und üben Respekt im Umgang miteinander.
Die Themen sind kein Pflichtstoff im Curriculum. Darum schließt SCHLAU eine Lücke: Die Workshops machen Vielfalt sichtbar, stärken Empathie und helfen, Diskriminierung vorzubeugen. Das Konzept ist landesweit erprobt – SCHLAU Dortmund gehört zum Netzwerk SCHLAU NRW mit aktuell 17 Standorten.
SPD: „Das Projekt ist jetzt erstmal für mehrere Jahre gesichert“

Fabian Erstfeld (SPD) betonte im Rat, dass es der SPD wichtig war, das Projekt finanziell abzusichern: „Wir sind froh, dass unser Haushaltsantrag mit dieser Vorlage jetzt umgesetzt wird. Zwar nicht direkt über die Verbändeförderung, aber über den Kernhaushalt – über einen anderen Titel.“
„Für uns steht fest: Das Projekt ist jetzt erstmal für mehrere Jahre gesichert – das war unser Ziel“, betont der finanz- und haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion.
Die CDU will keine Vorfestlegungen für die 2031 und später

Dr. Eva-Maria Goll (CDU) stellte klar, dass ihre Fraktion das Projekt inhaltlich unterstützt, aber die frühe Festlegung auf eine dauerhafte Förderung ablehnt: „Der eigentlichen Vorlage hätten wir sehr gern zugestimmt. Wir haben auch in den Ausschüssen immer deutlich gemacht, dass wir SCHLAU für absolut unterstützenswert halten.“
„Aber diese Ergänzung, dass wir schon jetzt für 2031 und die Folgejahre Festlegungen treffen sollen, halten wir für nicht angebracht. Wir sind 2025, da ist noch viel Zeit. Das muss einem zukünftigen Rat vorbehalten bleiben, zu entscheiden, ob und wie das Projekt weiter gefördert wird. Deshalb können wir in dieser Fassung nicht zustimmen“, so Goll.
Grüne: „Unser Haushaltsantrag – jetzt durch die Hintertür“

Dr. Christoph Neumann (Bündnis 90/Die Grünen) verteidigte den Vorstoß seiner Fraktion: „Die Begründung, warum das jetzt nicht schon komplett verstetigt wird, ist für uns nicht nachvollziehbar. Darum haben wir zusammen mit der SPD den Antrag gestellt. Eigentlich hatten wir ja schon gesagt: Das gehört in die kontinuierliche Förderung – auch jetzt schon.“
„Jetzt läuft es halt durch die Hintertür als Haushaltsantrag. Das ist unsere 1B-Lösung, aber besser als nichts. Uns ist das Projekt extrem wichtig. Wenn es jetzt bis 2030 finanziert ist, dann läuft es seit acht Jahren durchgehend. Dann wird man sich auch ernsthaft fragen, ob man es nicht endgültig in die dauerhafte Förderung überführt“, so Neumann.
Die SPD versuchte erfolglos, der CDU die Sorgen zu nehmen

Anna Spaenhoff (SPD) versuchte, die Bedenken der CDU zu zerstreuen: „Wenn das die Sorge ist, dass wir etwas zu lange festschreiben, dann kann ich Ihnen diese Sorge nehmen. Jeder neue Rat kann Beschlüsse ändern – so wie wir das ja jetzt auch machen.“
„Wenn man später der Meinung ist, dass es keinen Sinn mehr macht, kann man das anpassen. Für uns ist das aber unzweifelhaft eine gute Sache, die wir weiter sichern wollen“, so die SPD-Politikerin.
FDP betont Kernbotschaft: „Schutz vor Hass durch Aufklärung“

Michael Kauch (FDP/Bürgerliste) stellte klar, worum es bei SCHLAU aus seiner Sicht vor allem geht: „Neben allen haushaltstechnischen Fragen steht doch im Mittelpunkt, dass wir mit dieser Aufklärungsarbeit Hass und Diskriminierung entgegentreten. Wir brauchen Schulaufklärung, damit Hass gegen Schwule, Lesben, Bi-, Transpersonen und queere Menschen gar nicht erst entsteht.“
„Ob diese Ergänzung mit der Verbändeförderung ab 2031 jetzt zwingend notwendig ist, sei dahingestellt. Aber sie schadet auch nicht. Deshalb gibt es für uns keinen Grund, die Vorlage abzulehnen – wir stimmen mit Freude zu“, so Kauch,
Linke+: „Aufklärung wird auch in Zukunft nötig sein“

Utz Kowalewski (Die Linke+) machte es kurz, aber deutlich: „Wir stimmen zu. Wir können uns auch ohne weiteres eine Verstetigung vorstellen. Denn ich glaube nicht, dass Vorurteile irgendwann vollständig verschwinden werden. Es wird immer Aufklärung brauchen. Darum unterstützen wir das Projekt in diesem Umfang und kommen mit dem zeitlichen Horizont gut klar.“
Am Ende beantragte Oberbürgermeister Thomas Westphal die Abstimmung. Die CDU und AfD lehnten die Vorlage in der Fassung mit Festlegung auf die Verbändeförderung ab. Enthaltungen gab es nicht. Alle anderen Fraktionen stimmten zu – und werteten das als ein starkes Signal für queere Bildungsarbeit und gegen Diskriminierung.
Trägerverein SLADO und SCHLAU NRW sehen ein wichtiges Zeichen

Paul Klammer, Geschäftsführer von SLADO e.V., sieht in dem Ratsbeschluss ein wichtiges Signal: „Damit erhalten sowohl das engagierte ehrenamtliche Team als auch die Beschäftigten Sicherheit und das Projekt eine gute Entwicklungsperspektive.“
„Das ist ein starkes Zeichen dafür, dass Dortmund sich weiterhin für die Prävention von Diskriminierung und gegen Gewalt an queeren Menschen einsetzt. Das bleibt gerade in Zeiten zunehmender Queerfeindlichkeit eine langfristige Aufgabe“, so Klammer.
Auch Frida Gnei, Landeskoordination von SCHLAU NRW, ergänzte: „Diese Entscheidung stärkt nicht nur das Team vor Ort. Sie zeigt auch anderen Kommunen, wie wichtig es ist, queere Bildungsarbeit langfristig abzusichern. Wir hoffen, dass andere Städte diesem Beispiel folgen. Nur so kann das Engagement für eine offene, diskriminierungsfreie Gesellschaft bestehen bleiben.“
Mehr Informationen zu SCHLAU Dortmund: www.schlau.nrw/dortmund
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