Mieterverein Dortmund kritisiert Stadtwerke und Sparkasse für Griff in die Kasse der Dogewo21

Das kommunale Wohnungsunternehmen Dogewo21 hat eine positive Bilanz vorgelegt. Doch vom Mieterverein Dortmund kommt Kritik. Nicht am Unternehmen selbst, sondern seinen Gesellschaftern: Die Stadtwerke (DSW21) und die Stadtsparkasse lassen sich allerdings immer mehr Gewinn ausschütten – die Dogewo kann ihr Rücklagen nicht wie bisher aufstocken.

Gewinne sollen weiter steigen – zu Lasten des Wohnungsunternehmens

Dr. Tobias Scholz ist wohnungspolitischer Sprecher des Mietervereins Dortmund und Umgebung e.V.
Dr. Tobias Scholz ist wohnungspolitischer Sprecher.

DSW21 (90 Prozent) und Sparkasse Dortmund (zehn Prozent) als Gesellschafter von Dogewo21 haben die Erlösschrauben weiter angezogen. Dieses Politik soll zudem weiter verschärft werden, kritisiert Dr. Tobias Scholz: Die Planungen sähen vor, dass für die Jahre 2015 bis 2018 ein um rund 60 Prozent höherer Bilanzgewinn (3,75 Millionen Euro im Jahr ) erzielt werden kann. „Vor dem Hintergrund der besonderen Leistungen von Dogewo21 ist dies nicht nachvollziehbar“, so  Scholz.

Dabei verweist er unter anderem auf den Ankauf von sieben Problemhäusern in der Nordstadt, den Ankauf von zehn Mehrfamilienhäusern aus der Hand eines Finanzinvestors in der Nordstadt sowie den Bau von neun Kindertagesstätten.

Keine weiteren Mittel für den Ankauf von Wohnungen vorgesehen

Im Geschäftsbericht für das Jahr 2013 sind bis 2018 keine Mittel für den weiteren Erwerb von Wohnungen vorgesehen. Auch  für den Neubau sind keine Mittel vorgesehen.

„Wir sehen weitere Ankäufe von Problemimmobilien und vernachlässigten Siedlungsbeständen zu angemessenen Preisen weiterhin als dringend erforderlich an“, kommentiert Scholz. „Im Neubau könnte DOGEWO21 mit öffentlich geförderten altersgerechten Wohnungen wichtige Impulse setzen.“

Forderungen des Mietervereins Dortmund an Aufsichtsräte

Rainer Stücker ist Geschäftsführer des Mietervereins.
Rainer Stücker ist Geschäftsführer des Mietervereins.

„Der Griff in die Tasche des städtischen Wohnungsunternehmens ist angesichts der Herausforderungen und Beiträge der Dogewo unverständlich und schwächt das kommunale Wohnungsunternehmen und die kommunale Wohnungspolitik“, bewertet Rainer Stücker.

„Wir fordern daher die Aufsichtsräte von DSW 21, Stadtsparkasse und Dogewo 21 auf, die Gewinne nicht weiter zu erhöhen, sondern für die Bestandsbewirtschaftung, Ankäufe von Problemimmobilien und öffentlich geförderte Neubauwohnungen einzusetzen“, so der Geschäftsführer des Mietervereins.

„Verbleibende zukünftige Gewinne des Wohnungsunternehmens müssen vollständig im Unternehmen bleiben, um dessen Handlungsfähigkeit weiter zu erhöhen.“

Eigenkapitalbasis der Dogewo21 wird geschwächt

In den früheren Jahren konnte das mittelbar kommunale Wohnungsunternehmen DOGEWO 21 seine Bilanzgewinne zu 100 Prozent zur Stärkung der Eigenkapitalbasis nutzen. Einstellungen in die satzungsgemäße Rücklage werden vor Ermittlung des Bilanzgewinnes bereits abgezogen. Diese belaufen sich für 2013 auf knapp 200.000 Euro.  Bereits für das Geschäftsjahr 2012 musste das Unternehmen erstmalig wieder Ausschüttungen an seine Gesellschafter vornehmen.

Der Anteil am Bilanzgewinn, der der Gewinnrücklage zugeführt werden kann, schrumpfte damit für 2012 von 100 auf 25 Prozent. Der Mieterverein kritisierte dies bereits im Vorjahr  in einem öffentlichen Brief an die Gesellschafter kritisiert. Dieser Trend setzt sich für das Geschäftsjahr 2013 weiter fort.

Der frisch veröffentlichte DOGEWO21-Geschäftsbericht weist bei einem erhöhten Bilanzgewinn auch eine höhere Gewinnabführung auf (2013: 1,3 Millionen Euro; 2012: 1,1 Millionen Euro). Der Anteil des Bilanzgewinnes, der der Gewinnrücklage der DOGEWO21 zugeführt wird, sank damit von 100 Prozent in 2011 auf 24,8 Prozent in 2012 und 15,9 Prozent in 2013. Zur Stärkung der Eigenkapitalbasis konnten für 2013 nur noch rund 369.000 Euro verwendet werden; 2011 waren noch es noch 2,18 Millionen Euro.

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Reaktionen

  1. Bernd Winkelmann

    Stadtwerke: Die Kritik ist in keiner Weise nachvollziehbar

    Die Kritik des Mietervereins, die auf einer abenteuerlichen Zahlenjonglage fußt und die dieser weitgehend deckungsgleich im September letzten Jahres geäußert hat, kann DSW21 in keiner Weise nachvollziehen.

    Seit 1997 hält DSW21 als Mehrheitsgesellschafter 90 % der Anteile an DOGEWO21. Seinerzeit schrieb das Unternehmen rote Zahlen. Heute – 17 Jahre später – steht es auf sehr soliden Beinen. Jahr für Jahr hat DOGEWO21 über 30 Mio. € in den Wohnungsbestand investiert und wird diesen Weg auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

    Durch den vollständigen Verzicht auf Gewinnausschüttungen und durch mehrere Einlagen hat DSW21 sowohl das Eigenkapital als auch die Ertragslage von DOGEWO21 deutlich gestärkt. Damit wurde ein Konsolidierungskurs gefördert, der DOGEWO21 wieder auf ein festes Fundament gestellt hat. Die Vermietungsquote oberhalb von 99 % spricht ebenfalls eine deutliche Sprache.

    Dass die Eigentümer des Unternehmens nach dem erfolgreichen Konsolidierungskurs nun einen Teil des Jahresüberschusses als Rendite beanspruchen, wird das Wohnungsunternehmen in keiner Weise schwächen. Auch DSW21 hat ein großes Interesse daran, dass DOGEWO21 weiter in den Wohnungsbestand investiert und Wohnungen zu bezahlbaren Mieten anbietet, sodass eine hohe Vermietungsquote gewährleistet bleibt.

    Da gibt es – auch in Dortmund – sicherlich andere Beispiele, was dem Mieterverein sehr wohl bewusst ist.

    Bernd Winkelmann
    Unternehmenskommunikation DSW21

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