Nordstadtblogger lädt zur Diskussion über Rolle und Zukunft lokaljournalistischer Medien

Ist Lokaljournalismus Sargnagel oder Retter der Demokratie?

Lokalzeitungen liegen übereinander.
Symbolbild: Lokaljournalismus in Dortmund. Doch sehr viel spielt sich nicht mehr „im Print“ ab. Foto: Thomas Engel

Welche Rolle spielen Lokalmedien im demokratischen Diskurs? Sind sie Hüter der Demokratie (der „Watchdog“) oder ihr Sargnagel? Und sind lokale Medien Teil der Lösung oder des Problems, wenn wir über Polarisierung, Populismus und Politikverdrossenheit reden? Am Montag, 20. Oktober 2025, wird auf Einladung der Nordstadtblogger-Redaktion im Kino im Depot über die demokratische Rolle des Lokaljournalismus diskutiert. Expert:innen aus Wissenschaft und Praxis sprechen über Chancen, Herausforderungen und Verantwortung lokaler Medien. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist erforderlich.

Stimmen, die den Lokaljournalismus aus ganz unterschiedlichen Perspektiven betrachten

Die Diskussionsveranstaltung findet im Rahmenprogramm der LWL-Wissenschaftspreis-Verleihung an die ehrenamtlich arbeitende Nordstadtblogger-Redaktion statt. Zwei Diskussionen, drei Führungen und ein besonderer Museumsbesuch gehören zum Programm (mehr dazu am Ende).

Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

Bei der zweiten Diskussionsveranstaltung am kommenden Montagabend dreht sich alles um das Thema Lokaljournalismus: WDR-Journalist Michael Westerhoff, die frühere Zeitungsredakteurin und DJV-Schatzmeisterin Katrin Krömer, der ehemalige Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und Alexander Völkel, Gründer und Redaktionsleiter des lokalen Online-Mediums Nordstadtblogger.de.

Den fachlichen Input und auch Disukussionbeiträge liefert Prof. Dr. Wiebke Möhring von der TU Dortmund, die auch zur Wirkung lokaler Berichterstattung forscht. Sie sieht lokale Medien als zentralen Baustein demokratischer Öffentlichkeit. „Menschen möchten sich an dem Ort, an dem sie leben, auch verorten können“, sagt sie. Lokaljournalismus ermögliche soziale Orientierung und politische Teilhabe.

Krömer teilt diese Einschätzung. Sie betont die demokratische Funktion lokaler Berichterstattung: „Ich bin überzeugt davon, dass der Lokaljournalismus unentbehrlich ist.“ In Zeiten wachsender Desinformation sei er besonders wichtig.

Zwischen Aufmerksamkeitsökonomie und Verantwortung: Wo steht der Lokaljournalismus?

Auch Michael Westerhoff betont den Alltagsbezug lokaler Medien: „Die Menschen wollen wissen, was vor ihrer Haustür passiert.“ Lokaljournalismus müsse konkrete, alltagsnahe Fragen beantworten und politische Diskussionen abbilden.

Gruppenfoto im Pressezentrum
Ehrenamtlicher Journalismus: Das Team der Nordstadtblogger am Wahlabend im Rathaus. Foto: Roland Gorecki

Hans-Josef Vogel sieht die Entwicklung kritischer: Der Lokaljournalismus habe sein Monopol verloren. Durch soziale Medien sei die „Wahrheitssuche dem Internet und der Aufmerksamkeitsökonomie erlegen“. Seine Frage: Wie kann dem entgegengewirkt werden?

Alexander Völkel verweist auf neue Wege jenseits des klassischen Lokaljournalismus. Mit Nordstadtblogger.de zeigt er, dass auch ehrenamtliche Projekte journalistische Lücken schließen können. Sein Ansatz: lokale Perspektiven stärken und unabhängig berichten. Er mahnt allerdings auch neue Geschäftsmodelle an und fordert, endlich die Möglichkeiten für gemeinnützigen Journalismus zu schaffen.

Weitere Informationen:

  • Die Diskussion „Lokaljournalismus: Sargnagel oder Retter der Demokratie?“ findet am Montag, 20. Oktober 2025, um 19 Uhr im Kino im Depot (Immermannstraße 29, Dortmund) statt.
  • Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist bis zum 17. Oktober per E-Mail an veranstaltung@nordstadtblogger.de erforderlich.
  • Hinweis: Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind sowie in dieser Weise die  Veranstaltung stören, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.

Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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Reaktionen

  1. Ulrich Sander

    Heute in Neues Deutschland – und es passt als Kommentar zu Eurer Diskussion, denn die noch nicht verblödeten Leser der lokalen Printmedien-Einheitsfront aus RN, WAZ und WR hatten in diesen Wochen im Nordstadtblogger einen guten Verbündeten:

    „In dieser Stunde der Not unserer freiheitlichen Grundordnung fallen die bürgerlichen Medien durch eine kaum erträgliche Normalisierung rechtsextremer und inhumaner beziehungsweise rassistischer Positionen auf. Die öffentlich-rechtlichen Medien, als vierte Gewalt eigentlich dem Schutz der Demokratie und der Kontrolle der Regierung verpflichtet, interpretieren ihre Neutralität in der Berichterstattung immer expliziter als Gebot, faschistische Tendenzen als legitime Meinung zu behandeln, gerade so, als ob es nicht um Entmündigung, Entrechtung und den Ersatz der Demokratie durch Gewaltherrschaft ginge.“ Konkret in Dortmund erlebten wir einen Wahlkampf, in dem die AfD auf Flugblättern forderte, Dortmund zum „Remigrationshafen“ zu machen, also Menschen mit nichtdeutschem Hintergrund aus dem Land auszuweisen. Dageen haben wir vor Monaten noch demonstriert, und jetzt wird darüber nicht mal in den Medien berichtet. Aufregung herrscht in den RN, weil Herr Westphal dem AfD-Mann nicht die Hand geben wollte. Stattdessen ist es nötig, den Verantwortlichen für die Flugblätter einzusperren.

    Der Kampf für die Brandmauer geht weiter, sage ich Herrn Lensing. Die AfD gehört verboten.

    Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen!

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