
Von Karlotta Hamburg
Nach einem Jahr kann „Salon 5“ – die Jugendredaktion des Medienhauses Correctiv – seinen Standort in Dortmund eröffnen. „Wir wollen aus Dortmund heraus jungen Menschen eine Stimme geben“, sagt Hatice Kahraman, Chefredakteurin von Salon 5. Vor fünf Jahren sei die Idee entstanden, eine Redaktion zu gründen, die explizit Jugendliche anspricht. Denn viele Medien würden eine jüngere Zielgruppe nicht mehr erreichen, da sie nicht auf ihre Bedürfnisse eingehen.
Ein Ort für Austausch unweit des Borsigplatzes
„Wir versuchen zu fragen, was brauchst du denn, wie möchtest du redaktionell teilnehmen?“, so Kahraman. „Salon 5“ produziert verschiedene Formate, von Podcasts, über Beiträge und Kurzvideos auf Instagram und TikTok bis hin zu Texten.

Im Namen „Salon 5“ steht die fünf für den Artikel der Pressefreiheit im Grundgesetz . Der Salon wiederum soll ein Ort der Begegnung sein, in dem jederzeit Menschen einen Platz finden können.
„Wir wollen, dass junge Menschen einen Ort haben, wo sie in den Austausch kommen“, beschreibt Kahraman. Und weiter: „Wir wollen eine demokratische Welt.“ Dazu gehöre es, zu lernen, faktenbasiert zu argumentieren und den Jugendlichen die notwendige Medienkompetenz zu vermitteln.
Die erste „Salon 5“-Redaktion entstand in Bottrop, inzwischen gibt es vier Standorte und über 100 Jugendreporter:innen deutschlandweit. „Für mich ist dieser Ort etwas ganz Besonderes“, erzählt Kahraman, denn sie selbst sei in Dortmund aufgewachsen. „Es ist der Ort, den ich mir früher gewünscht habe“, sagt die Chefredakteurin.
Die Suche nach einer Location in der Nordstadt war schwierig
Doch bis hierhin war es ein langer Weg, weiß Redakteurin Alina Andrazcek, die seit einem Jahr den Aufbau des neuen Standortes begleitet. Es begann mit der Durchführung von Workshops an Schulen, bis hin zu Veranstaltungen im Dietrich-Keuning-Haus und Fritz-Henßler-Haus.

„Auf der Suche nach einem Ort für die Redaktion bin ich wie eine Wahnsinnige durch die Nordstadt gelaufen, habe Fotos von Lokalen gemacht und versucht, die Kontaktdaten von Vermietern zu bekommen.“ Schließlich fiel die Wahl auf die Dürener Straße 29.
Jan-Henrik Gruszecki, Geschäftsführer der Borsigplatz Developement GmbH sei darauf aufmerksam gemacht worden, dass „Salon 5“ eine neue Bleibe suche. Er bezeichnet sich selbst als langjährigen Unterstützer von Correctiv und sei daher bereit gewesen, das Erdgeschoss nach Wünschen der Redaktion zu sanieren.
Drei Haupträume: ein großer Raum, für Redaktionskonferenzen und Workshops, das Büro und das Studio, inzwischen ausgestattet mit Greenscreen, Mikrofonen für Podcasts, Handhalterungen und allem, was es sonst zur Aufnahme braucht, und natürlich eine Toilette bilden seit einer Woche die Redaktion von „Salon 5“ in der Dortmunder Nordstadt.
Salon5 will dort anknüpfen, wo die Leute sind
„Das Viertel ist immer im Wandel“, sagt Andrazcek, „man merkt, dass es ein vielfältiger Ort ist.“ Während der Begrüßung zur Feier trägt ein Jugendreporter ein Gedicht über die Nordstadt vor: „Nicht immer perfekt, doch voller Respekt“, ist eine der Zeilen.

Zum Team der „Salon 5“-Redaktion gehört auch Davis Brüsseler, der als Sozialarbeiter noch aus einer anderen Perspektive die Arbeit begleitet. Ihm sei es wichtig, die ganze Nachbarschaft einzubinden. „Wir versuchen so niedrigschwellig zu sein, dass wir direkt dort anknüpfen, wo die Leute sind.“
Ganz in der Nähe des Borsingplatzes habe man auch viel Laufkundschaft, sagt er. Dementsprechend hoch sei auch die Neugier und das Interesse der Menschen.
Medienkompetenz und Raum für eigene Ideen
Die Jugendreporter:innen sind mit Feuer und Flamme dabei. Während der Einweihungsfeier drehen sie Storys für Instagram. Für sie sei „Salon 5“ ein Ort, an dem sie sich wohlfühlen, die Atmosphäre sei fast familiär. Außerdem würden sie hier Dinge lernen, die es die Schule nicht schaffe, zu vermitteln: der Umgang mit Medien und das Überprüfen von Fakten im Internet. Und natürlich sei es auch aufregend, sich selbst dann im Radio zu hören oder auf Social Media zu sehen. Für ihre Arbeit würden die jungen Reporter:innen viel positives Feedback bekommen.

