Planvolles Vorgehen statt Panik: Verbraucherzentrale gibt nützliche Tipps für den Umgang mit unseriösen Notdiensten 

Zum Weltverbrauchertag informiert die Verbraucherzentrale über den richtigen Umgang mit unseriösen Notdiensten. Helene Schulte-Bories von der VZ-Beratungsstelle Dortmund rät dazu, kühlen Kopf zu bewahren. Foto: VZ NRW

Fällt die Tür von außen ins Schloss oder ist der Abfluss verstopft – dann wird rasche Hilfe oftmals teuer. Als Retter in der Not bieten Schlüsseldienste und Rohrreiniger ihre Dienste an. Doch eine auffällige Anzeige im Branchenbuch oder der Anruf bei einem Vermittlungsdienst lotsen Betroffene nicht immer zu einer seriösen und kostentransparenten Firma. „Viele hilfreiche Türöffner oder Rohrreiniger leisten zwar rasche Abhilfe, nutzen im Gegenzug jedoch die Notlage der Kunden mit intransparenten und überteuerten Preisen schamlos aus“, warnt die Verbraucherzentrale NRW anlässlich des Weltverbrauchertags am 15. März. 

Es gilt, kühlen Kopf zu bewahren, um bösen Überraschungen vorzubeugen

Wer vorsorgt und weiß, wen man im Ernstfall zuverlässig um Hilfe bitten kann und wer trotz Stresssituation die Kosten vor dem Anrücken eines Notdienstes vergleicht und die einzelnen Rechnungsposten nach getaner Arbeit kritisch prüft, ist vor bösen Überraschungen sicher. Unter dem Motto „Ruhe bewahren – planvoll vorgehen“ hilft die Verbraucherzentrale NRW hierbei mit folgenden Hinweisen:

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Um hohe Anfahrtskosten zu vermeiden, sollten lokale Notdienste bevorzugt werden. Foto: Screenshot

Besonnen in akuter Notlage agieren: Trotz Stresssituation sollten Betroffene überlegen, ob ein sofortiger Notdiensteinsatz notwendig ist oder noch bis zum nächsten Werktag gewartet werden kann. Eventuell kann das Problem auch selbst oder mit Hilfe von Nachbarn gelöst werden – etwa indem bei einem Wasserrohrbruch erst einmal der Haupthahn zugedreht wird. 

Seriöse Helfer*innen finden: Muss sofort ein Fachmann ran, ist der eigene Bekanntenkreis die erste Auskunftsstelle. Denn hat ein Betrieb gut gearbeitet, ist er sicher eine Empfehlung wert. Wer Hilfe braucht, der sollte ortsansässige Unternehmen bevorzugen, um hohe Fahrtkosten zu vermeiden. Vorsicht bei Firmen mit Namen „AAA! Häufig steckt hinter solch einem Namensanfang nur das Ziel, im Branchenbuch ganz oben zu stehen. Bei der Suche im Internet empfiehlt sich ein Blick ins Impressum. Hier müssen etwa Name, Adresse und E-Mail Adresse stehen. 

Telefonischer Kontakt: Wer Abhilfe sucht in einem Notfall sollte beim ersten Anruf eines Dienstes das Problem möglichst konkret schildern. Im nächsten Schritt sollte nach der Höhe der Anfahrtskosten gefragt werden. Im Falle einer Auftragsvergabe ist es sinnvoll, einen verbindlichen Festpreis zu vereinbaren. Bei einem Schlüsseldienst etwa kostet die Öffnung einer lediglich zugefallenen Tür in Nordrhein-Westfalen inklusive Anfahrt tagsüber und an Werktagen circa 90 Euro. Für einen Akut-Einsatz in der Nacht, an Sonn- oder Feiertagen werden im Schnitt 140 Euro berechnet.

Zum Vergleich von Firmenpreisen und -konditionen sollten nach Möglichkeit zwei oder drei Angebote eingeholt werden. 

Vergleichen Sie mehrere Angebote und vereinbaren Sie einen Festpreis

Auf sachgerechte Leistungen achten: Ist eine Tür nur ins Schloss gefallen, muss sie in den meisten Fällen weder aufgebrochen noch das Schloss ausgebaut werden. Beides ist aber häufige Praxis, um die Kosten in die Höhe zu treiben. Zugezogene Türen lassen sich meist ohne Beschädigung im Nullkommanichts vom Fachmann öffnen. Auch bei der Rohrreinigung ist oftmals der Einsatz von schwerem technischem Gerät unnötig. Unseriöse Firmen nutzen auch häufig eine Rohrverstopfung, um Verbraucher*innen zu einer unnötigen Rohrsanierung zu überreden. 

