Von fehlenden Nachwuchskräften, über den Rückgang von Aufträgen – Berthold Schröder (Präsident der HWK-Dortmund) Berthold zieht eine erste Bilanz für das Jahr 2024: „Viele Betriebe im Kammerbezirk schauen skeptisch in die Zukunft“. Das unsichere Klima, das derzeit in Deutschland herrsche, habe dafür gesorgt, dass die Unternehmen in 2024 allgemein zurückhaltender bei Investitionen waren. „Wir stehen vor erheblichen Herausforderungen, müssen in vielen Bereichen umdenken und neue Lösungen finden. Dass die Betriebe in dieser Lage vorsichtig sind und weniger Risiken eingehen, ist kein Wunder.“
Fehlende Fach- und Nachwuchskräfte wirken zusätzlich als Bremsklotz
Nach wie vor würde das Handwerk unter den vergleichsweisen hohen Energiepreisen und sinkender Kaufkraft leiden. Schröder: „Ende November hatten wir ein leichtes Minus von 0,4 Prozent bei den neu abgeschlossenen Ausbildungen. Das ist zwar kein starker Einbruch, aber noch immer zu wenig, um den Bedarf im Handwerk dauerhaft zu decken.“
Bei der jüngsten Konjunktur-Umfrage der Handwerkskammer (HWK) Dortmund gaben die meisten Betriebe an, dass sie im nächsten halben Jahr einen Rückgang von Aufträgen, Umsatz und bei den Investitionen erwarten. Vor allem die Stimmung im Bauhauptgewerbe sei auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Mit 80 Prozent liege sie so niedrig wie zuletzt im Frühjahr 2013. Die Erwartungen an die Konjunktur für die nächsten sechs Monate seien die schlechtesten über alle Gewerbegruppen hinweg.
„Das ist eine brisante Entwicklung, weil das Baugewerbe eine Schlüsselbranche für Deutschland ist und eine große gesamtwirtschaftliche Bedeutung hat“, so Schröder. Ob Wohnungsbau oder Klimawende: ohne Handwerk gehe es nicht. Dennoch würden die Aufträge einbrechen. „Hohe technische Anforderungen treiben derzeit Baukosten in die Höhe und machen viele Projekte unfinanzierbar. Hinzu kommen schleppende Baugenehmigungsprozesse sowie in NRW die höchsten Grunderwerbssteuern in ganz Deutschland. Das macht sich bemerkbar. Die Politik ist jetzt stärker denn je gefordert, einen konkreten Zukunftsplan vorzulegen. Ich bin mir sicher, mit guten, verlässlichen Rahmenbedingungen werden wir schnell wieder mehr Wachstum im Handwerk sehen.“
Erfolge in 2024: „Nachhaltigkeit 360°“ und Einführung der Bauvorlageberechtigung
Das Handwerk hofft daher auf eine stabile Regierungsbildung bei den anstehenden Bundestagswahlen. „Wir brauchen jetzt eine Politik, die Sicherheit gibt und Impulse für Beschäftigung, Investitionen und Innovation setzt. Gleichzeitig müssen die hohe Steuer- und Abgabenlast, die Bürokratie und die Fachkräftesicherung in den Blick genommen werden.“
Als großen Erfolg für das Handwerk in 2024 bezeichnet der Kammerpräsident die Einführung der Kleinen Bauvorlageberechtigung für Meister.innen des Maurer- und Betonbauer- sowie des Zimmererhandwerks.
„Wir haben lange dafür gekämpft, dass Nordrhein-Westfalen seine Landesbauordnung entsprechend ändert. In den meisten anderen Bundesländern hat sich die kleine Bauvorlageberechtigung schon länger bewährt. Daher ist es ein klarer Erfolg für das Handwerk, dass NRW nun endlich auch nachgezogen hat. Denn die Einführung der kleinen Bauvorlageberechtigung stärkt die Wertschätzung und Anerkennung der Meisterqualifikation.“
Ebenso positiv bewertet Schröder die Etablierung des Checks „Nachhaltigkeit 360°“. Nachdem das Instrument schon länger in den Betriebsberatungen der nordrhein-westfälischen Handwerkskammern benutzt wird, ist es dieses Jahr bundesweit ausgerollt worden. Mittlerweile nutzen bereits 75 Prozent aller Handwerkskammern in Deutschland den Nachhaltigkeitscheck. Hinzu kommen mehrere Fachverbände und zwei Kreishandwerkerschaften. „In den kommenden Jahren wird es immer wichtiger werden, nachhaltiges Handeln in der Wirtschaft greifbar und messbar zu machen. Mit dem Nachhaltigkeitscheck haben wir ein gutes Instrument geschaffen, das einen niederschwelligen Einstieg in das Thema bietet“, so Schröder.
