„Neue Stärke“ statt Katerstimmung: Verwaltungsvorstand sieht Stadt Dortmund gefestigt aus Corona-Krise hervorgehen

Der Verwaltungsvorstand der Stadt in den Zeiten der Krise. Archivbild: Alex Völkel

Von Joachim vom Brocke

„Neue Stärke“ heißt ein auf fünf Jahre angelegtes Wiederaufbauprogramm für die Dortmunder Wirtschaft, das der Verwaltungsvorstand vorlegte. Hintergrund: Durch die Corona-Pandemie ist die Wirtschaftsaktivität deutlich zurückgegangen. Einige Branchen kamen teilweise vollständig zum Stillstand und sind nach wie vor stark betroffen von Kurzarbeit oder in ihrer Existenz bedroht. Für Wirtschaftsförderer Thomas Westphal ist deshalb klar: „Eine einfache Rückkehr zum Zustand vor Corona wird es nicht geben“. Westphal setzt in seinem Papier „Neue Stärke“ auf eine Doppelstrategie. Einmal soll den Branchen unter die Arme gegriffen werden, die besonders hart getroffen wurden.

Für fünf Jahre 15 Millionen Euro bereit

Andere Unternehmen wiederum seien von Corona weniger hart getroffen worden oder hätten die Krise wenig oder überhaupt nicht gespürt. „Damit Dortmund insgesamt gestärkt aus der Krise gehen kann“, so Thomas Westphal, „müssen wir an allen Stellen, wo es möglich, ist ansetzen“. Um dieses Ziel zu erreichen, will die Stadt insgesamt 15 Millionen Euro in fünf Jahren einsetzen. Das Geld soll genutzt werden, um eigene Projekte durchzuführen, es soll aber vor allem als Innovations- und Finanzierungshebel dienen. Mit diesem Geld sollen weitere Projekte entwickelt werden, um zusätzliche Mittel vom Bund, dem Land und der EU dafür zu bekommen, um den Einsatz vielfach zu multiplizieren. ___STEADY_PAYWALL___

Stärker aus der Krise kommen als hineingegangen

Das Grundlagenpapier „Neue Stärke“ präsentiert sich selbstbewusst. Ziel der Wirtschaftsförderung ist es, stärker aus der Krise hervorzugehen, als man hineingegangen ist. Betroffen sind vor allem Sektoren, die durch die pandemiebedingten Einschränkungen ihre Geschäftstätigkeit weitestgehend einstellen mussten.

„Gastro-Stillsterben“ als Zeichen vor dem Dortmunder Rathaus: Jetzt geht es um Lösungen. Foto: Karsten Wickern

Handel und Gastronomie zum Beispiel, die Freizeit-, Event-, Beherbergungs- und Tourismusbranche und Teile des Handwerks. Sie sollen mit dieser Strategie direkt gefördert werden. Dazu plant die Wirtschaftsförderung gezielte Beratungs- und Unterstützungsangebote.

Für die Gastro- und Eventbranche sind dies unter anderem: Die Aussetzung der Vergnügungssteuer für Tanzveranstaltungen bis 2025, die Einrichtung einer Gastronomieakademie in Zusammenarbeit mit der DEHOGA, die Schaffung von PopUp Standorten für kurzfristige Gastrokonzepte, Wettbewerbe für junge gastronomische Konzepte, die Bildung eines Club- und Eventfonds, um die Projekte finanzieren zu können, sowie die Etablierung eines „Nightlife-Beauftragten“ als Bindeglied zwischen den Gästen, der Wirtschaft und Verwaltung.

Dortmunder Modell der letzten Jahrzehnte

Thomas Westphal ist sich sicher. „Bei einer gelungenen Verknüpfung der einzelnen Bausteine können sich neue Ausgehquartiere und Formate entwickeln, die den Standort Dortmund stärken“. Für das künftige „Neue Stärke“-Programm sollen auch diejenigen einbezogen werden, die von der Corona-Krise wenig bis gar nicht betroffen sind oder sogar von ihr profitiert haben. Ihre Stärkung könne wiederum zu Synergieeffekten mit anderen Branchen und so zu einer Steigerung der Beschäftigtenzahlen führen. Um die Potentiale der Wirtschaft in einer Krise zu nutzen, gehörte auch dazu, diejenigen zu fördern, denen die letzten Monate einen regelrechten Schub versetzt haben. „Dies war schon entscheidend für den Erfolg des Dortmunder Modells der letzten Jahrzehnte, mit dem wir auch den Strukturwandel gemeistert haben“, betont Westphal.

Digitale Plattformen weiter entwickeln

Um die gesteckten Ziele zu erreichen, sollen digitale Plattformen mit lokalem und sozialem Engagement weiter entwickelt und verknüpft werden. Investitionen in neue digitale Zukunftsquartiere wie zum Beispiel den Energiecampus und die Speicherstraße erfolgen. Damit verbunden ist auch Förderung des heimischen Handwerks. Die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle, wie beispielsweise das „Digitale Bauhaus“ sollen unterstützt werden.

