Er hat aus unserer Seele gesungen: Fred Ape ist tot

Völlig überraschend verstarb Liedermacher Fred Ape im Alter von 67 Jahren. Foto: Stephan Schütze/Archiv

Von Joachim vom Brocke

Eine Nachricht sorgte am Montag (9. November 2020) für große Trauer in der Stadt. Der plötzliche Tod des Liedermachers und Kabarettisten Fred Ape. Er wurde nur 67 Jahre alt. Fred Ape hat viele Spuren hinterlassen. Nicht nur musikalisch, auch als (Mit)Veranstalter. Das Festival „DortBunt“ gehört zum Beispiel dazu, das seit 2016 mit vielen Aktionen die Vielfalt der Stadt in den Mittelpunkt stellt.

Cabaret Queue als Sprungbrett für viele Künstler*innen

Vor etwa 12 Jahren lernte ich Fred Ape kennen. Das war bei einer Programmvorstellung im Hörder Cabaret Queue. Gemeinsam mit Wirt Georg Delfmann wurde seit den 80er Jahren hinten im Saal Kleinkunst präsentiert.

Heute TV-bekannte Künstler wie zum Beispiel Atze Schröder, Helge Schneider, Ingo Appelt oder Georgette Dee traten auf, sorgten oftmals für ein volles Haus gespannt-interessierter Besucher*innen. Doch schon vorher – aus dem Märkischen Kreis – war mir der Name Fred Ape ein Begriff.

Fünf LP’s von „Ape, Beck & Brinkmann“ – „Bedingungslos“ heißt sein letztes Werk

Kurz vor seinem Tod stellte Ape sein neues Album „Bedingungslos“ fertig. Foto: Alex Völkel

Das Folk-Trio „Ape, Beck & Brinkmann“, 1979 gegründet, tourte auch im Sauerland. Die Folk-Rock-Gruppe wurde zu einer „Greenpeace-Vorzeigeband“, wie es Fred Ape selbst einmal genannt hat. In dem Trio spielte Fred Gitarre, sang und schrieb fast alle Songs.

Lieder wie „Rauchzeichen“ gehörten zum Beispiel dazu, nach früheren eigenen Angaben „sein größter Hit“. Vier LP’s und eine Doppel-LP brachten „Ape, Beck & Brinkmann“ auf den Markt. 1987 war Schluss. Anschließend gab es „Ape & Feuerstein“. Gemeinsam mit Guntmar Feuerstein gingen sie als wildes Musik-Kabarett in die deutsche Kleinkunstgeschichte ein. Fünf Jahre, bis 2002, trat das Duo auf.

Weit über 40 Jahre Bühnenpräsenz als Liedermacher und Kabarettist

Weit über 40 Jahre stand Fred Ape auf der Bühne. Wohl über 4000 größere und kleinere Konzerte gab er. Kleinkunstabende mit wenigen Zuhörer*innen, doch auch Konzerte vor 300.000 Menschen im Bonner Hofgarten. In Bad Staffelstein in Oberfranken trat er zusammen mit Reinhard Mey, Konstantin Wecker und der Woodstock-Legende Arlo Guthrie auf.

Beeinflusst war Fred Ape von den Liedermachern Hannes Wader oder Wolf Biermann. Immer wieder gab es politische Songs für eine politisierte Gesellschaft, die den Dortmunder Künstler auszeichnete. Insgesamt 25 Tonträger brachte Fred Ape auf den Markt. „Bedingungslos“ ist der Titel seiner letzten CD, die im Oktober erschien und sich in einigen Songs mit der Corona-Pandemie und der Flüchtlingssituation beschäftigt.

DGB trauert um „kritische Stimme, die uns so vertraut war“

Immer wieder schrieb Ape politische Songs für eine politisierte Gesellschaft. Foto: Alex Völkel

Auf den verschiedensten Veranstaltungen in der Stadt trafen wir uns in den letzten Jahren. Nicht immer hatte er dabei einen Auftritt, sondern war aufmerksamer Besucher.

Unter freiem Himmel kam es zu keinen vertiefenden Gesprächen, sondern einfach über Dortmund und die Welt. Ein freundlicher, allseits interessierter Musiker ohne irgendwelche Allüren. Der gerne Fußball und Tennis spielte, passionierter Radfahrer war und gerne auf Bergen wanderte.

„Einer der bemerkenswerten Menschen aus dieser Stadt hat uns verlassen“, schrieb die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter: „Eine kritische Stimme, die uns so vertraut war, schweigt jetzt. Wir werden ihn vermissen“.

Fred Ape sei für die Dortmunder Gewerkschaften immer eine erste Adresse gewesen, wenn es um die kulturelle Gestaltung von größeren und kleineren Demonstrationen oder Veranstaltungen wie dem Dortmunder Friedensfestival ging. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Reaktionen

  1. Nina Rickers

    Als ich 16 Jahre alt war, traten Ape, Beck und Brinkmann in unserem Dorf in Ostfriesland auf. Sie folgten damit einer Einladung unseres winzigen Dorfjugendzentrums. Ich war glühender Fan und hatte alle Platten. Sicher hat mich das sehr geprägt und, wie ich finde, auf den „richtigen Weg“ gebracht. Gute Reise, lieber Fred, und vielen Dank. Lauf…..

  2. Ingo

    Die letzte Blume fault im Wind, durchaus prophetisch hat Fred den moralischen Untergang der pseudo Umwelt und Sozialpartei die Grünen vorhergesagt.
    Er selbst lebt in meinen Ohren weiter.

  3. Birgit

    Ich bin erschüttert, dass drei der ABB schon tot sind. Ich hatte ihren Auftritt auf einen der Ostermärsche 1984 im Hunsrück, wo die amerikanischen Cruise Missiles stationiert sind, erlebt. Es war ein wunderbarer Ostermontag, ganz viele Menschen kamen und brachten ihre Haltung zum Ausdruck. Wir waren auch begeistert von der Band and ABB. Ihre Platten spiele ich heute noch!
    Und wie traurig und deprimierend ist es heute in 2023! Wo seid ihr denn alle: ihr „Friedensbewegten“, „Rüstungsgegner“ und „Antiatomkraftgegner“ ????? Seid ihr auch alle tot, oder versteckt ihr euch nur in euren Eigenheimen?! Birgit, damals aus Bonn – heute aus Berlin

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