Doch als Jugendredaktion von Correctiv, die spätestens durch ihre Reportage „Geheimplan gegen Deutschland“ Anfang letzten Jahres Bekanntheit erlangte, bleibt „Salon 5“ auch Widerstand im Netz nicht erspart. Zwischenzeitlich sei der Instagram-Kanal gesperrt worden, berichten die Jugendlichen, da er mehrfach gemeldet worden sei. Sie würden sich wünschen, dass das aufhört.
Von nun an stehen die Türen der Redaktion werktags von 9:30 bis 18 Uhr offen. Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren können sich hier ganz ohne Vorkenntnisse ausprobieren und ihre eigenen Ideen einbringen.
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Neue Chefredakteurin für Salon5: Hatice Kahraman baut Jugendjournalismus bei CORRECTIV aus (PM)
Hatice Kahraman übernimmt ab sofort die Rolle der Chefredakteurin von Salon5, der Jugendredaktion von CORRECTIV. Kahraman, die die Redaktion in den vergangenen fünf Jahren zunächst als Volontärin und dann als Redaktionsleiterin erfolgreich aufgebaut hat, wird in ihrer neuen Funktion die publizistische Ausrichtung von Salon5 verantworten und die bundesweite Skalierung weiter vorantreiben.
CORRECTIV-Publisher David Schraven: „Hatice hat Salon5 von Anfang an geprägt. Ihr Einsatz, ihre Haltung und ihre Leidenschaft für jungen Journalismus machen sie zur idealen Chefredakteurin. Wir danken ihr für ihr großes Engagement und freuen uns auf alles, was kommt.“
Salon5 bietet redaktionelle Inhalte, die von Jugendlichen selbst gestaltet werden. An derzeit vier Redaktions-Standorten in Bottrop, Greifswald, Hamburg und Dortmund lernen junge Medienschaffende im Alter von 13 bis 18 Jahren die Grundlagen von Recherche, journalistischen Standards und Medienproduktion. Weitere Standorte sind bereits in Planung. Die Ergebnisse ihrer Arbeit veröffentlichen die Jugendlichen über Plattformen wie Instagram, TikTok, YouTube, Podcasts sowie ein eigenes Webradio.
„Mit Salon5 wollen wir DAS Leitmedium für junge Menschen werden. Wir machen Journalismus, der ihre Lebenswelt spiegelt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre eigenen Geschichten zu erzählen“, sagt Hatice Kahraman.
Rund 200 Medienkompetenz-Workshops pro Jahr ergänzen die Arbeit von Salon5. In Zusammenarbeit mit Schulen und Bildungseinrichtungen lernen Jugendliche, wie Journalismus funktioniert und warum Medienkompetenz in der digitalen Welt entscheidend ist. „Unsere Vision ist eine redaktionelle Gesellschaft“, sagt David Schraven. „Dafür stärken wir junge Menschen, ihre Stimme zu finden und Fakten von Falschinformationen zu unterscheiden.“
Über Hatice Kahramann
Hatice Kahraman ist seit Jahren eine treibende Kraft im jungen Journalismus. Die studierte Journalistin und Politikwissenschaftlerin sammelte Erfahrungen bei WDR, Spiegel Online und der dpa, bevor sie ihr Volontariat bei CORRECTIV absolvierte und dort die investigative Recherche mit der Arbeit für junge Zielgruppen verband. Für ihre Arbeit wurden Hatice Kahraman und die Redaktion von Salon5 mehrfach ausgezeichnet: 2022 erhielt sie den TalentAward Ruhr, Salon5 wurde 2023 mit dem mb21 Award prämiert, 2024 mit dem Preis von Demokratisch Handeln und 2025 als „Engagement des Monats“. Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL zählte Hatice Kahraman Anfang 2025 zu den „100 Menschen, die Hoffnung machen“.
Weitere Informationen: http://www.salon5.org