Die Stadt ist digital unterwegs.
Die Stadt möchte digital unterwegs sein. Foto: Thomas Engel

Umsetzung und Begleitung der Strategie soll im Dortmunder Konsens gemeinsam mit den Kammern und Verbänden, den Gewerkschaften und Vertreten der Stadtgesellschaft erfolgen. Das Programm wird dem neuen Rat der Stadt Dortmund zur Entscheidung in der nächsten Sitzung am 8. Oktober vorgelegt.

Das war da noch:

An der Sitzung des Verwaltungsvorstandes beteiligten sich auch Vertreter der Kreisverwaltung Unna mit Landrat Michael Makiolla an der Spitze. Die Themen Verkehr, Corona und Kommunalfinanzen standen im Mittelpunkt. Wichtig sei es, den Ausbau der L 663 voranzutreiben. Die Linienführung (noch kein Planfeststellungsverfahren) müsse weiter vertieft werden. Landesverkehrsminister Wüst wolle Personalkosten dafür übernehmen. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Behörde Straßen.NRW, zuständig für den Ausbau.

Dringender Wunsch ebenso der zweispurige Ausbau der Bahnstrecke Münster – Dortmund, die von vielen Dortmunder*innen und Bewohner*innen des Kreises Unna genutzt wird. Ein Zwei-Stunden-Takt sei selbst beim Ausbau zu wenig. Kritik gab es in Richtung Deutsche Bahn, die eine ganze Region nur sehr ungenügend an das überregionale Bahnnetz anknüpfe.

Das Radverkehrsnetz soll künftig mit Unna eng verknüpft werden, um so ein funktionales Netz zu bekommen.

Dortmunds OB Ullrich Sierau und Landrat Michael Makiolla treten bei der Wahl im September nicht mehr an. Beide versprachen sich für später in gut-nachbarschaftlicher Freundschaft gemeinsame Radtouren und Wanderungen.

 

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Reaktionen

  1. Umsetzung der bürger*innenorientierten Sprache bei der Stadtverwaltung Dortmund (PM)

    Umsetzung der bürger*innenorientierten Sprache bei der Stadtverwaltung Dortmund

    Die Qualität des Kontakts zu ihren Bürgern*innen steht immer im Fokus. Die Stadt Dortmund möchte als dienstleistende Verwaltung auf das jeweilige fachliche Thema bezogen – adäquat und auf die Zielgruppe zugeschnitten, kommunizieren. Der Servicegedanke von angebotenen Dienstleistungen soll laufend verbessert werden und hat demnach oberste Priorität. „Wir verstehen uns als Dienstleistungsunternehmen für unsere Dortmunder Bürgerinnen und Bürger“, so Ullrich Sierau, Oberbürgermeister der Stadt Dortmund.

    Neben einer leichten Verständlichkeit und einer Begegnung auf Augenhöhe ist es zudem wichtig den Diversity-Gedanken in der Stadt Dortmund zu leben. Bereits im Mai hat der Verwaltungsvorstand einen Leitfaden für eine gendersensible Sprache in der Stadt Dortmund verabschiedet. „Damit stellen wir als Stadt Dortmund die Weichen für eine Sprache, die keine Person diskriminiert, sondern alle Geschlechter gleichermaßen anspricht und sichtbar macht.“ erklärt Personal- und Organisationsdezernent Christian Uhr.

    Ein weiterer Teilaspekt dieses Leitfadens ist zudem, dass Formulierungen nachvollziehbar, verständlich und in einfachen Sätzen erfolgen sollen. Die städtischen Mitarbeiter*innen werden u.a. durch Fortbildungen unterstützt, eine für die Bürgerschaft verständliche Sprache in ihrer täglichen Arbeit zu etablieren. Mehrere hundert Mitarbeiter*innen haben bereits an Fortbildungen in Form von Präsenzveranstaltungen zu diesem Thema teilgenommen.

    Das Thema der bürger*innennahen Verwaltungssprache beschäftigt in den letzten Jahren regelmäßig die Politik und die Verwaltung in der Stadt Dortmund. Das Augenmerk wird daher auch weiterhin auf einer individuellen Unterstützung der Kolleg*innen in den einzelnen Fachbereichen, z.B. durch Schulungen unter Berücksichtigung der Tätigkeitsfelder, der einzelnen Prozesse, der Rechtsgebiete und der angesprochenen Personen gelegt.

    Die Stadt Dortmund will neben den Präsenzveranstaltungen für die Beschäftigten jedoch auch digitale Fortbildungsmöglichkeiten ausbauen. Im Zentrum für Ausbildung und Kompetenzen, welches in diesem Jahr eröffnet wurde und sich für die die lebenslange Aus- und Fortbildung eines jeden Mitarbeitenden einsetzt, werden zukünftig strukturierte, prägnante und sinnvoll gebündelte E-Learning-Module entwickelt. So können die Beschäftigten der Stadt Dortmund jederzeit auf diese Inhalte zugreifen und sich weiterbilden.

