Das Bündnis Dortmund gegen Rechts erinnert an den Akt der Vernichtung

Gedenken an die Bücherverbrennungen 1933

Bücherverbrennung
Am 10. Mai 1933 brannten erstmals Bücher in Berlin. Nazis holten sie aus Büchereien und linken Einrichtungen (Bild). Am 30. Mai wurden Bücher in Dortmund verbrannt. Foto: Ausstellung Steinwache

„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.“ Dieser prophetische Satz von Heinrich Heine wurde in Nazideutschland zur schrecklichen Wahrheit. Bevor in Auschwitz und weiteren KZs und Vernichtungslagern die Öfen brannten und Millionen Menschen umgebracht wurden, wurden im Mai 1933 Scheiterhaufen für Bücher errichtet. Das Bündnis Dortmund gegen Rechts lädt am Montag, 30. Mai 2022, ab 17 Uhr an der Wißstraße/ Hansaplatz zu einer Gedenkveranstaltung an die Bücherverbrennungen im Mai 1933. Geplant sind Lesungen, Musik und Pflastermalerei.

Gedenken an Vergangenes – erschreckende Parallelen zur Gegenwart

Zum Gedenken an diesen Akt der Vernichtung liegt eine Bronzeplatte an der Ecke Wißstraße / Hansaplatz.
Zum Gedenken an diesen Akt der Vernichtung liegt eine Bronzeplatte an der Ecke Wißstraße / Hansaplatz. Foto: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de

In fast allen deutschen Städten ging das Beste, Klügste und Schönste, das Dichter*innen, Schriftsteller*innen und Wissenschaftler*innen geschaffen hatten, in Flammen auf.

Es waren die Studentenschaften und viele Hochschulprofessoren, die die Bücherverbrennungen organisierten, die den „Kampf gegen das Untermenschentum der Fremdblütigen und gegen den undeut- schen Geist“ führten. Gemeint waren Juden, Linke, Marxisten und Pazifisten.

Zum Gedenken an diesen Akt der Vernichtung liegt eine Bronzeplatte an der Ecke Wißstraße / Hansaplatz. Nicht nur die Bücher brannten, auch die Autor*innen wurden selber Opfer der Nazibarbarei: Sie erhielten Schreibverbot, wurden in KZs und Vernichtungslagern gefoltert und ermordet, ins Exil und oft in den Selbstmord getrieben.

„Heute brennen Flüchtlingsheime und Häuser, in denen Migrant*innen leben und es gibt wieder Tote“, mahnt das Bündnis gegen Rechts. „Es gilt weiterhin: Faschismus bekämpfen!“

Bücherverbrennung
In dem mittlerweile von den Nazis gleichgeschalteten „General-Anzeiger” und der konservativen „Dortmunder Zeitung” (Repro) wurde die Verbrennungsaktion auf dem Hansaplatz in allen Details beschrieben. Repro: Alexander Völkel für Nordstadtblogger.de
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Reaktionen

  1. Ulrich Sander

    Erinnerungen an den 17jährigen Dichter Helmuth Hübener:

    Er war an den Tagen der Bücherverbrennung erst acht Jahre alt. Mit 16 Jahren dichtete er und verteilte die Texte mittels geheimen Flugblättern. Wo die Worte der Dichter verbrannt wurden, verbrannte man den jungen Dichter nicht, aber man schlug ihm den Kopf ab. Heinrich Heine hatte es vorausgesagt. Es handelte sich um den Jungen aus Hamburg, um Helmuth Hübener, der am 27. 10. 42 in Plötzensee ermordet wurde. Er hatte geschrieben:

    Der Josef steht im Rundfunkhaus,

    der Arme, weiß nicht ein noch aus.

    „Wie bring ich’s nur den Leuten bei,

    Daß Hitlers Rechnung richtig sei?

    Wie konnt er’s auch sagen – ungeniert –

    er hätte alles mit einkalkuliert!“

    Was Josef spricht, klingt nur sehr schwach;

    Es ist ein Jammer, Weh und Ach:

    „S ist Winter, und ´s ist bitter kalt.“

    (Noch kälter, wenn man draußen knallt,

    weil man beim Schießen furchtbar friert.

    Hat Hitler denn das nicht mit einkalkuliert?)

    „Wir stehen im Ringen um Leben und Sein.

    Es währt nicht mehr lange, dann sind auch die klein.

    Sie pfeifen schon lange – wie sagt Goebbels noch –

    Mit letzten Reserven auf dem letzten Loch!“

    (Daß Stalin seit langem den Krieg siegreich führt,

    das hat Euer Führer wohl auch einkalkuliert?!)

    „Wir stehen im Kampfe, stehn an seiner Wende

    Drum gebt alle viel für die Wollsachenspende!“

    So bettelte Goebbels und glaubte auch nun,

    Man würde es auch seinem Wunsche nach tun.

    Man würde still alles vergeben,

    und hätte dann selbst nichts zu leben.

    Ergebnis sehr flau, das kann man schlecht sagen,

    so sagt man, sie spendeten Güterwagen.

    Ob halbvoll, ob voll oder gar nichts war drinn’.

    Dem Volk kommt zu fragen erst gar nicht in Sinn;

    Denn Rundfunk und Fritsche – sie reden geschmiert:

    „Der Führer hat alles mit einkalkuliert!!“

    Ja, Hitler ist schuld, dass das Volk muß berappen

    Von seinem Vorrat, dem ohn’hin schon knappen.

    Für Hitlers Irrtum zahlt das Volk nun die Kosten,

    Was hilfts, Russland bleibt ein verlorener Posten.

    Daß Stalin sein Heer jetzt zum Siege hinführt,

    Das hat der Führer nicht einkalkuliert!!

    Im Jahr einundvierzig wird alles gebrochen.

    So hatte der Führer dereinst keck gesprochen.

    Jetzt trägt der Soldat für den Irrtum die Leiden,

    während Hitler verspricht: „Dies Jahr wird entscheiden!“

    Es wird sich entscheiden, wenn alles sich „rührt“!

    (Und dann hat auch Hitler sich auskalkuliert.)

    Soldaten der Arbeit! Soldaten an allen Fronten! Der Führer hat Euch für 1942 die Entscheidung versprochen, und er wird kein Mittel scheuen, sein Versprechen diesmal zu halten. Zu Tausenden wird er Euch ins Feuer schicken, um das von ihm begonnene Verbrechen auch zu beenden. Zu Tausenden werden Eure Frauen und Kinder zu Witwen und Waisen gemacht. Ohne Erfolg! Die Europäische Front steht fest, und einmütig ist der Rütli-Schwur, auch ihr Versprechen, das Versprechen aller alliierten Völker.

    Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern,

    In keiner Not uns trennen und Gefahr!

    Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,

    Lieber den Tod als in der Knechtschaft leben!

    Wir wollen trauen auf den höchsten Gott

    Und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

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