Die Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ soll 2025 fortgeführt werden
Mit Blick auf 2025 erklärt der Kammerpräsident, dass man das Bundesweite Netzwerktreffen für Frauen im Handwerk ausrichten werde. „Seit 2022 gibt es bei der Handwerkskammer Dortmund die Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“, die auch in 2025 mit einer neuen Staffel fortgeführt wird. Daher freuen wir uns, dass wir das Netzwertreffen in diesem Jahr nach Dortmund holen konnten.“
Außerdem gebe es Grund zum Feiern: „Die Handwerkskammern begehen nächstes Jahr ihr 125-jähriges Jubiläum. Das ist Grund genug, um einmal zurückzublicken und Entwicklungen, Veränderungen sowie Erfolge Revue passieren zu lassen.“ Die Handwerkskammer Dortmund habe zu diesem Anlass eine digitale Chronik erstellt, die im April 2025 veröffentlicht werden soll.
Reaktionen
Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes der Metallindustrie für Dortmund und Umgebung e.V. zum Jahreswechsel 2024/2025: Die Krise verfestigt sich, weiter zurückgehende Erwartungen“
Eine Konjunkturumfrage des Unternehmensverbandes bestätigt eine dauerhafte Krise: Bei den Unternehmen der regionalen Metall- und Elektroindustrie (Dortmund, Lünen, Castrop-Rauxel) zeichnet sich eine Verfestigung des wirtschaftlichen Abwärtstrends ab.
„Die stabil schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, mit denen sich unsere Industriebetriebe seit geraumer Zeit auseinanderzusetzen haben, zeigen deutliche Wirkung“, sagt Ernst-Peter Brasse, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes der Metallindustrie. Die Auftragslage der Unternehmen stagniert auf niedrigem Niveau. Für 30% der Unternehmen lief das Jahr 2024 noch schlechter, als das bereits bescheidene Geschäftsjahr 2023. Lediglich aus dem Ausland waren einige Impulse gekommen, die inländische Nachfrage stagnierte jedoch im letzten Jahr.
Auch die Erwartungen an 2025 bieten wenig Anlass zur Freude. Gut 45% der Unternehmen erwarten eine weitere Verschlechterung der Auftragslage im 1. Halbjahr, 2024 war dies noch ein Drittel. Eine Verbesserung der Auftragseingänge wird allenfalls aus dem Ausland erwartet (17%).
„Bei der Beschäftigung zeigen sich die regionalen Industrieunternehmen aber nach wie vor robust“, so Brasse, der das als gutes Zeichen wertet. 75% der regionalen Industrieunternehmen wollen die Beschäftigung in den kommenden 6 Monaten unverändert lassen, 12% planen einen Personalabbau, ebenso viele Neueinstellungen.
Den Verband beunruhigt auch die leicht zurückgehende Ausbildungsbereitschaft in der Industrie. „Das ist zwar ein klassisches Symptom eines nachhaltigen Abschwungs, führt mittelfristig aber zu einem sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel, “ so Brasse. Die Ausbildungsbereitschaft insgesamt sei aber weiter befriedigend.
Ernsthafte Sorgen bereiten Brasse die nach wie vor rückläufigen Inlandsinvestitionen. 33% der Unternehmen wollen weniger am Standort investieren. Gut die Hälfte der Unternehmen plant 2025 hingegen eine Aufstockung der Investitionen im Ausland. „Das zeigt das schwindende Vertrauen der Wirtschaft in die Reformfähigkeit der Politik und wird sich mittelfristig weiter nachteilig auswirken. „Es muss jetzt dringend eine spürbare Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Unternehmen initiiert werden, um die Investitionen im Land zu halten und die beginnende Abwanderung der Arbeitsplätze abzuwenden“, so Brasse abschließend.