
Mehr als 30.100 Menschen in Dortmund können Strom- und Gasrechnung nicht pünktlich oder gar nicht bezahlen – schätzt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und beruft sich dabei auf Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Sie fordert daher von der Bundesregierung, die Stromsteuer für Privathaushalte – wie für Unternehmen auch – zu senken.
„Steigende Strompreise setzen die Menschen unter Druck“
Licht an, Heizung an, Warmwasser marsch – nicht in allen Haushalten in Dortmund ist das eine Selbstverständlichkeit, denn viele Menschen können sich den Strom und das Heizen nicht mehr leisten. In Dortmund leben nach Schätzungen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mehr als 30.100 Menschen in Haushalten, die ihre Rechnungen beim Energieversorger nicht oder nicht pünktlich bezahlen können.

Grundlage der Berechnungen sind Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis). Demnach haben bundesweit im Schnitt fünf Prozent der Bevölkerung Probleme beim Bezahlen von Strom- und Gasrechnungen. Mieter:innen seien dabei deutlich häufiger im Zahlungsrückstand als Menschen mit Wohneigentum.
„Steigende Strompreise setzen die Menschen unter Druck. Wer in Dortmund für einen Niedriglohn arbeitet oder sogar nur den Mindestlohn bekommt, muss ohnehin jeden Cent zweimal umdrehen. Wenn für diese Menschen Strom jetzt mehr und mehr zum Luxusgut wird, dann muss dringend etwas passieren“, sagt Torsten Gebehart, Geschäftsführer der NGG Dortmund.
Gebehart fordert die Stromsteuer für private Haushalte zu senken und appelliert an die Bundestagsabgeordneten aus Dortmund und der Region, sich in Berlin für einen Stromsteuer-Rabatt stark zu machen: „Der Effekt wäre sofort da: Mit geringeren Stromkosten könnte der Staat den Menschen prompt und wirkungsvoll unter die Arme greifen.“
„Hohe Energiekosten dürfen keine Arbeitsplätze gefährden“
Die Senkung der Stromsteuer für Privathaushalte wurde zwar im Koalitionsvertrag von Union und SPD vereinbart – in der Form aber nicht beschlossen. Stattdessen will der Bund die Netzentgelte der Übertragungsnetzbetreiber in 2026 mit 6,5 Milliarden Euro bezuschussen und erhofft sich damit eine indirekte Entlastung der Haushalte.

„Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3.500 Kilowattstunden (kWh) im Jahr kann die Entlastung durch das niedrigere Netzentgelt etwa 100 Euro betragen“, heißt es beim Bund der Steuerzahler.
Wie hoch die Entlastung im Einzelfall ist, hängt jedoch von zahlreichen Faktoren ab und bisher ist auch nicht ausgemacht, ob die Netzbetreiber die Entlastung an die Strom-Lieferanten und diese dann an die Endverbraucher:innen weitergeben.
Anders ist es bei den Unternehmen: Den von 2026 bis 2028 geplanten vergünstigten Industriestrompreis von rund 5 Cent pro Kilowattstunde begrüßt die NGG Dortmund ausdrücklich. Entscheidend sei jetzt, welche energieintensiven Unternehmen davon profitieren werden.
Gebehard: „Gerade auch die Lebensmittelindustrie hat einen hohen Energiebedarf und da ist es wichtig, dass der Bund die Stromsteuer auch über das Jahresende hinaus senkt. Hohe Energiekosten dürfen keine Arbeitsplätze gefährden“. Insgesamt arbeiten in Dortmund laut Angabe der NGG allein in der Ernährungswirtschaft rund 2.660 Beschäftigte in 59 Betrieben. Die Gewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen der Arbeitsagentur.
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