    Jede gesprochene (oder auch geschriebene) Sprache befindet sich im Wandel. Oftmals verläuft der Wandel der Sprache jedoch relativ unbewusst. „Bewusst Sprache verändern zu wollen, ist eine Herausforderung, aber durch eine stetige Beschäftigung mit dieser dennoch möglich.“, so Stadtrat Uhr. Die Stadt Dortmund wird sich auch zukünftig laufend und ausdauernd mit einer bürger*innenorientierten Sprache auseinandersetzen und Ihre Beschäftigten entsprechend sensibilisieren.

    Der Verwaltungsvorstand nahm die Berichterstattung in seiner heutigen Sitzung zur Kenntnis und sprach sich für die Weiterführung der Maßnahmen zur Umsetzung einer bürger*innenorientierten Sprache bei der Stadt Dortmund aus.

  2. Dortmund sucht „Geschmackstalente“: Wirtschaftsförderung lobt bundesweit ersten Standort-Gründungswettbewerb für die Gastronomie aus (PM)

    Dortmund sucht „Geschmackstalente“: Wirtschaftsförderung lobt bundesweit ersten Standort-Gründungswettbewerb für die Gastronomie aus

    Die Wirtschaftsförderung Dortmund schafft Perspektiven für die Gastronomie. Im Rahmen des Gesamtkonzepts „Neue Stärke“ lobt sie den Gründungswettbewerb „GESCHMACKSTALENTE“ aus und unterstützt damit Unternehmerinnen und Unternehmen, die die Dortmunder Gastro-Szene mit frischen Ideen bereichern möchten. Die besten Ideen des Wettbewerbes werden mit Preisen im Gesamtwert von mehr als 80.000 Euro prämiert. Verbunden mit einer Ausschüttung der Gewinne ist eine Ansiedlung in Dortmund. Der Startschuss fällt am 15. Juni mit einer Auftaktveranstaltung.

    Sowohl in der City als auch in den Stadtquartieren, wie beispielsweise dem PHOENIX-See, dem Kreuzviertel oder demnächst dem Hafen, ist die Gastronomie ein attraktiver Magnet für Bewohner*innen und Besucher*innen, der nicht nur das gesellschaftliche Miteinander, sondern in hohem Maße auch die Wirtschaft belebt. Die Corona-Krise hat insbesondere diese Branche stark gebeutelt. Mit dem Gründungswettbewerb „GESCHMACKSTALENTE“ will die Dortmunder Wirtschaftsförderung neue Impulse setzen und die Gastronomie-Landschaft mit innovativen und einzigartigen Konzepten bereichern.

    Der Wettbewerb wird bundesweit ausgeschrieben. Die Teilnehmer*innen können sich auf spannende Informationen zu den wichtigen Themen rund um eine Gründung in der Gastronomie freuen. Diese reichen von der Finanzplanung, über die Werbung, bis hin zur Personalfindung. Die Teilnahme am Wettbewerb ist kostenlos. Erwartet wird nur die Leidenschaft für die Gastronomie und die Bereitschaft, das Konzept in einem Businessplan darzustellen. Hilfestellung gibt es dafür von erfahrenen Coaches, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.

    Qualifizierung über zwei Phasen

    Über den Link http://www.geschmackstalente.de können sich Interessierte für den Wettbewerb anmelden. Die Phase 1 beginnt am 15. Juni mit der Auftaktveranstaltung, die pandemiebedingt online stattfinden wird. Nach der Absolvierung von zwei Workshops erhalten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihre Geschäftsidee einzureichen, um sich für die zweite Phase des Wettbewerbs zu qualifizieren. Diese startet am 10. August mit einem von insgesamt fünf weiteren Modulen. Darin referieren erfahrene Mentoren zu Themen wie Marketing, Crowdfunding und Businessplänen. Hier besteht auch die Möglichkeit des intensiven Austausches untereinander.

    „Für die zweite Phase werden maximal zehn Gründungsteams ausgewählt, die ein individuelles Coaching durch erfahrene Gastronomen und Unterstützung beim Netzwerkaufbau erhalten. Ziel ist, mehr innovative Gastronomiekonzepte in Dortmund zu etablieren, um die Attraktivität der Stadt auch in kulinarischer Hinsicht weiter zu steigern. Mit dem Wettbewerb werden aus Geschmackstalenten Gastronomieprofis“, so Andrea Schubert, Teamleiterin Gründen bei der Wirtschaftsförderung Dortmund.

    Prämierung am 5. Oktober

    Am Ende des Gründungswettbewerbs locken lukrative Gewinne. Zusätzlich werden Sachpreise ausgelobt. Voraussetzung für die Auszahlung der Preisgelder ist die Vorlage eines entsprechenden Miet-/Pacht- oder Kaufvertrages für die Eröffnung eines gastronomischen Betriebes in Dortmund.

    Infos und Anmeldung: http://www.geschmackstalente.de

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