
Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist ein Schlüssel zum Erfolg der Energiewende. Doch gerade beim Ausbau der Windkraft stand Nordrhein-Westfalen bislang auf der Bremse. Der Hauptgrund: Die 1000-Meter-Abstandsregelung für Windräder. Diese Regelung wurde nun gekippt. Was bedeutet das für Dortmund? Wir haben bei der Stadt nachgefragt.
In Dortmund gibt es bisher drei Konzentrationszonen für Windenergieanlagen
In Dortmund ist die Zahl der Windräder einigermaßen übersichtlich. Das verwundert trotz der vielen „grünen Flächen“ auf der Karte nicht. Denn fast überall gibt es kleinere und größere Wohnbebauungen. Zudem melden sich Initiativen gegen eine drohende „Verspargelung“ der Landschaft meist schon lautstark zu Wort, bevor überhaupt eine Planung vorgestellt wurde.
Im Flächennutzungsplan der Stadt Dortmund sind bisher drei Konzentrationszonen für Windenergieanlagen dargestellt. Die Konzentrationszonen für Windenergieanlagen umfassen eine Fläche von ca. 175 Hektar. Dies sind ca. 0,6 Prozent des Stadtgebiets. Zum Vergleich: Landesweit sollen bis zum Jahr 2032 1,8 Prozent zur Verfügung gestellt werden.
Derzeit gibt es sieben Windkraftanlagen – weitere wird es wohl nicht geben
In Dortmund gibt es aktuell sieben Windenergieanlagen – und diese sind teils schon sehr betagt. Jeweils drei Windenergieanlagen befinden sich in den Konzentrationszonen Ellinghausen (Stadtbezirk Mengede) und Salinger Feld (Stadtbezirk Hombruch). Eine weitere Windenergieanlage steht innerhalb der Konzentrationszone Steinsweg (Stadtbezirk Lütgendortmund).

Zusätzliche Anlagen sind derzeit nicht in Planung: „Für zwei Windenergieanlagen in der Konzentrationszone Salinger Feld sind der Rückbau und die Errichtung einer neuen Windenergieanlage geplant“, berichtet Stadtsprecher Christian Schön. „Auch für die Windenergieanlagen in der Konzentrationszone Ellinghausen besteht seitens des Betreibers Interesse für ein Repowering. Die dafür möglichen Optionen werden derzeit geprüft.“
Wer eine Windkraftanlage bauen will, braucht in Deutschland vor allem eins: Zeit. Denn von der Planung bis zur Fertigstellung fliegen nicht nur in Dortmund viele Wolken übers Land. Wie lange im Schnitt, dazu will die Stadt keine Aussage treffen: „Eine pauschale Beantwortung ist nicht möglich, da die Dauer von vielen individuellen Faktoren abhängt. Von ersten Vorüberlegungen und Vorabstimmungen bis hin zur Umsetzung ist aber tendenziell von mehreren Jahren auszugehen“, so Schön.
Es wird keinen Bauboom geben – Neureglung hat keinen Einfluss
Welche Veränderungen und Möglichkeiten gibt es nun aber durch das Wegfallen der 1.000-Meter-Vorschrift? Ist etwa mit einem Bauboom in Dortmund zu rechnen, wo das Land die Abstandsregeln ändert? Die kurze Antwort: „Nein.“
Die längere Antwort: „Der 1.000 m-Abstand galt bereits früher nicht für im Flächennutzungsplan dargestellte Konzentrationszonen für Windenergieanlagen. Daher ist für Dortmund durch die erfolgte Änderung, dass nun auch innerhalb von Windenergie-Gebieten und für Repowering-Vorhaben der 1.000 m-Abstand nicht mehr gilt, mit keinen grundlegenden Veränderungen zu rechnen“, erklärt der Stadtsprecher.
„Auch wenn der 1.000 m-Abstand nach Rechtskraft der neuen regionalplanerischen Steuerung der Windenergie insgesamt abgeschafft wird, ergibt sich kein neuer Sachverhalt für Dortmund“, so Christian Schön.
In Dortmund gibt’s „kein Potenzial zur Errichtung neuer Windenergieanlagen“

Lassen sich unabhängig davon weitere Konzentrationszonen oder Vorranggebiete ausweisen? Liegen vielleicht schon neue oder noch alte Pläne in der Schublade? „Von Seiten der Verwaltung bestehen keine Pläne oder Bestrebungen, weitere Flächen für Windenergieanlagen im Flächennutzungsplan darzustellen“, winkt Christian Schön ab.
„Die in den Jahren 2014 folgende durchgeführte Potenzialanalyse hat gezeigt, dass aufgrund der Siedlungsstruktur das Flächenpotenzial für die Neuausweisung von Flächen für Windenergieanlagen in Dortmund sehr gering ist“, erinnert der Stadtsprecher.
„Und auch die aktuelle ,Potenzialstudie Windenergie NRW’ des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen kommt zu dem Ergebnis, dass es in Dortmund mit den in der Studie zugrunde gelegten Parametern kein Potenzial zur Errichtung neuer Windenergieanlagen gibt“, so Schön.
