Envio-Skandal: Mit der Sanierung der PCB-verseuchten Flächen wurde auch nach sechs Jahren noch nicht begonnen

Bleiben am Ball: die Mitglieder der Bürgerinitiative zur Aufklärung des PCB-Skandals im Hafen. von links: Wiebke Claussen, Katrin Rieckermann, Dr. Michael Hillebrandt, Rudolf Hebbing und Klaus Doebel. Foto: Joachim vom Brocke
Bleiben am Ball: Wiebke Claussen, Katrin Rieckermann, Dr. Michael Hillebrandt, Rudolf Hebbing und Klaus Doebel. Foto: J.v. Brocke

Von Joachim vom Brocke

„Wir werden keine Ruhe geben“, kündigte Wiebke Claussen, Sprecherin der Bürgerinitiative zur Aufklärung des PCB-Skandals im Dortmunder Hafen an: „Das Thema PCB-Belastung ist nach wie vor aktuell“.

Bislang seien lediglich werthaltige Materialien aus der Halle 55 entfernt worden. Mit der Sanierung der hochgradig PCB-verseuchten Flächen und Anlagen sei trotz mehrfacher Ankündigung auch bald sechs Jahre nach der öffentlichen Thematisierung noch nicht einmal begonnen worden.

Besorgniserregende PCB-Messwerte im Sommer

Hafenspaziergang 2014. Envio, gesehen vom Turm des Hafenamtes
Das Gelände von  Envio im Dortmunder Hafen

In den Messreihen der Luft-, Fegestaub- und Bodenproben um und auf dem Envio-Gelände seien immer wieder erhöhte Messwerte zu Tage gekommen.

Erst in der jüngsten Fegestaubbeprobung im Sommer 2015 seien wieder besorgniserregend hohe PCB-Messwerte ermittelt worden – auf der Zufahrt der Halle 55, aus der das werthaltige Material umgeräumt wurde und einer durch eine Vliesdecke abgedeckte Lagerfläche auf dem Gelände.

„Wir leben immer noch neben einer Giftmülldeponie“

In einem Brief an die neue Regierungspräsidentin Diana Erwert will die Bürgerinitiative erklärt haben: „Woher rühren diese Emissionen (die werthaltigen Materialien wurden doch als unbedenklich eingestuft)?

Welche Bemühungen werden in Angriff genommen, um den Emittenten zu ermitteln“. Auf dem Gelände seien etwa 2000 Tonnen PCB-verseuchtes Gut zu entsorgen.

Außerdem werde unter dem Gelände ein Blindgänger vermutet. Wiebke Claussen: „Für uns Nordstadt-Bewohner bedeutet es, dass wir immer noch neben einer Giftmülldeponie leben – Klein-Seveso in Dortmund“.

Wissen möchte die Bürgerinitiative von Regierungspräsidentin Erwert außerdem: „Wann geht es endlich los mit einer Sanierung der PCB-belasteten Anlagen, Außenflächen und Böden?

Wie wird die Einhaltung der gebotenen sensiblen Sicherheitsstandards gewährleistet und vermieden, dass Nordstadt und Hafen erneut durch PCB-haltige Stäube belastet wird“.

Beruhigungen und Beschwichtungen schüren Misstrauen

Envio Gelände und Gebäude im Dortmunder Hafen
Oben am Gebäude sind man einen Schatten, wo das Firmenzeichen angebracht war.

Von den Mitgliedern der Bürgerinitiative wird befürchtet, dass eine Sanierung aufgrund des Zustroms einer sehr großen Zahl flüchtender Menschen, „die viele Ressourcen in den Verwaltungen binden“, wieder einmal aufgeschoben werde.

Auf Befürchtungen und Nachfragen würden die Behörden „zwar prompt und mit ausführlichen Antwortschreiben“ reagieren. Doch, so die Sprecherin, „mit Beruhigungen und Beschwichtigungen allein wird das Umweltproblem nicht saniert, sondern schüre eher Misstrauen“.

Für Katrin Rieckermann „ein Tanz auf dem Vulkan“. Vor allem die Sorglosigkeit der gesamten Dortmunder Bevölkerung erstaunt die Bürgerinitiative.

Denn nur 300 Meter Luftlinie vom verseuchten Envio-Gelände entfernt liegt das viel besuchte Vergnügungsschiff „Herr Walter“ mit Sandstrand und haben jetzt noch zwei weitere Schiffe für die Unterbringung von Flüchtlingen an der Kaimauer festgemacht.

Mehr Informationen: www.pcb-skandal.de

Mehr Informationen auf nordstadtblogger.de:

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