Forderung: Nordstadt-Schulhöfe müssen gerade beim Ganztagesbetrieb zum Ort des Wohlbefindens werden

Grundschule Kleine Kielstraße
Die meisten Schulhöfe bieten kaum Aufenthaltsqualität. Fotos: Cornelia Wimmer

Ein Gastbeitrag von Cornelia Wimmer (Fraktion Die Linke und Piraten in der BV Innenstadt-Nord)

Der Anblick ist so gewohnt wie uninteressant: Schulen und Schulhöfe erkennt man, ohne wirklich hinzusehen: Gleichförmige Fassaden, Waschbeton, oft unerquickliche Farben: das Gebäude. Sandiger oder teilbetonierter Boden, gemauerte Tischtennisplatten, Papierkörbe, vielleicht ein Basketballnetz an der Wand, manchmal ein paar Spielgeräte, Sitzgelegenheiten, die keiner nutzt: der Schulhof.

Schulhöfe waren Thema in der Bezirksvertretung

Gleich zweimal sind Schulhöfe der in Dortmunder Nordstadt Gegenstand von Beratung in der Bezirksvertretung gewesen: An der Gertrud-Bäumer-Realschule haben sich Schülerinnen und Schüler einer Klasse unter Leitung der Klassenlehrerin und mit der ehrenamtlichen Beratung eines Stadtplaners Gedanken um die Umgestaltung ihres Schulhofs zu einem Ort gemacht, an dem man auch sein mag, wo man auch bei schlechtem Wetter draußen sein kann, wo auch Unterricht möglich ist. Die Umsetzung wird einiges Geld kosten.

Die Anne-Frank-Gesamtschule wird ihren bisher offen zugänglichen Schulhof jetzt auch mit einer käfigartigen Einfriedung umgeben: Zu heftig ist sind Verschmutzung und Vandalismus, die dort nach Schulschluss oder an Wochenenden angerichtet werden. Sie folgt damit dem Beispiel fast aller Schulen in der Nordstadt: Wo der Schulhof nicht hinter dem Gebäude oder inmitten eines Gebäudekomplexes liegt, hat man solche Käfige errichtet. Frei zugänglich ist im Norden jetzt nur noch der Hof des Helmholtz-Gymnasiums. – Eigentlich widerspricht diese Praxis Vorgaben der Gemeinde: Schulhöfe sollen auch außerhalb der Unterrichtszeit  bis zum Einbruch der Dunkelheit noch zum Spielen zur Verfügung stehen.

Beim heutigen Schulalltag bleibt wenig Freizeit – der Schulhof als Alternative?

Zurück zum Schulhof klassischen Zuschnitts: Innerhalb von vielen Jahrzehnten hat er sich kaum verändert. Die Schul- und Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen dagegen schon: War vor Jahrzehnten noch der schulfreie Nachmittag die Norm, fand man als Kind draußen eine Umgebung vor, in der man sich auch außerhalb fester Spielplätze und ohne ständige behütende Aufsicht herumtreiben konnte, findet man sich heute im schulischen Ganztag wieder. Schule zwischen 8 und 4, es kann auch mal später werden. Freizeit? Kaum. Wo verbringen? Vor dem PC, vor dem Fernseher.

Unter diesen Lebensbedingungen bekommt der klassische hässliche Schulhof eine ganz andere Bedeutung. Er ist Teil der überwiegenden Lebenswirklichkeit von Menschen im schulpflichtigen Alter und das sind nun mal die zehn Jahre zwischen 6 und 16. Kein Ort des Wohlbefindens innerhalb eines langen Schultages, der in der Nordstadt umso nötiger wäre, als hier die wenigsten Kinder in geräumigen Wohnungen mit Gartenauslauf leben.

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Reaktionen

  1. Andreas Cierpiol

    Schönere Schulhöfe klingen ja durchaus positiv. Aber aus dem Beitrag gehen leider keine konkreten Vorschläge oder Ideen hervor. Wie stellen Sie sich die Umgestaltung denn in der Praxis vor, Frau Wimmer?

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