Autorin Marie N’Diaye freut sich auf den Nelly-Sachs-Preis:  „Man kann überall auf der Welt zu Hause sein“

Von Joachim vom Brocke

Marie N’Diaye freut sich auf den Nelly-Sachs-Preis. Mit diesem Preis werden seit Anfang der 60er Jahre von der Stadt Dortmund alle zwei Jahre Persönlichkeiten geehrt, die „herausragende schöpferische Leistungen auf dem Gebiet des literarischen und geistigen Lebens“ hervorbringen.

Marie N’Diaye: „Der Schriftsteller arbeitet alleine und ist einsam“ 

Marie N’Diaye wird mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet. Foto: Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
Marie N’Diaye wird am Sonntag mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet. Foto: Heike Steinweg/ Suhrkamp Verlag

Er ist mit 15 000 Euro dotiert. Die 48-jährige Schriftstellerin, die in Berlin und in Frankreich lebt, kennt die Arbeiten von Nelly Sachs „schon seit langer Zeit“ und hat „einige ihrer Arbeiten“ gelesen.

Zurückhaltend, eher scheu, stellte sich Marie N’Diaye den Medien. Auszeichnungen empfindet sie als eine besondere Ehrung: „Der Schriftsteller arbeitet alleine und ist einsam dabei“, sagt sie, die 2009 den „Prix Goncourt“ erhielt.

Es ist die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs, mit der sie für ihren Roman „Tross Femmes puissantes“ (Drei starke Frauen) geehrt wurde. 2001 bekam sie für ihren Roman „Rosie Carpe“ den „Prix Fémina“.

Als als schön empfindet sie es, dass Auszeichnungen auch in Dortmund, mitten in einem Land, stattfinden – „in Frankreich konzentriert sich alles auf Paris“.

Schon in Spanien, Italien und den Niederlanden gelebt

Oft hat die Tochter einer Französin und eines Senegalesen, die in Pithiviers bei Orleans geboren wurde, ihren Wohnort gewechselt. Marie N’Diaye lebte in Spanien, Italien, den Niederlanden: „Man kann überall zu Hause sein“, ist ihre Devise.

Selbst in Ländern, in denen sie nicht die Sprache beherrscht: dann müsse dem Gegenüber eben viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Dortmund selbst habe sich ihr noch nicht erschlossen. Während ihres Aufenthalts möchte sie versuchen, Eindrücke von Stadt und Bewohnern zu sammeln.

Attentate in Paris haben für viel Hass gesorgt

Frankreich hatte Marie N’Diaye mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jean-Yves Cendrey, verlassen, als die konservative Regierung Sarkozy an die Macht kam. Aus Protest gegen die Einwanderungspolitik. Mit den drei Kindern zog die Familie nach Berlin.

Inzwischen wird zwischen dem deutschen und französischen Wohnsitz gependelt. In den Erfolgen von Marine Le Pens rechtsextremem Front National sieht sie „eine Gefahr, die sich kaum stoppen lässt“. Die Folgen der Attentate vom 13. November stimmen die Schriftstellerin traurig: „Sie haben das Land geteilt und für viel Hass gesorgt“.

Über 15 Romane und Theaterstücke veröffentlicht

Über 15 Romane und Theaterstücke veröffentlichte Marie N’Diaye von 1985 bis 2014. Vor wenigen Tagen hat sie ihren neuesten Roman abgeschlossen, die Geschichte einer Köchin, die im Frühjahr erscheinen wird. Sie selbst bewundert die Phantasie des Erfolgsautoren Stephen King: „Er schreibt über wunderliche und unheimliche Sachen“.

Mehr Informationen:

  • Der Nelly-Sachs-Preis wird am Sonntag, 13. Dezember, 11 Uhr, in der Bürgerhalle des Rathauses vergeben.
  • Literaturkritikerin Dr. Sabine Berking hält die Laudatio.
  • Die Jury begründete die Auszeichnung an Marie N’Diaye unter anderem damit, dass sie in ihren Büchern zum Nachdenken über andere Lebensweisen, Ansichten und Kulturen einlade, gerade weil sie darin nicht um Verständnis und Toleranz wirbt, sondern aufzeigt, wie elend eine Zivilisation ohne diese Eigenschaft ist“.

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