Naphthalin-Funde in der Kieferstraße in Hombruch: Unbekannter Schacht erkundet und wieder verschlossen

Eine Spezialfirma nahm unter Schutzvorkehrungen weitere Proben.
Eine Spezialfirma nahm in Hombruch unter Schutzvorkehrungen weitere Proben aus den Kanälen.

Das Rätselraten um einen alten Tank sowie unbekannte Rohrleitungen im Erdreich in Hombruch geht weiter: Luftbild-, Archiv- und Aktenrecherchen konnten bisher nur wenig konkrete Hinweise liefern zur Herkunft und zum Verlauf der im Juli aufgefundenen kontaminierten Leitungen. Es könnten Reststücke eines vormals größeren Kokereigasleitungssystems sein. Daher hat die Stadt neben weiteren vorsichtigen Bodenerkundungen in der Harkortstraße ergänzende geomagnetische Untersuchungen durchgeführt.

Alte und nicht verzeichnete Gussleitungen finden sich unter der Harkort- und der Kieferstraße

Diese offenbarten, dass eine der beiden alten Leitungen mit einem Durchmesser von 50 Zentimeter von der Harkortstraße rund 40 Meter nach Süden in die Kieferstraße reicht. Gleichzeitig konnte der Leitungsverlauf eines Gussrohres in der Harkortstraße mit einem Durchmesser von 80 Zentimeter auf einer Strecke von etwa 50 Meter nachverfolgt werden. Es besteht die Vermutung, dass es sich bei den Rohren nur um Reststücke eines vormals größeren Kokereigasleitungssystems zu handeln könnte, die im Untergrund verblieben sind. ___STEADY_PAYWALL___

Am 1. Oktober 2020 konnte außerdem der ominöse Schachtdeckel in der Kieferstraße geöffnet werden, um mehr Informationen zu seiner Funktion und dem Inhalt des darunter befindlichen Hohlraums zu erhalten. Die ursprünglich bereits für Mitte September geplanten Arbeiten einer Spezialfirma mussten zuvor einmal verschoben werden, da sich die Beschaffung der erforderlichen Arbeitssicherheitskleidung verzögerte.

Die Fachfirma für Tanktechnik hat unter Atemschutz und bei gleichzeitiger Luftabsaugung den mit zahlreichen großen Gewindeschrauben gesicherten Stahldeckel (Durchmesser ein Meter) öffnen können. Der Deckel gehört zu einem Gaskondensat-Abscheider, an den eines der beiden alten Gussrohre angeschlossen ist. Die Existenz eines ursprünglich vermuteten Heizöltanks kann damit ausgeschlossen werden.

Weitere Naphthalin-Ablagerungen gefunden – Spezialfirma nahm zusätzliche Proben 

Der Zugangsschacht wurde nach der Entnahme der Proben wieder versiegelt. Fotos: Stadt Dortmund
Der Zugangsschacht wurde nach der Entnahme der Proben wieder versiegelt. Fotos: Stadt Dortmund

Wie bereits bei den ersten Leitungsfunden ließen sich auch hier an den Schachtwandungen kristalline Naphthalin-Ablagerungen feststellen. Naphthalin ist ein gesundheits- und umweltschädigendes Nebenprodukt aus der Brennstoffproduktion von Koks.

Auch flüssiger Inhalt kam zum Vorschein, bei dem es sich vermutlich um Schichtwasser aus dem umgebenden Erdreich handelt. Das Schichtwasser muss mit der Zeit über eine kleine Peilöffnung im Deckel eingetreten sein. Auch von der flüssigen Phase wurden Proben genommen.

Anschließend erfolgte das wasser- und geruchsdichte Verschließen des Schachtes durch eine Silikon- und Folienabdichtung sowie eine 30 Zentimeter dicke Betonauflage. Die Anwohner*innen waren über die Arbeiten und über empfohlene Vorsichtsmaßnahmen (geschlossene Fenster) im Vorfeld informiert worden.

Noch ist unklar, ob die Relikte aus der Vergangenheit ein Umweltrisiko darstellen

Wenn alle Informationen aus der beauftragten Recherche und der aktuellen Probenahme vorliegen, entscheidet es sich, ob die Relikte aus der Vergangenheit aktuell ein Umweltrisiko darstellen und entfernt werden müssen.

