Besonders die Kulturszene hat zu leiden: Rekorder und das Depot setzen auf alternativen Umgang mit der Coronakrise

v.l.: Elisabeth Pleß (Schauspielerin), Rolf Dennemann (Regie), Maya Porat (Assistenz) und Joanna Stanecka (Schauspielerin) halten den nötigen Abstand zur Vermeidung von Infektionsübertragungen ein. Foto: Alex Völkel

Die aktuellen Umstände lassen Veranstalter*innen und Künstler*innen kreativ werden: Vor allem die unabhängige Kultur- und Musikszene ist maßgeblich abhängig von regelmäßig stattfindenden, öffentlichen Veranstaltungen, denn nur so können die Künstler*innen ihr Geld verdienen. Dass das Veranstaltungsverbot in Dortmund immense Auswirkungen auf das Leben ebendieser Künstler*innen hat ist unumstritten: Ein kreatives Handling der Situation ist gefragt – der Rekorder und das Theater im Depot geben ein erstes Beispiel und werden ihre Veranstaltungen vor die Kamera verlagern, sodass Livestreams im Internet veröffentlicht werden können.

„Blutmond“ – Erstaufführung des Stücks des artscenico e. V. findet ohne Zuschauer*innen statt 

Probeszene aus „Blutmond“. Foto: Guntram Walter

Geplant sei, der Premiere des Stücks „Blutmond“ im Theater im Depot – einst angesetzt für diesen Freitag, 20. März 2020 – per Livestream seine Zuschauerschaft zu sichern. Mittels dieses Livestreams soll die Premiere ohne Publikum, aber unter laufender Kamera stattfinden. Weitere Information zur Ausstrahlung der Premiere wird es auf der Website des Depots geben.

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Vom Blauen Mond, der menschlichen Transformation – von Träumen und vom Wahnsinn des Lebens. Unter der Regie von Rolf Dennemann wird ein späterer Aufführungstermin mit Publikum vereinbart– voraussichtlich bewegt sich dieser um den Zeitraum Ende April. Das Stück selber ließe sich am ehesten als Mischung aus Theater, Tanz und Performance beschreiben.

Eine genaue Bezeichnung dessen, was sich auf der Bühne abspielen wird, sei aber „schwer zu finden“, so Denneman. Die Schauspielerin Joanna Stanecka vergleicht den Charakter des Stücks mit dem Schwebezustand kurz bevor man einschläft: gewisse Fetzen des Bewusstseins – es sei dahingestellt, ob es sich um Erinnerungen, Eindrücke oder ganz einfache Gedankengänge handelt – reihen sich aneinander und ergeben mal mehr, mal weniger Sinn. So ließe sich das Stück verstehen: Realität sei nie ganz zu unterscheiden von Traum, im selben Maße wie Liebe und Verlust, Angst und Lust, nie gänzlich voneinander abstrahierbar seien.

Der Rekorder sendet am Samstag ein Livestream-Konzert auf Facebook

Die Hip-Hop-Formation „Schlakks, Opek und Razzmatazz“ streamt ihr Konzert am Samstag, den 21. März 2020, via Facebook. Geplant sei es wie ein ganz normales Konzert – gleiche Technik und die Location stellt der Rekorder im Dortmunder Hafenviertel -, der einzige Unterschied ist, dass all dies unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden wird. Der Livestream wird kostenlos auf Facebook abrufbar sein – eine kleine Spende können Zuschauer*innen über PayPal hinterlassen.

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Weitere Informationen:

Zur Website des Theater im Depot geht’s hier.


Update:

Auch die Proben wurden mittlerweile landesweit untersagt. Daher ist auch die Aufzeichnung bzw. das Live-Streaming zumindest des Theaterprojekts abgesagt bzw. unterbunden worden.

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Reaktionen

  1. Akademie für Theater und Digitalität (Pressemitteilung)

    Symposium „Staging Complexity“ findet online statt

    Das Symposium „Staging Complexity“ am Donnerstag, 19. März, findet wegen Corona zwar nicht in der Akademie für Theater und Digitalität statt, wird aber als Online-Symposium angeboten.

    Digitale Technologien verändern seit längerem die Art und Weise, wie wir denken, arbeiten, lieben, kommunizieren und zusammenleben. Algorithmen regeln den Verkehrsfluss, soziale Netzwerke schaffen neue Beziehungsformen und Managementsysteme optimieren den Arbeitsablauf. Die Digitalität prägt damit auch künstlerische Inhalte, transformiert etablierte Darstellungsweisen und bringt neue Kunstformen hervor. Wie reflektieren und erforschen Theater und Kunst diese tiefgreifenden Veränderungen?

    Im Rahmen des Online-Symposiums können die Teilnehmenden digitale und vernetzte Gegenwart analysieren. Wie sind das Potenzial, aber auch die Grenzen des Digitalen in Gesellschaft, Kultur und Kunst? Wie wirkt sich der digitale Wandel auf die alltäglichen sozialen Praktiken aus, und wie auf künstlerische Erzähl- und Gestaltungsweisen? Diana McCarty eröffnet das Symposium mit der Frage nach techno-feministischen Handlungs- und Organisationsweisen, Anja Breljak setzt sich mit der Tatsache auseinander, dass Computertechnologien zum festen Bestandteil unserer Intimsphäre geworden sind, Christian Sievers und Régine Debatty fragen, wie Künstler_innen auf Dispositive von Unsicherheit, Kontrolle und Prekarisierung reagieren und Philipp Jonathan Ehmann diskutiert, wie soziale Netzwerke und Computerspiel Narrative in den darstellenden und bildenden Künsten verändern. Nicht zuletzt schafft das Symposium Raum für Diskussionen und Austausch über Visionen und Ängste in digitalen Zeiten.

    Das Online-Symposium findet von 11 bis 18 Uhr statt. Eine detaillierte Programmübersicht gibt es auf http://www.cheersforfears.de. Wer teilnehmen möchte, findet ebenfalls auf dieser Homepage am 19. März ab 10 / 10.30 Uhr einen Link zur Teilnahme am Symposium. Für die aktive Teilnahme an den Diskussionen sollte der Rechner mit Mikrofon und gegebenenfalls mit Webcam ausgestattet sein. Für Fragen können sich Interessierte an labor@cheersforfears.de wenden.

    „Staging Complexity“ wird veranstaltet von Cheers for Fears in Koproduktion mit der Akademie für Theater und Digitalität, dem Theater Dortmund und dem Büro medienwerk.nrw (Träger: Hartware MedienKunstVerein). Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie der Kunststiftung NRW.

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