
Das 41. Bürgerforum „Nord trifft Süd“ widmete sich der der Bedeutung von Nachbarschaft und wie diese Einsamkeit entgegenwirken kann. Rund 40 Gäste kamen ins Taranta Babu, um erste Einblicke in die Umfrageergebnisse der Nachbarschaftsstudie der Stadt zu erhalten. Gemeinsam mit der NachbarBude, dem Nachbarschaftsgarten bostan vom hêlîn e.V. und dem Taranta Babu diskutierten die Gäste anschließend über die Gestaltung von Nachbarschaften. Deutlich wurde dabei, wie wichtig Begegnungsorte, Austausch und gemeinsames Engagement für funktionierende Nachbarschaften sind.
Studie zeigt deutlichen Wunsch nach mehr Angeboten und Begegnung
Das 41. Bürgerforum stand unter dem Motto „Zusammen machbar – Nachbarschaft gestalten“ und wurde von Planerladen gGmbH, Auslandsgesellschaft.de und MIA-DO organisiert. Im Mittelpunkt stand die Befragung zum Thema „Nachbarschaft und Zusammenleben“, die von der Stadt Dortmund zwischen September 2024 und Mai 2025 durchgeführt wurde. Susann Feustel und Sabrina Janz präsentierten dem Publikum erste Einblicke in die Umfrageergebnisse.

Insbesondere Sport- und Kulturangebote, Tauschbörsen und Nachbarschaftsfeste wünschen sich die Befragten. Überraschend deutlich fiel zudem der Wunsch nach einem Schwarzen Brett aus, das sowohl über Veranstaltungen und Nachbarschaftshilfe informieren als auch spontane Begegnungen ermöglichen kann. Auch das Thema Einsamkeit spielte eine Rolle: Demnach fühlt sich jede:r zehnte Dortmunder:in einsam, und jede:r vierte erlebt moderate Einsamkeit.
Anschließend tauschten sich die Gäste über die Bedeutung solcher Erkenntnisse für das Zusammenleben aus. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie Nachbarschaft Orte schaffen kann, an denen Menschen unkompliziert in Kontakt kommen. Die Diskussionsbeiträge machten deutlich, dass niedrigschwellige Angebote entscheidend dafür sind, Einsamkeit entgegenzuwirken.
NachbarBude: Ein lebendiges Schwarzes Brett im Stadtteil
Die NachbarBude des SKM Dortmund ist ein ursprünglich als Bauwagen genutzter Treffpunkt auf dem Platz vor der St. Joseph-Kirche in der Münsterstraße. Heute dient sie als lebendiges Schwarzes Brett und Begegnungsort, an dem Nachbar:innen Informationen austauschen, Unterstützung suchen oder ins Gespräch kommen.

Manfred „Manni“ Solbach berichtete von seinem ehrenamtlichen Einsatz als Budenfreund. Entrümpelungen und kleinere Reparaturen führe er nicht nur im Münsterstraßenviertel selbst, sondern in ganz Dortmund durch, denn die NachbarBude hat sich zu einem Ort entwickelt, der über die Nordstadt hinaus bekannt und beliebt ist. Auch Blanche Kipo Agoumé schilderte, wie ihr das Engagement als Budenfreundin beim Ankommen in Dortmund geholfen habe.
Projektkoordinatorin Silvia Koslowski und Ehrenamtskoordinatorin Johanna Ufkes betonten die Bedeutung der NachbarBude und wies auf einen Auftritt eines interkulturellen Chors am 17. Dezember 2025 hin.
bostan: Nachbarschaftsgarten als gelebter Treffpunkt
Kurd Azad vom Verein hêlîn e.V. stellte den Nachbarschaftsgarten bostan im Klinikviertel vor. Die Fläche wurde vom Städtischen Klinikum Dortmund zur Verfügung gestellt und verwandelte sich in den vergangenen Jahren vom ungenutzten Grundstück in einen lebendigen Ort des Austauschs. Neben dem gemeinschaftlichen Gärtnern fanden dort auch Grillabende und ein Konzert in Kooperation mit dem Stadttheater Dortmund statt.

Um im Winter nicht einzuschlafen, kam bei den zehn Haushalten, die aktuell den Nachbarschaftsgarten führen die, Idee rotierender Hausbesuche auf. Auf diese Art kann die Gruppe zusammenbleiben und Nachbarschaft weiterleben.
bostan zeigt exemplarisch, wie gemeinsames Tun Menschen zusammenbringen kann. Für viele Beteiligte bietet der Garten einen Raum für Begegnungen, Gespräche und kreative Aktivitäten im Viertel. Das Projekt ergänzt damit die Vielzahl kleiner Orte, an denen Nachbarschaft in Dortmund sichtbar wird.
Taranta Babu bleibt zentraler Kulturort im Klinikviertel
Astrid Petermeier, die nachdem Hasan Şahin – Gründer und das Gesicht des Buchladens, Cafés und Kulturhauses – im Dezember letzten Jahres überraschend verstarb, die Vorsitzende des Taranta Babu ist sprach über die Zukunft des Kulturortes.

Das Taranta Babu soll auch weiterhin ein aktiver und wiederbelebter Buchladen und politischer Treffpunkt bleiben. Ein Klinikviertel ohne Taranta Babu kann sich Astrid Petermeier nicht vorstellen, denn „dieser Ort gehört hierhin“.
Zum Abschluss diskutierten die Gäste darüber, ob Digitalisierung Einsamkeit fördert oder dieser entgegenwirkt sowie Auswirkungen der Digitalisierung auf Nachbarschaften. Bedeutend ist aber weiterhin, so waren sich alle einig, der persönliche Austausch.

