Neues Bündnis für Biodiversität in Westfalen stärkt nachhaltige Wirtschaft

40 Unternehmen aus drei IHK-Bezirken machen sich für Artenvielfalt stark

Verschiedene Bienenstöcke aus Holz
Mit dem neuen Biodiversitäts-Bündnis wächst das wirtschaftliche Engagement für Artenvielfalt in Westfalen. Symbolbild: depositphotos.com

In Dortmund wurde das „Bündnis für Biodiversität in Westfalen“ ins Leben gerufen. Rund 40 Unternehmen aus den IHK-Bezirken Dortmund, Arnsberg und Nord Westfalen sind beteiligt. Ziel ist es, Artenvielfalt mit wirtschaftlichen Interessen zu verbinden. Bei der Gründungsveranstaltung betonten Vertreter:innen aus Wirtschaft und Verwaltung die Relevanz des Themas für Standortattraktivität, Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz.

Artenschutz und Wirtschaft schließen sich nicht aus

Das „Bündnis für Biodiversität in der Region Westfalen“, das durch die Industrie- und Handelskammern (IHKs) zu Dortmund, Arnsberg und Nord Westfalen in Kooperation mit der DIHK Service GmbH entstanden ist, soll Unternehmen miteinander vernetzen und ihnen eine gemeinsame Plattform rund um das Thema Biodiversität bieten. Dabei soll es nicht nur um theoretischen Umweltschutz gehen, sondern um konkrete Maßnahmen, mit denen Unternehmen einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können. Bundesweit gibt es bereits mehrere Initiativen dieser Art, weitere sind in Entstehung.

Wulf-Christian Ehrich
Wulf-Christian Ehrich, stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund. Foto: IHK zu Dortmund / Hans Jürgen Landes

Schon zu Beginn machte Wulf-Christian Ehrich, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK zu Dortmund, deutlich, wie bedeutsam Biodiversität für die Unternehmen der Region ist und in welchem Spannungsfeld die Wirtschaft steckt: „In Dortmund ist die Flächenknappheit für die Betriebe ein sehr akutes Problem. Und ich sehe keinen Widerspruch darin, Artenschutz zu fördern und gleichzeitig Flächen wirtschaftlich nutzbar zu machen. Biodiversität und wirtschaftliche Interessen müssen einander nicht entgegenstehen.“

Wichtig, so Ehrich, sei es, hierfür stärker in den Dialog zu treten. Oft sei die Ansiedlung neuer Unternehmen oder Erschließung neuer Flächen für die Wirtschaft mit Widerständen von Anwohnern verbunden, wobei auch das Argument Artenschutz vorgebracht werde. Doch das Bild von rauchenden Schloten und Umweltbelastungen sei überholt. Im Gegenteil: „Moderne Gewerbegebiete können heute mehr zum Artenschutz beitragen als eine Monokultur von Nutzpflanzen.“

Blick auf Klimafolgen und Standortattraktivität

Auch Sven Wolf, Leiter des Geschäftsbereichs Unternehmensförderung und Weiterbildung der IHK Nord Westfalen, sieht in der Biodiversität einen wichtigen Teil unternehmerischer Verantwortung: „Biodiversität ist ein wichtiger Baustein, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Und sie endet nicht am Firmengelände oder an Landesgrenzen.“ Jedes Produkt und jede Dienstleistung habe Auswirkungen auf die biologische Vielfalt.

Gruppenbild der Initiator:innen
Gründungsveranstaltung des Biodiversitäts-Bündnis (v. l.): Valentin Franklyn (DIHK I Unternehmen Biologische Vielfalt), Sven Wolf (IHK Nordwestfalen), Anja Hecker (IHK Nordwestfalen), Lars Morgenbrod (IHK Arnsberg), Thomas Frye (IHK Arnsberg), Stefan Peltzer (IHK zu Dortmund), Wulf-Christian Ehrich (IHK zu Dortmund). Foto: IHK / Stephan Schütze

Sein Appell daher: „Schauen Sie sich auch Ihre Wertschöpfungskette genau an und machen Sie sich Gedanken, an welchen Stellen es gelingen kann, weitere Ressourcen einzusparen oder sie nachhaltig zu beziehen.“ Kreislaufwirtschaft spiele hier eine Schlüsselrolle. Thomas Frye, Geschäftsbereichsleiter Standort – Branchen – Unternehmensförderung von der IHK Arnsberg betonte, dass nachhaltiges und biodiverses Denken auch aus touristischer Perspektive ratsam sei und zugleich positive Auswirkungen auf die Wasserwirtschaft habe.

Er verwies unter anderem auf die Fichtenwälder, die als Monokulturen im Sauerland den klimatischen Veränderungen nicht standhalten könnten. Die Aufforstung mit klimaresistenteren Mischwäldern bringe zudem eine bessere Bewässerung des Bodens mit sich. „Das Sauerland ist eine attraktive Region, die Menschen und damit Arbeitskräfte anzieht. Von einer nachhaltigen Aufforstungsstrategie profitieren daher auch die Unternehmen.“

Biodiversität als Teil des regionalen Imagewandels

Ähnliches berichtete Thomas Reichling von der Stadt Dortmund, der die Projektgruppenleitung für die IGA 2027 innehat, die Internationale Gartenausstellung. Unter dem Leitspruch „Wie wollen wir morgen leben?“ wird sie von April bis Oktober 2027 an fünf Standorten im Ruhrgebiet stattfinden – bei einer Investitionssumme von rund 60 Millionen Euro.

Reichling nutzte die Auftaktveranstaltung des Bündnisses Biodiversität, um den aktuellen Stand der Arbeiten und Planungen zu veranschaulichen und dabei deutlich zu machen: „Der Flächenwandel ist auch verbunden mit einem Imagewandel. In vielen Köpfen wird das Ruhrgebiet verbunden mit: groß, dreckig, laut. Wir wollen zeigen: Dieses alte Bild ist heute falsch.“

Das neue Bündnis will nun mit verschiedenen Workshops und weiteren Veranstaltungen die Vernetzung und den Austausch untereinander fördern sowie weitere Mitglieder gewinnen. Am Engagement der Gründungsmitglieder dürfte dies nicht scheitern: „Ich habe den Wunsch, dass wir es ernst meinen“, sagte ein Unternehmer im Publikum und erntete dafür Applaus. „Biodiversität ist in aller Munde, wird oft aber nur halbherzig umgesetzt. Wir sollten es von Anfang an richtig angehen.“

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