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DEW21 hat das Genehmigungsverfahren für ein „Repowering“ der drei „EllWiRa“-Windenergieanlagen in Dortmund-Ellinghausen gestartet. Die 2005 errichteten Anlagen sollen zurückgebaut und durch drei neue ersetzt werden, um die Energiegewinnung deutlich zu steigern. Neben den Windenergieanlagen soll auf der angrenzenden Deponie eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit bis zu 22.000 Modulen entstehen.
Das Projekt „WindSpark“ – zusammengesetzt aus den Wörtern Wind, Solar und Park – sieht der lokale Energieversorger DEW21 als Chance für Dortmund. „Wir haben hier eine hervorragende Möglichkeit, die erneuerbaren Energien bei uns vor Ort weiter auszubauen. Ein Hybrid-Park dieser Größe, der Wind und Solar vereint, ist Neuland für die Stadt. Vor allem aber ist es ein weiterer Schritt Richtung klimaneutrales Dortmund“, sagt Peter Flosbach, Technischer Geschäftsführer bei DEW21.
Energiewende im Einklang mit der Natur
Zwei Windenergieanlagen sollen auf der bisherigen Konzentrationsfläche für Windkraftanlagen der Stadt Dortmund aufgebaut werden. Ein drittes auf dem benachbarten Grundstück im Westen, das der Emschergenossenschaft gehört. „Regenerative Energiequellen leisten einen erheblichen und nachhaltigen Beitrag zum Schutz des Klimas. Daher unterstützen wir als Emschergenossenschaft die Energiewende vor Ort. Gleichwohl achten wir insbesondere darauf, verschiedene Interessen in Einklang zu bringen – denn für uns steht im Dortmunder Nordwesten vor allem der Hochwasserschutz sowie der Erhalt und die Förderung der Artenvielfalt im Vordergrund“, sagt Dr. Frank Obenaus, Vorstand für Wassermanagement und Technik bei der Emschergenossenschaft.
Bei der Planung und Umsetzung wird größtmögliche Rücksicht auf die Umwelt und die Anwohner*innen genommen, versichert Julia Koch, Projektentwicklerin Erneuerbare Energien bei DEW21: „Grundlage des Genehmigungsverfahrens für die Windenergieanlagen sind ausführliche Untersuchungen, etwa zu Abstandsregelungen und dem Artenschutz. Genauso gibt es Schall- und Schattenwurfberechnungen. Die Ergebnisse werden in der Planung und beim Bau der Anlagen berücksichtigt.“ Zusätzlich werden die Anlagen nach Inbetriebnahme zum Schutz von Fledermäusen unter bestimmten Bedingungen abgeschaltet.
Neue Windenergieanlagen erzeugen 6-mal mehr Strom
Seit ihrer Inbetriebnahme im Jahr 2005 haben die drei „EllWiRa“-Windenergieanlagen jährlich durchschnittlich 10 Millionen Kilowattstunden Ökostrom erzeugt – genug für die Stromversorgung von etwa 3.000 Haushalten. Die neuen und deutlich ertragreicheren Anlagen können etwa sechsmal so viel Strom produzieren. Komplettiert wird das Wind-Solar-Projekt durch den Netzanschlusspunkt an das bestehende Stromnetz und die zugehörige Kabeltrasse.
Auch die Freiflächen-Photovoltaik-Anlage auf der ehemaligen Gewerbeabfalldeponie Ellinghausen wird mit bis zu 22.000 Modulen einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung Dortmunds leisten. Die Fläche, gepachtet von der thyssenkrupp AG, wurde bereits rekultiviert und ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Zudem herrscht keine Konkurrenz zur anderweitigen Flächennutzung, wie der Landwirtschaft. Dadurch wird der verfügbare Platz bestmöglich genutzt.
Das Projekt Freiflächen-Photovoltaikanlage umfasst zudem Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der Fläche. In den Randbereichen des Solarfelds können regionale Saatmischungen ausgesät werden, um die Biodiversität gezielt zu fördern. Zusätzlich plant DEW21 umfangreiche Maßnahmen, um den Eingriff in Flora und Fauna zu kompensieren.
Zeitplan: Ökostrom aus Wind und Solar ab 2027
Bis der Wind- und Solarpark aufgebaut ist, wird es allerdings noch etwas dauern. DEW21 plant, diesen Sommer die Genehmigung für das Vorhaben vollständig einzureichen. Bei positivem Beschluss wird der Versorger im Jahr 2026 mit dem Wegebau auf dem Gelände starten. Nach Rückbau der bestehenden Windenergieanlagen sollen die neuen Anlagen ab Anfang des Jahres 2027 errichtet werden. Zeitgleich ist der Baustart für die Freiflächen-Photovoltaikanlage geplant. Der Projektabschluss ist für Ende 2027 geplant – ab dann soll der Dortmunder Ökostrom aus Wind- und Solarenergie ins Netz eingespeist werden.
Um die Öffentlichkeit umfassend zu informieren, plant DEW21 eine Infoveranstaltung mit Expert*innen. Zeit und Ort werden zeitnah bekannt gegeben. Darüber hinaus können Bürger*innen sich über die Website http://www.dew21.de/windspark informieren.