Entsteht hier das neue „City Center“ für den Dortmunder Hafen?

Die Gastronomie an der Schützenstraße belebt und bewegt – jetzt bepflanzt sie auch

Blühende Gastroszene an der Schützenstraße: Der Orient-Grill bietet Arabische Küche. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Von Stella Roga

Die Auswahl an Restaurants, Cafés und Imbissen auf der Dortmunder Schützenstraße ist bunt und gemischt – genau wie ihre Kund:innen. „Die Gäste kommen rein und kriegen einen Schwung von Urlaubsgefühl. Oder auch Heimatgefühl“, sagt Akram Al Sayed Rasul, der 46-Jährige Besitzer des Orient Restaurants. Läuft man die Hauptstraße entlang, sieht man deutsche Kneipen, griechische Familienbetriebe, klassische italienische Eisdielen, oder eben wie beim Orient-Grill ein Restaurant mit arabischer Küche, begleitet von orientalischer Einrichtung und Musik. Die Vielfalt der Gaststätten erstreckt sich über Kontinente. Sich hier zu etablieren braucht seine Zeit – denn die Konkurrenz ist groß.

Die Gastro-Szene im Umgang mit den Konsequenzen der Pandemie

Die Selbstständigkeit in der Gastronomie ist für viele mit Stress verbunden. Während der Corona-Krise zweifelten viele Gastronom:innen an ihrer beruflichen Existenz. Zwei Jahre lang Mindestabstände und verdeckte Gesichtshälften haben bei Menschen weltweit Spuren hinterlassen, auch die Gastronom:innen in Dortmund kriegen das zu spüren.

Gastroszene an der Schützenstraße. Die Schützenstraße zwischen Pauluskirche und Mallinckrodtstraße Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Vor zwei Jahren waren es noch die unübersichtlichen Gesetzeslagen während der Pandemie, jetzt sind es Fachkräftemangel und steigende Einkaufs- und Energiepreise, die zur Belastung werden.

„Die Leute geben weniger Geld aus“, stellen mehrere Gastronom:innen der Schützenstraße fest. Die Bequemlichkeit sich Essen liefern zu lassen, nimmt rasant zu, weswegen immer mehr Gastronom:innen sich mit Lieferdiensten ausstatten lassen. Wirtschaftlich gesehen von Vorteil, doch das Gefühl vom Speisen vor Ort macht die meisten Betriebe hier an der Schützenstraße aus.

Al Sayed Rasul: „Wir helfen uns hier gegenseitig“

Die Offenheit, der Austausch und alles andere Zwischenmenschliche, gerade in der Gastronomie der Nordstadt, ist das, was sie am Leben hält. „Die meisten Gäste kennen mich persönlich. Es dauert bis das Viertel dich kennenlernt und bis du das Viertel kennenlernst,“ betont Akram Al Sayed Rasul, der seit 2016 sein Restaurant „Orient“ mitten in der schnelllebigen Nordstadt führt.

Beliebte Eisdiele: Das Café Gamba Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Al Sayed Rasul hat die Nordstadt in den letzten Jahren sowohl als Arbeitsplatz, als auch als Wohnsitz erlebt. Den Zusammenhalt zwischen Migranten empfindet er als unvergleichlich mit anderen Vierteln Dortmunds.

„Braucht einer meiner Gäste Hilfe beim Formular ausfüllen, braucht er nicht zum nächsten Sprachbüro rennen. Wir helfen uns hier gegenseitig“, betont Al Sayed Rasul.

Vom Landschaftsgärtner zum beliebten Gastwirt

Die Mühe, die diese Gastwirte in ihre Läden investieren, bleibt nicht unbemerkt. Der positive Umschwung wird auch von außen wahrgenommen. Leserin Helga Steinmaier, die selbst in der Nähe wohnt, erzählt uns erfreut über die Entwicklung an der Schützenstraße. Sie selbst ist Gast bei dem syrisch-arabischen Restaurant, und merkt an, dass Besitzer Al Sayed Rasul früher mal in der Landschaftsgärtnerei tätig war.

Akram Al Sayed in seinem Orient-Grill. Orient-Grill

Ein Talent, das er auch in der Bepflanzung rund um seinen Laden zum Ausdruck bringt. „Ich fahr immer mit dem Fahrrad vorbei. Der Baumbestand macht hier sehr viel aus. Die Straße ist ja auch schön sonnig, da blüht es so schön“, erzählt Steinmaier.

„Die Pflanzen hemmen die Leute ihren Müll achtlos wegzuschmeißen. Ich sehe auch, dass andere gastronomische Betriebe sich bemühen, mit Blümchen und Röschen. Das Quartiersmanagement macht auch schon viel, es wäre schön, wenn das so weiter läuft.“

Um die Straße lebendig zu halten, ziehen alle an einem Strang

Die Gastronom:innen an der Schützenstraße bringen durch ihr Essen und ihre Bemühungen das Viertel in ein gutes Licht. Sonnenschirme, Pflanzen und der Geruch von gutem Essen sollen einladen, draußen zu speisen und das Miteinander zu genießen. „Wir reden alle miteinander und wollen die Straße zusammen sauber und grün halten. Ziel ist, dass diese Straße hier das City Center des Dortmunder Hafens wird“, sagt Akram Al Sayed Rasul.

Spiros Tsougkaris betreibt das neue griechische Restaurant in der Schützenstraße. Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Dass alle zusammen dieses Ziel erreichen wollen, bestätigt auch Spiros Tsougkaris (42), Besitzer des neuen griechischen Restaurants „Spiros“. Zwei Läden neben dem Orient Restaurant wurde das Lokal im Dezember 2022 eröffnet und tritt in die Fußstapfen vom „Hellas Grill“.

Mit einem Mix aus feiner griechischen Küche und dem klassischen Souvlaki-Teller, will auch dieses Lokal mit Grünfläche drum herum und moderner Außenterasse zum Verweilen einladen. „Für das Grün, was ihr hier seht, sind wir Gastronomen verantwortlich“, erzählt er uns stolz.

Und wie kann diese positive Entwicklung an der Schützenstraße weiter gefördert werden? Akram Al Sayed Rasul: „Die Stadt Dortmund muss mithelfen. Wir müssen alle den Zug ,Nordstadt‘ schieben, damit er auf Kurs bleibt.“

Unterstütze uns auf Steady
Print Friendly, PDF & Email

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert