„Computer Grrrls“: Frauen/Girls und Technik geht nicht? Dass das sehr gut geht, zeigt die neue Ausstellung im HMKV

Computer Grrrls
„Computer Grrrls“: eine Arbeit von Tabita Rezaire aus Französisch Guayana. Fotos: Gerd Wüsthoff

Von Gerd Wüsthoff

Die Ausstellung „Computer Grrrls“ wurde am 26. Oktober 2018 im Hardware Medien Kunst Verein (HMKV) in der dritten Etage des Dortmunder U eröffnet. Die 20 internationalen KünstlerInnen aus 16 Ländern – ein „Quoten-Mann“ ist dabei – beschäftigen sich in vielfältigen Formen mit dem Verhältnis von Geschlecht und Technologie in Geschichte und Gegenwart. Dr. Inke Arns, Direktorin des HMKV, und Marie Lechner, La Gaîté Lyrique, Paris, haben als Kuratorinnen eine verblüffende, tiefgründige und zugleich unterhaltsame und sehenswerte Ausstellung zusammengestellt.

„Girls“: Frauen waren (und sind) unterschätzte und oft übergangene Player in der Technologieforschung

Computer Grrrls Timeline: Hedy Lamarr
„Computer Grrrls“, Timeline: Hedy Lamarr

„Computer Grrrls“, „Grrrls“ steht hier für „Girls“, beschäftigt sich mit der komplexen und widersprüchlichen Beziehung zwischen Frauen und Technologie.

Als die „Mädchen“, oder „the girls“ bezeichnete man früher die Frauen, die in Büros und in der Telegrafie oder/und Telefonvermittlung und anderen ähnlichen – mit der technischen Entwicklung im 19. Jahrhundert entstandenen – neuen Berufen arbeiteten. Früh wurden sie dabei auch mit technologischen Neuerungen konfrontiert – Rechenmaschinen, Telefonzentralen, Schreibmaschinen, etc.

Kaum einer weiß, dass es Hedwig Maria Kiessler (Hedy Lamarr) war, die uns die Basis für WiFi und Blue Tooth mit ihrer Erfindung schaffte. Kaum einer kennt wirklich die Leistung von Marie Curie in der Radiologie – sie erhielt zwei Mal einen Nobelpreis (1903 und 1911). Irène Joliot-Curie und Lise Meitner waren in der Chemie und Kernphysik herausragend.

Mary Anderson beglückte die Autofahrer mit ihrer Erfindung des Scheibenwischers. Ada Lovelace (Augusta Ada Byron), geboren 1815, war eine britische Mathematikerin, die mit ihren Kommentaren zur „Analytical Engine“ von Charles Babbage als erste Programmiererin der Welt gilt.

Roberta Williams, geboren 1953, ist eine bedeutende Entwicklerin von Computerspielen. Und es war eine Frau, Margret Hamilton, die für die NASA den Code schrieb, der es ermöglichte, dass 1968 die erste Mondlandung mit dem us-amerikanichen Apollo-Raumfahrt-Programm möglich wurde.

Frauen, die Wegweisendes und technisch höchst Anspruchvolles geleistet haben – und doch leider gerne von ihren männlichen Kollegen, oder Offiziellen, in die „unbedeutende“ zweite Reihe geschoben wurden.

20 KünstlerInnen aus 16 Nationen befassen sich mit dem Thema „Frauen und Technologie“

Von den ersten menschlichen Computern bis zum aktuellen Revival techno-feministischer Bewegungen beschäftigt sich die Ausstellung mit der komplexen Beziehung zwischen Frauen und Technik. Eine Timeline, in der über 200 Einträge zu betrachten sind, zeigt Frauen mit ihrem Beitrag zur technologischen Entwicklung unserer Zivilisation von heute.

Computer Grrrls. Die Kuratorinnen Leschner und Arns
„Computer Grrrls“: Die Kuratorinnen Leschner und Arns

Lechner und Arns luden KünstlerInnen ein, die sich mit dem Thema „Feminismus und Technologie“ in ihrer Arbeit auseinandersetzen. Die Werke hinterfragen die genderspezifischen Vorurteile speziell aus dem Bereich Big Data und „Künstliche Intelligenz“ (KI). Die Auseinandersetzungen mit dem Thema sind selbstverständlich kritisch, aber auch humoresk.

Sie entstammen teilweise der Heimat von KünstlerInnen und öffnen durch den regionalen Bezug einen weiteren Aspekt der Thematik, der nachdenklich macht. Im Anschluss an die Ausstellung im HMKV geht sie im Frühjahr 2019 in das La Gaîté Lyrique nach Paris, wo sie mit performativen Formaten erweitert werden soll.

Im Sommer 2019 ist sie in Eindhoven im MU zu sehen. An allen Ausstellungsorten wird es Filmscreens, Rundgänge mit den Kuratorinnen, KünstlerInnen-Gespräche und Workshops geben.

Weitere Informationen:

  • Ausstellungseröffnung: 26. Oktober 2018, 19 Uhr (Veranstaltung bis 22 Uhr)
  • Ort: Dortmunder U, Ebene 3, Leonie-Reygers-Terrasse in Dortmund
  • Dauer: 26. Oktober 2018 bis 24. Februar 2019
  • Eintritt: Frei
  • Öffnungszeiten: Dienstags und Mittwochs 11 bis 18 Uhr; Donnerstags und Freitags 11 bis 20 Uhr; Samstags und Sonntags 11 bis 18 Uhr; Montags geschlossen

Sonderöffnungszeiten:

  • An den Feiertagen 2018: 01. November und 26. Dezember, jeweils 11 bis 18 Uhr
  • Geschlossen: am 24.,25. und 31. Dezember 2018 sowie am 01. Januar 2019
  • Reguläre Führungen: jeden Sonn- und Feiertag um 16 Uhr

Kinderführung:

  • Am Familiensonntag, jeden ersten Sonntag im Monat, bietet das HMKV eine Kinderführung um 15 Uhr an
  • Für die ganze Familie geeignet. Zudem bietet das HMKV für alle jungen Entdecker der Ausstellung eine Kinderrallye, die an der Eingangstheke erhältlich ist.

Internetseite des HMKV, hier:

Kontakt: Telefon: 0231-496642-0 und E-Mail: info@hmkv.de

Die ausstellenden KünstlerInnen:

Morehshin Allahyari, Manetta Berends, Zach Blas & Jemima Wyman, Nadja Buttendorf, Elisabeth Caravella, Jennifer Chan, Aleksandra Domanovic, Louise Drulhe, Darsha Hewitt, Lauren Huret, Hyphen-Labs, Dasha Ilina, Mary Maggic, Caroline Martel, Lauren Moffatt, Simone C. Niquille, Jenny Odell, Elisa Giardina Papa, Tabita Rezaire, Erica Scourti, Suzanne Treister, Lu Yang

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