Einblicke in den Kopf eines Komponisten: Konzerthaus Dortmund lädt zum Zeitinsel-Festival für György Kurtág

An fünf Tagen kann man sich von der sinnlichen und intuitiven Musiksprache des Komponisten György Kurtág begeistern lassen. Das Festival bietet Konzerte, Filme und eine Ausstellung. Fotos: Konzerthaus Dortmund
An fünf Tagen kann man sich von der sinnlichen und intuitiven Musiksprache des Komponisten György Kurtág begeistern lassen. Das Festival bietet Konzerte, Filme und eine Ausstellung. Fotos: Konzerthaus Dortmund

Das Konzerthaus ehrt mit György Kurtág einen der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten fünf Tage lang (2. bis 6. Februar 2020) mit einem Zeitinsel-Festival und will das Publikum mit Neuem begeistern, aber auch Kernwerke präsentieren: von seinem musikalischen Tagebuch und Schlüsselwerk »Jatékok« bis zu seinen wenigen großformatigeren Werken. Für das komplette Programm und Ticketpreise bitte dem Link im Anhang des Artikels folgen.

Musikalischer Perfektionist fordert völlige geistige Präsenz bei Probearbeit

György Kurtág mit seiner im letzten Jahr verstorbenen Frau und Muse Márta.
György Kurtág mit seiner im letzten Jahr verstorbenen Frau und Muse Márta.

Nur ein kleiner Einblick in den Kopf von Kurtág, der sehr wohl bei der Arbeit, aber ungern über seine Arbeit viele Worte verliert. Dreimal ist Intendant Raphael von Hoensbroech in den vergangenen anderthalb Jahren in Budapest gewesen, um György Kurtág zu treffen. 

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Vor kurzem ist dessen Frau Márta gestorben, mit der er über 70 Jahre verheiratet war. Sie war sein Gedächtnis, Sprachrohr, Muse, Kollegin und Interpretin. Márta Kurtág war auch Györgys Gegenpol bei Proben, in denen er allzu perfektionistisch wurde. Denn seine fordernde Probenarbeit ist legendär: 

Manche Interpret*innen kommen lange nicht über das Einatmen hinaus, jeder Ton wird modelliert, ein »Ja, fast« ist schon ein Ritterschlag. Auch seine Musik fordert von den Musiker*innen volle geistige Präsenz, denn für ihn ist stets der Weg von einem Ton zum nächsten Ton entscheidend, fast entscheidender als der eigentliche Ton selbst.

Eintauchen in den Kosmos von Kurtág mit Konzerten, Film und Ausstellung

Ein Filmteam dokumentierte die intensive Zusammenarbeit des Komponisten mit dem Bariton Benjamin Appl. Fotos: Konzerthaus Dortmund
Ein Filmteam dokumentierte die intensive Zusammenarbeit des Komponisten mit dem Bariton Benjamin Appl. Fotos: Konzerthaus Dortmund

Im Februar kann man für ein paar Tage in den Kosmos Kurtág eintauchen. Ein zentrales Konzert ist die Werkstatt mit dem Bariton Benjamin Appl, der bei zweien der Besuche mit dabei war und nun weiß, was es heißt, mit Kurtág zu proben. Ein professionelles Filmteam hat den gesamten Prozess aufgezeichnet und festgehalten, wie der Komponist seine Vorstellungen in die nächste Generation trägt – ein zentrales Anliegen der gesamten Zeitinsel.

So hat das Publikum am 3. Februar Gelegenheit, Kurtág in seinem Element zu erleben und durch Videoeinspieler an den Proben teilzuhaben. Benjamin Appl und Raphael von Hoensbroech werden in diesem Gesprächskonzert versuchen, dem Menschen Kurtág und seiner Musik nahezukommen.

Darüber hinaus haben einige der wichtigsten Künstler für Neue Musik zugesagt, diese Tage musikalisch zu gestalten, neben Pierre-Laurent Aimard auch das Arditti Quartet und das WDR Sinfonieorchester. Kurtágs einzigartiger Personalstil birgt die Essenz der Komponisten, die ihm vorausgegangen sind, aber auch seine eigene Biografie. Alles, was ihm und seiner Márta wichtig ist, habe er »hineingeschmuggelt«. Mehr über sein Wirken erfährt man in einer Ausstellung im Konzerthaus mit Zitaten, Zeichnungen und Manuskripten von György Kurtág. Die Zeitinsel Kurtág wird von der Kunststiftung NRW gefördert.

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Weitere Informationen:

Zur Programmübersicht geht’s hier.

Seit dem 17. Januar 2020 können Sie im Konzerthaus-Foyer in einer Ausstellung mit Zitaten, Zeichnungen und Manuskripten von György Kurtág mehr über sein Wirken erfahren.

Außerdem haben Sie die Möglichkeit, im Vorfeld des Konzerts »Kafka-Fragmente« am 6. Februar 2020 von 17 bis 19 Uhr die auch im Konzert zu sehende Film-Installation im domicil (Hansastraße 7–11) zu begehen. Die Installation zeigt die Musikerinnen Caroline Melzer und Nurit Stark bei der Interpretation von Kurtágs Werk an ungewöhnlichen, fast surrealen Orten von Berlin bis Kaliningrad.

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