Erneuter Angriff auf die Szene-Kneipe „Hirsch-Q“ – die Polizei hat vier Neonazis festgenommen

Eingangsbereich mit Bierbänken und Teleskopschlagstock beschädigt

Zerstörter Eingangsbereich: Die Spuren des Überfalls sind am Tag danach noch gut zu sehen. Klaus Hartmann für nordstadblogger.de

In den frühen Morgenstunden (Samstag, 31.5.) hat eine Gruppe von mehreren Personen den Eingangsbereich der linken Szene-Kneipe „Hirsch-Q“ “in der Dortmunder Innenstadt massiv beschädigt. Die Polizei konnte vier Tatverdächtige aus der rechten Szene festnehmen. Weitere flüchteten.

Beamte stellten einen Teleskopschlagstock und szenetypisches Propagandamaterial sicher

Eine Gruppe von Personen griff am frühen Sonntagmorgen gegen 0.20 Uhr die Gaststätte „Hirsch Q“ an der Brückstraße in Dortmund an. Sie beschädigten den Eingangsbereich der Kneipe mit Bierbänken und einem Teleskopschlagstock. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde niemand verletzt.

Polizeikräfte, die im Rahmen der Einsatzkonzeption Fokus im Dienst waren, leiteten sofort Fahndungsmaßnahmen ein. Im Bereich des Bissenkamps stellten sie einen Teil der Gruppe und nahmen eine Person fest.

Zivile und uniformierte Beamte verfolgten weitere Verdächtige bis zum Dortmunder Hauptbahnhof. Dort nahmen sie drei weitere Tatverdächtige fest. Bei den Festnahmen stellten die Beamten einen Teleskopschlagstock und szenetypisches Propagandamaterial sicher. Ein Mobiltelefon zeigte ein verfassungsfeindliches Motiv auf dem Sperrbildschirm.

Die Soko Rechts der Dortmunder Polizei führt die weiteren Ermittlungen

Die Szene-Kneipe „HirschQ“ war früher in der Brückstraße. Sie ist jetzt in der Straße „In der Helle 9“ im  ehemaligen „Spirit“, Klaus Hartmann für nordstadblogger.de

Die Polizei führte bei den vier Festgenommenen – einem 26-jährigen Dortmunder, einem 23-jährigen Essener sowie zwei 17-jährigen Jugendlichen aus Essen und Wuppertal – erkennungsdienstliche Maßnahmen durch. Sie stellten die Mobiltelefone, Aufkleber und den Schlagstock sicher.

Den Tatverdächtigen, der den Teleskopschlagstock mitführte, nahm die Polizei in das Dortmunder Messertrageverbotskonzept auf. Dieses Konzept umfasst neben Messern auch andere gefährliche Gegenstände.

Die Soko Rechts der Dortmunder Polizei führt die weiteren Ermittlungen. Im Rahmen der Spurensicherung stellten die Einsatzkräfte zahlreiche Beweismittel sicher.

Die Polizei schätzt den Schaden auf rund 7.000 Euro. Gegen die vier festgenommenen Personen leiteten die Beamten ein Strafverfahren wegen schweren Landfriedensbruchs ein. Die Ermittlungen, insbesondere zu weiteren Tatbeteiligten, dauern an.

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Reaktionen

  1. Neonazi-Angriff auf die Kneipe Hirsch-Q in der Nacht des 31.05.2025 (PM)

    In der Nacht auf den 31. Mai griffen ca. 20 Neonazis die Kneipe Hirsch-Q in der Dortmunder Innenstadt an. Den Besucher:innen gelang es, die Nazis am Betreten der Kneipe zu hindern. Die Angreifenden beschädigten die Tür und eine Scheibe durch den Einsatz eines Teleskopschlagstocks, konnten aber niemanden ernsthaft verletzen. Die Täter:innen ergriffen nach kurzer Zeit die Flucht und wurden in Teilen von der Polizei im Hauptbahnhof gestellt.

    „Die Neonazis bewegten sich unbesorgt durch die Innenstadt und griffen eine linke Kneipe an“, berichtet Kim Schmidt, Pressesprecherin der Autonomen Antifa 170 aus Dortmund. Einige der Beteiligten waren bereits zuvor auf neonazistischen Demonstrationen in Erscheinung getreten.

    Die Hirsch-Q wurde gestern Nacht nicht das erste mal Ziel rechter Angriffe. Seit dem Bestehen der Kneipe kommt es immer wieder zu gezielten Attacken.

    „Die Neonazi-Strukturen in Dortmund bestehen weiter, auch wenn die Polizei sie für zerschlagen hält. Sie sind weiter gefährlich, wie die gestrige Nacht eindrücklich beweist“, so Schmidt. Am selben Abend hatte zuvor in Dortmund-Dorstfeld der „Offene Abend“ der neonazistischen Partei ‚Die Heimat‘ stattgefunden. Dass in der Folge eines organisierten, bewaffneten Angriffs auf Kneipengäst:innen relativierend von einer „Auseinandersetzung zwischen rechten und linken Gruppen“ geschrieben wird, kritisiert die Autonome Antifa 170 scharf.

    Der Angriff reiht sich ein in eine gesellschaftliche Dynamik, in der vorwiegend junge Neonazis versuchen, durch Gewalt eine Dominanz im Alltag zu entwickeln. Sie greifen dabei Feindbilder auf, die auch in der sogenannten Mitte wieder in den Fokus rücken. Dass solche Entwicklungen brandgefährlich sind, wenn ihnen nicht konsequent begegnet wird, zeigt etwa der Blick auf die als Baseballschlägerjahre bezeichneten 90er.

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