Konferenz der Ruhrsuperintendenten tagte in Dortmund – „Armut“ und „Flüchtlinge“ waren die Hauptthemen

Der Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter mit Prof. Christoph Butterwegge und Michael Stache, Moderator der Konferenz (v.l.).
Der Dortmunder Superintendent Ulf Schlüter mit Prof. Christoph Butterwegge und Moderator Michael Stache (v.l.).

„Armut“ und „Flüchtlinge“ – um zwei aktuelle Themen und deren Verknüpfung kümmerten sich die Superintendenten des Ruhrgebiets auf ihrer Herbsttagung.  „Armut im Schatten der Flüchtlingskrise“ war ihre Konferenz in Dortmund überschrieben.

Gefahr der „dauerhaften ethnischen Unterschichtung der Gesellschaft“

Gemeinsam mit Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer vom NRW-Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales und dem Armutsforscher Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Universität Köln, diskutierten sie über die Auswirkungen der Flüchtlingsintegration auf die Bekämpfung der Armut.

Prof. Butterwegge warnte vor einer Verengung des Armutsbegriffs. Er befürchtet, dass künftig nur diejenigen als arm gelten, „die wie Flüchtlinge nur das besitzen, was sie am Leib tragen.“ In einem reichen Land gehe es aber auch um die Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben. „Und dazu braucht man Geld.“

Außerdem drohe eine „dauerhafte ethnische Unterschichtung der Gesellschaft“, wenn Geflüchtete sozial ausgegrenzt und diskriminiert eine schlecht bezahlte Arbeit annehmen müssten, „die ansonsten keiner machen will“. Eine Spaltung der Gesellschaft würde sich so vertiefen.

Landesregierung will nicht Flüchtlinge gegen einheimische Arme ausspielen

Die Politik, so Staatssekretär Schäffer, wolle nicht Flüchtlinge gegen einheimische Arme ausspielen.  Deshalb werde es keine speziellen Programme für Flüchtlinge geben, sondern für alle armutsgefährdeten Menschen. In diesem Zusammenhang sprach sich Schäffer für die Stärkung der gesetzlichen Rente aus.

Von Kirche und Diakonie forderte Butterwegge, sich als „Anwalt der Armen“ in die Politik einzumischen.  Auf ihrer Konferenz diskutierten die Superintendenten deshalb eine stärkere, auch trägerübergreifende Zusammenarbeit.

Es sei bei der Tagung, so Michael Stache, Moderator der Superintendenten-Konferenz, darum gegangen, „im Engagement gegen Armut nicht nachzulassen.“ Die Krise sei schon seit langem da, so Stache weiter. „Sie kommt nicht erst durch die Flüchtlinge neu zu uns. Sie wird durch die Flüchtlinge auch  nicht prekärer als sie sowie so schon ist.“

Ruhrsuperintendenten vertreten 1,5 Millionen Gemeindeglieder

Der Konferenz der Ruhrsuperintendenten gehören derzeit 15 evangelische Kirchenkreise im Ruhrgebiet mit knapp 1,5 Millionen Gemeindegliedern an. Die Konferenz befasst sich seit mehr als 50 Jahren mit Fragen des Strukturwandels im Ruhrgebiet und fördert den Dialog mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft.

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Reaktionen

  1. Birgit

    Schön wäre es, wenn bei Sozialhilfe und Grundsicherung nicht die Rente komplett angerechnet wird. Dann hat ein Rentner, der vierzig oder mehr Jahre eingezahlt hat, das gleiche in der Tasche wie ein neu Zugezogener oder hartz IV Empfänger. Sowas dürfte nicht sein. Vielleicht sollte ein Betrag x Freibetrag sein und Rest wird angerechnet und Miete und Sozialabgaben vom Staat und nicht von der Kommune.

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