Dortmund mobil: Lange erwartet, endlich gestartet – die neuen Ringbuslinien fahren

Stimmen zum Start der neuen Linien 400/401 und weiteren Projekten

Start der neuen DSW21-Ringbuslinie 400 am Montag am Dortmunder Hauptbahnhof. Dr. Claudia Posern / Fotostudio

Endlich ist es soweit! Das neue Citybusnetz mit den Linien 400/401 ist baustellenbedingt ein halbes Jahr später als geplant an den Start gegangen. Zwar nicht mit auf die „Jungfernfahrt“ – die wäre um 5.03 Uhr gewesen – aber am Vormittag des ersten Tages waren Vertreter:innen der DSW21 gemeinsam mit Politiker:innen und Vertreter:innen der Stadtverwaltung auf „Rundtour“ zum Testen der neuen Verbindung unterwegs.

„Wir wollen die Straßen für den ÖPNV freiräumen“

Der Stadtrat hatte mit großer Mehrheit die Einführung der neuen Ringbus-Linien 400/401 beschlossen. Daher gingen auch die Fraktionsvorsitzenden von SPD, Grünen und CDU mit auf Tour – und sind sich einig: Die Ringbus-Linien sind ein wichtiger Schritt in Richtung Verkehrswende.

Das Busspur-Signet ist zu sehen
Busspur am Burgwall mit Piktogramm. Foto: Stadt Dortmund

„Die Linie 400 hat Vorrang vor dem Auto, das ist von Politik und Verwaltung ausdrücklich so gewollt. Die Stadt hat daher auch bauliche Voraussetzungen für den schnellen Takt der Linie 400 geschaffen“ betont Stadtbaurat Arnold Rybicki hinsichtlich der neuen Ringbuslinie.

So wurde z.B. auf dem Königswall eine neue kombinierte Bus- und Fahrradspur markiert, während der Außenring über eine eigene Busspur verfügt. Dem Individualverkehr wurde daher eine Spur genommen.

Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr in der Innenstadt zu stärken und die Nahmobilität zu verbessern. Besonders die neue Zehn-Minuten-Taktung der Linie 400 soll Interesse wecken und mehr Menschen zum Umstieg vom Auto bewegen.

Der künftige Stadtrat hat weitere Verkehrsvorhaben im Blick

Doch dann hören die Gemeinsamkeiten schon beinahe auf. Ein Thema, bei dem sich die drei Parteien nicht einig sind, ist die Linienerweiterung der H-Bahn. Neben ihrem geplanten Ausbau bis zum „Theodor-Fliedner-Heim“, wünscht sich die SPD zusätzliche Erweiterungen in andere Richtungen.

Die Grünen-Fraktionssprecher:innen Katrin Lögering und Christoph Neumann beim Start der neuen Ringbuslinie 400. Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Katrin Lögering, Fraktionssprecherin der Grünen, äußert Kritik an dem Vorhaben: „Die Linie in Richtung Theodor-Fliedner-Heim würden wir so mittragen, weil sie unserer Meinung nach Sinn ergibt und für Entlastung der Busse vor Ort und die Anbindung an die Universität sorgt. Die andere Linie halten wir für ein Prestigeprojekt, welches auch durch eine Stadtbahnlinie gut geregelt werden könnte.“

Neben der H-Bahn thematisiert SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven die Linie U44 über den Borsigplatz in Richtung Westfalenhütte, „für welche es schon jede Menge Vorplanungen gibt. Da sind wir aber noch nicht weiter. Im Grunde fehlen da nur zwei Haltestellen, aber das ist sehr komplex“.

Die Grünen schlugen bereits im Wahlkampf ein Metrobusnetz vor, welches man kurz oder mittelfristig einrichten könnte, um auch Außenbezirke besser einbinden zu können. Sie wollen außerdem die Streckenlinien des schienengebundenen ÖPNV erweitern und entlasten (wie z.B. bei der U43/44), um Verbesserungen zu erzielen. Zudem fordern sie, dass neben dem ÖPNV auch für den Radverkehr gute Lösungen in der Innenstadt bereitgestellt werden müssen.

Unklare Finanzierungslage für weitere Projekte

Was für die Grünen der Einstieg in weitere größere Projekte der Verkehrswende darstellt, ist für die CDU eher das „Höchste der Gefühle“, was den ÖPNV angeht und blickt skeptisch auf die Kosten. Denn die Ringbuslinien sind eine vergleichsweise kleine Investition. Rund fünf Millionen Euro in zusätzliche Busse und Umbauten hat DSW21 investiert. Doch die Verkehrswende insgesamt wird wesentlich teurer: hunderte Millionen Euro.