Wenn dies nicht erforderlich ist, werden die Erkenntnisse über die Existenz und die genaue Lage der alten Infrastruktureinrichtungen als feste Bestandteile der Kartenwerke ergänzt, die im Vorfeld von Tiefbauarbeiten immer abzufragen und zu berücksichtigen sind.

Sollte sich herausstellen, dass die Leitungen im Boden ein Umweltrisiko bedeuten, müssten sie aus dem Straßenraum herausgenommen werden – eine Maßnahme, die spezieller Vorbereitung bedarf. Da jedoch der Boden um die Rohre herum sehr lehmhaltig ist und der Grundwasserspiegel in größerer Tiefe liegt, besteht hier kein sofortiger Handlungsbedarf.

Die Baumaßnahmen der DONETZ werden noch in dieser Woche wieder aufgenommen. Nach kleineren Restarbeiten am Leitungsnetz, die durch die Leitungen nicht gestört werden, können die geöffneten Gräben verschlossen und die Fahrbahnen und Gehwege wieder hergestellt werden.

 

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Reaktionen

  1. Ergebnisse der Untersuchungen Kieferstraße – Funde können gesichert im Straßenraum verbleiben (PM Stadt)

    Ergebnisse der Untersuchungen Kieferstraße – Funde können gesichert im Straßenraum verbleiben

    Der abschließende Bericht zur historischen Recherche der alten Gussleitungen liegt jetzt vor. Danach sind die Relikte der industriellen Vergangenheit, die bei Bauarbeiten der DONETZ im Bereich der Kieferstraße und Harkortstraße angetroffen wurden, Fragmente eines Leitungssystems, das zwischen den ehemaligen Betriebsstandorten der Zeche Glückauf Tiefbau und den Röhrenwerken Barop existierte.

    Auch wenn die Archive wenig konkrete Hinweise auf den genauen Verlauf der Gasleitung lieferten, so lässt sich dieser betriebliche Zusammenhang recht eindeutig herstellen. Bereits bei der damaligen umfangreichen Grundstücksaufbereitung für das heutige Einkaufzentrum Harkortbogen wurde ein kontaminiertes Rohrstück ausgebaut und entsorgt. Die aktuell durchgeführte Leitungsortung ergab, dass nur noch wenige Restabschnitte der ehemaligen Gasleitung im Untergrund vorhanden sind. Das lässt vermuten, dass die Gussrohre im Rahmen von früheren Baumaßnahmen lediglich überall dort entfernt wurden, wo sie neuen Bauvorhaben im Weg waren. Eine Dokumentation der damaligen Ausbaumaßnahmen war leider nirgendwo archiviert.

    Die jetzt vorliegenden Ergebnisse zeigen aber auch, dass in den verbliebenen Gasrohrfragmenten mit Ablagerungen von Naphthalin zu rechnen ist. Das diese Restanhaftungen dennoch kein Umweltrisiko darstellen ist mehreren Umständen zu verdanken. Die in den Rohren und dem Kondensatabscheider festgestellten weißen Kristallreste sind immobil und weitgehend wasserunlöslich. Zudem sind die alten Leitungen – anders als heute üblich – nicht in einem Sandbett verlegt worden. Stattdessen liegen sie in einer gering durchlässigen Lehm- Schluff-Schicht. Darüber hinaus zeigt das Bodengutachten einer benachbarten Fläche, dass das Grundwasser erst bei mehr als 6 m unter der Geländeoberfläche anzutreffen ist. All diese Punkte und die Tatsache, dass die Leitungsfragmente keinerlei Anzeichen für eine Materialermüdung aufweisen und zudem durch die asphaltierte Straßendecke versiegelt waren und wieder sein werden, lassen den Schluss zu, dass keine Umweltgefährdung zu befürchten ist und aktuell keine Sanierungsnotwendigkeit besteht.

    Wichtig ist es allerdings, die Erkenntnisse über die Existenz und die Lage der industriellen Hinterlassenschaften in Planunterlagen zu dokumentieren und bei allen geplanten Tiefbauarbeiten zu berücksichtigen. So werden die Ergebnisse der historischen Recherche feste Bestandteile aller zukünftigen Auskünfte zu Leitungsanfragen und von Auskünften zum Altlastenkataster. Damit wird sichergestellt, dass spätere Eingriffe nur nach Vorerkundung des Untergrundes und mit einem entsprechenden Konzept zum Umgang mit kontaminierten Leitungen erfolgen.

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