Die Verbraucherzentrale besteht in Dortmund seit 50 Jahren.
Die VZ-Beratungsstelle Dortmund in der Reinoldistraße. Foto: Klaus Hartmann/Archiv

Rechnung prüfen: Die Rechnung sollte nur dann vollständig bezahlt werden, wenn die Arbeiten abgeschlossen sind und sie überprüft haben, ob das Problem gelöst wurde. Wird eine ortsansässige Firma beauftragt, können nur die Fahrtkosten innerhalb der Ortsgrenzen in Rechnung gestellt werden. 

Außerhalb der gewöhnlichen Arbeitszeiten kommen oft noch Nacht- und Feiertagszuschläge hinzu. Erlaubt sind hierbei Zuschläge von bis zu 100 Prozent – allerdings nur für Lohn und lohnabhängige Kosten und nicht für Material- oder Fahrzeugkosten. Wer eine ungewöhnlich hohe Rechnung bekommt, sollte am besten nur eine Anzahlung unter Vorbehalt leisten und die Rechnung im Anschluss unabhängig prüfen lassen. 

Betroffene sollten sich auch nicht nötigen lassen, mit einem drängelnden Dienstleister zum nächsten Geldautomaten zu fahren. Barzahlung kann nur verlangt werden, wenn dies vorher vereinbart wurde. Wer sich bedroht fühlt, sollte sich nicht scheuen, die Polizei über den Notruf 110 anzurufen. 

Vorsorge für alle Fälle treffen: Vorsorgliche, die einen Schlüssel beim Nachbarn deponieren oder die Rufnummer eines seriösen Betriebs an die Pinnwand heften, sind auf den Einsatz eines unbekannten Notdienstes nicht angewiesen. Bestens gewappnet ist, wer sich im Vorfeld nach Preisen von seriösen Notdiensten in Wohnnähe erkundigt und deren Rufnummer parat hat.

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Weitere Informationen:

Rechtlichen Rat bei überhöhten Rechnungen von unseriösen Notdiensten bieten die örtlichen Beratungsstellen der Verbraucherzentrale NRW, u.a. in Dortmund, Reinoldistraße 7 bis 9.

Kontakt und Kosten online unter www.verbraucherzentrale.nrw oder an ihrem Verbrauchertelefon unter der Rufnummer 0900-1-89 79 69 für 1,86 Euro pro Minute. Mobilfunkpreise können variieren. Noch mehr Wissenswertes zu Notdiensten gibt’s unter www.verbraucherzentrale.nrw/notdienste. Wem eine Rohrsanierung aufgedrängt wurde, erhält kostenlos rechtlichen Rat unter der Rufnummer (02 11) 38 09 300.

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Die Verbraucherzentrale in Dortmund warnt vor einer Abzockermasche von Notdiensten bei Insektenplagen

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Reaktionen

  1. Verbraucherzentrale NRW Beratungsstelle Dortmund (Pressemitteilung)

    Verbraucherzentrale in Dortmund:
    Keine persönliche Beratung mehr – aber telefonisch und per E-Mail erreichbar

    Die Beratungsstelle der Verbraucherzentrale in Dortmund bleibt bis auf Weiteres geschlossen. Persönliche Beratungen – ob allgemeine Rechtsberatung, Versicherungs-, Energie-, Umwelt-, Geldanlage- oder Schuldnerberatung – müssen leider ausfallen. „Auch die Verbraucherzentrale will – wie andere Dienste und Einrichtungen – durch das Vermeiden von Kontakten einen Beitrag leisten, um die Corona-Pandemie einzudämmen. Wer bereits einen Termin vereinbart hat, wird kontaktiert oder kann sich telefonisch melden, um das weitere Vorgehen abzusprechen“, erklärt Beratungsstellenleiterin Helene Schulte-Bories.

    Auch alle Veranstaltungen, Vorträge und Aktionen sind bis Ende April abgesagt. Telefonisch ist die Beratungsstelle jedoch – unter 0231 – 720 91 701 – weiterhin erreichbar. Auch Anfragen per E- Mail dortmund@verbraucherzentrale.nrw werden weiter bearbeitet.

    Informationen, rechtliche Tipps, Musterbriefe und schnelle Hilfestellungen zu vielen Verbraucherthemen gibt es außerdem im Internet unter http://www.verbraucherzentrale.nrw. Auch Ratgeber der Verbraucherzentrale NRW können weiterhin online unter http://www.ratgeber- verbraucherzentrale.de bestellt werden.

    Wissenswertes, was in Zeiten der Coronakrise im Verbraucheralltag zu beachten ist, gibt es außerdem unter http://www.verbraucherzentrale.nrw/corona.

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