CDU-Fraktionschef Dr. Jendrik Suck beim Start der neuen Ringbuslinie 400. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Die CDU sieht daher von weiteren größeren Vorhaben ab. Sie hält weitere Investitionen in den ÖPNV, die allein von DSW21 und der Stadt getragen werden müssten, nicht für realistisch.

Der Vorsitzende der CDU-Fraktion, Dr. Jendrik Suck, betont: „Alle wollen das, aber zur Realität gehört auch, dass die finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte bekannt ist und deshalb glaube ich, wird man froh sein müssen, wenn es gelingt, den Ist-Bestand erhalten zu können.“

„Es benötigt viel mehr an Basisfinanzierung, denn keine Stadt kann das alleine stemmen. Das gilt nicht nur für den ÖPNV der Städte, sondern auch für die Bahn“, so Neumann-Lieven.

Jörg Jacoby, Vorstandsvorsitzender von DSW21, beim Start der neuen Ringbuslinie 400 Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Gleiches betont auch Jörg Jacoby, Vorstandsvorsitzender der DSW21: „Rein aus der Nutzerfinanzierung heraus werden wir die Finanzierung nicht sicherstellen können.“

So beläuft sich der jährliche Finanzierungsbereich der DSW21 auf etwa 80 Millionen Euro. Darüber hinaus wird in die Verkehrsinfrastruktur, die Erneuerung der Fahrzeugflotte in den nächsten fünf Jahren ein Betrag von fast 500 Millionen Euro investiert.

E-Busse im Vergleich doppelt so teuer wie Dieselbusse

Eine weitere Herausforderung in Sachen Verkehrswende sind die E-Busse: Bisher hat DSW21 einschließlich der entsprechenden Ladeinfrastruktur 30 E-Busse gefördert bekommen und plant darüber hinaus 48 weitere. Gefördert wird der Betrag der Mehrkosten eines E-Busses gegenüber einem herkömmlichen Dieselbus. „Da reden wir nochmal über ein Investitionsvolumen von rund 40 Millionen. Aber auch nur dann, wenn es entsprechende Förderungen gibt“, unterstreicht Jacoby.

Elektrobus-Ladestation auf dem Betriebshof Brünninghausen. Foto: Jörg Schimmel für DSW21

Ein E-Bus kostet ungefähr 780.000 bis 800.000 Euro, während der herkömmliche Dieselgelenkbus mit 350.000 bis 400.000 Euro nur etwa die Hälfte kostet. Darüber hinaus weist DSW21-Betriebsleiter Ralf Habbes auf das Tanken bzw. Laden hin.

„Wenn ein Dieselbus leer gefahren ist, kann der kurz vollgetankt werden und ist nach einer Viertelstunde wieder einsatzbereit, während ein leerer E-Bus ein paar Stunden aufgeladen werden muss. Deshalb brauch man mehr E-Busse als Dieselbusse um den gleichen Betrieb zu fahren“, so Habbes.

Kritik nach Umlegungen und Streichungen des Citybusnetzes

Während bereits über die Finanzierung weiterer Schritte in Richtung Verkehrswende gesprochen wird, sorgte die neue Linie 400 bei anderen noch vor Inbetriebnahme für Kritik. Vor allem im Kreuzviertel ist die Enttäuschung über den Wegfall der Linie 453 zu spüren. Dort muss an Stellen wie der Möllerbrücke nun auf die U42, oder S4 ausgewichen werden. Zusätzlich ist die direkte Erreichbarkeit des westlichen Teils der Nordstadt zwischen Schützenstraße und Unionstraße durch den Wegfall der Linie 453 nicht mehr gegeben.

Britta Heydenbluth, Pressesprecherin der DSW21, begründet die Entscheidungen: „Dem Start der Linie sind umfangreiche Untersuchungen vorgeschaltet worden und die Bedarfsanalysen bzw. Nachfrageprognosen waren sehr gut. Beim Linienweg muss man sich jede Ecke angucken und da sind manchmal Faktoren hinter, weshalb man nicht durch eine bestimmte Straße fahren kann, die für den Laien nicht zu sehen sind.“

Eine Evaluation soll laut DSW21 noch folgen.

Mehr Informationen:

Kartenausschnitt
Der Linienplan für das Citybusnetz insgesamt in der Übersicht. Karte: DSW21

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