Gesellschaftliche Ungleichheit und falsche westliche Militärstrategien als Nährboden für Extremismus

Salafisten-Demonstration in Dortmund
Auch in Dortmund versuchen Salafisten, junge Leute anzusprechen und zu werben. Fotos: Alex Völkel

Die Themen Migration und Radikalisierung stehen auch im europäischen Diskurs derzeit besonders im Mittelpunkt des Interesses. Um sich ein Bild über die konkrete Arbeit vor Ort zu machen, besuchten die SPD-Europaabgeordneten Birgit Sippel (Südwestfalen) und Prof. Dr. Dietmar Köster das Multikulturelle Forum e.V. in Dortmund.

Einblicke in das Wegweiser-Programm gegen Salafismus

Die Abgeordneten erhielten Einblicke in die Inhalte und Arbeitsweisen der verschiedenen Projekte. Besonders interessierten sich die Gäste für die Ende 2015 eingerichtete Beratungsstelle im Rahmen des „Wegweiser“-Präventionsprogramms. Sie soll bereits den Einstieg in den gewaltbereiten Salafismus verhindern und zielt daher schwerpunktmäßig auf junge Menschen, die dabei sind, sich zu radikalisieren.

Es sei wichtig, gegen Radikalisierung Gegen Radikalisierung direkt vorzugehen. „Wir sind hier, um uns dieses Projekt auf regionaler Ebene ansehen und die Praxis ausloten, wie es funktionieren kann“, betont Sippel, Mitglied im Innenausschuss des Europaparlaments.

Dietmar Köster mahnt gesamtgesellschaftliche Veränderungen an

Geschäftsführer Kenan Küҫük (2.v.links) und Standortleiterin Deniz Greschner (links) stellten den Abgeordneten Dr. Dietmar Köster (2.v. rechts) und Birgit Sippel (rechts) die Arbeit des Multikulturellen Forums e.V. vor.
Kenan Küҫük (2.v.l.) und Deniz Greschner (li.) stellten Dietmar Köster (2.v. r.) und Birgit Sippel (re.) die Arbeit vor.

Für Dietmar Köster, der im Ausschuss für Bildung und Kultur des Europäischen Parlaments sitzt, ist Bildung der entscheidende Faktor, um Radikalisierung einzudämmen.

Daher sollten seiner Überzeugung nach Bildungsprojekte flächendeckend zur Verfügung gestellt und angemessen gefördert werden, um nachhaltige Wirkung erzielen zu können.

Projekte gegen Radikalisierung seien zwar begrüßenswert: „Aber wenn man die Ursachen sieht, warum sich junge Menschen von Extremisten ansprechen lassen, sind die Radikalisierungen ein Hinweis, dass sich insgesamt einiges im gesellschaftlichen Gesamtbild verändern muss“, so Sippel.

Die Scheren gingen immer weiter auseinander – die Konflikte zwischen oben und unten nähmen zu. „Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man sowohl innen- wie auch außenpolitisch grundlegend etwas ändern. Es geht darum, die eigenen Interessen zu wahren, ohne anderen dadurch zu schaden“, betont die Europaabgeordnete aus Südwestfalen.

Birgit Sippel: „Der Nährboden für Terrorismus ist die Ungleichheit“

Ihr Kollege aus dem Ruhrgebiet pflichtet ihr bei – die westlichen Strategien seien häufig Teil des Problems: „Krieg ist als Mittel gegen den Terrorismus gescheitert. Die Gefahren haben sich seit 9/11 potenziert.“ Die Militärallianz des Westens habe tausende unschuldige Opfer durch Bombardierungen zu Folge.

„Not und Elend in der Welt haben auch Auswirkungen auf uns. Der Nährboden für Terrorismus ist die Ungleichheit“, ergänzte Sippel. Dabei gebe es durchaus mehr Gefahren, als der Westen bisher in den Blick nehme, sagte sie mit Blick auf die Islamisten von Boko Haram in Afrika.

Die Europäische Union finanziert viele Projekte des Multikulturellen Forums

Kenan Küçük ist Geschäftsführer des Multikulturellen Forums Lünen e.V..
Kenan Küçük ist Geschäftsführer des Forums.

Der Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küҫük, freute sich über den Besuch und das rege Interesse der Abgeordneten an der Arbeit seines Vereins.

„Nicht wenige unserer Projekte werden schließlich aus europäischen Mitteln finanziert“, betont Küҫük.

An ihrem Standort am Friedensplatz, der zu Beginn des Jahres eröffnet wurde, bietet das Multikulturelle Forum e.V. derzeit fünf Projekte aus den Bereichen Weiterbildung, Arbeitsmarkt, Umweltschutz und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit an.

Geplant sind laut Standortleiterin Deniz Greschner weitere Integrations- und Fremdsprachenkurse sowie Beratungsstellen für geflüchtete und arbeitsuchende Menschen.

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