
Zum ersten Mal zeigen die 21 RuhrKunstMuseen eine gemeinsame Ausstellung in der Villa Hügel in Essen. Auch das Museum Ostwall ist dabei. Die Ausstellung „21 x 21“ ist bis zum 27. Juli 2025 zu sehen und bietet die einmalige Chance, sich ein umfassendes Bild von den Museumssammlungen des Ruhrgebiets zu machen.
Die Idee der Kulturhauptstadt lebt: „Netzwerkarbeit ist Teamarbeit“
Die Idee der RuhrKunstMuseen entstand 2010 – da war das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt und die Museen der Region schlossen sich zum Netzwerk zusammen. Gemeinsam wollte man stärker sein, sich verbünden in Sachen Werbung, aber auch bei der Kunstvermittlung oder der Pflege der Sammlung. 15 Jahre später sind mit der neuen Website 21×21.de und einer ersten gemeinsam kuratierten Ausstellung der 21 Häuser sichtbare Meilensteine erreicht.

Regina Selter, Direktorin des Museum Ostwall im Dortmunder U, ist seit fünf Jahren Sprecherin des Netzwerks – gemeinsam mit Peter Gorschlüter, Direktor des Museum Folkwang. Zusammen mit Vertreter:innen vom Osthaus Museum Hagen, Haus Opherdicke, Kunstmuseum Mülheim und Märkisches Museum Witten haben sie die Ausstellung konzipiert: „Netzwerkarbeit ist Teamarbeit“, erklärt Selter.___STEADY_PAYWALL___
Die Villa Hügel ist im Besitz der Krupp-Stiftung und der ideale gemeinsame Ort: „Es hätte sicherlich auch eine Unwucht gegeben, wenn man eines der Netzwerk-Museen ausgesucht hätte“, findet Barbara Wolf, Sprecherin der Krupp-Stiftung. Seit 1953 finden hier Ausstellungen statt, die Präsentation der RuhrKunstMuseen ist die 60. Ausstellung und wird von der Stiftung mit einem mittleren sechsstelligen Betrag gefördert.
Das Konzept „Impuls und Reaktion“ bringt einige Überraschungen
Das Konzept der Kooperation folgt dem Prinzip „Impuls und Reaktion“ und es gab für die 21 Museen keine Vorgabe: „Es musste nicht das bekannteste Werk sein“, erinnert sich Selter.

Ihre Entscheidung ist schnell gefallen. Gemeinsam mit Sammlungsleiterin Dr. Nicole Grothe fiel die Wahl auf „Drama-Tisch“ von Anatol Herzfeld. „Es ist das Relikt einer Aktion und steht für den Fluxus-Schwerpunkt der Sammlung“, so Selter, und: „Wir wollten mit dieser sehr politischen Arbeit zum Thema Redefreiheit auch ein Zeichen setzen.“
Auf der Website kommen auf jedes Werk 20 Reaktionen – mal inhaltlich, mal formal oder auch assoziativ. Für die reale Ausstellung musste eine andere Auswahl getroffen werden. Das Konzept des Dialogs wurde beibehalten, aber in zehn Themenräume übersetzt.
Der „Drama-Tisch“ ist geblieben und wurde – wie alle Impulswerke der Ausstellung – auf einem verspiegelten Sockel platziert. Er setzt den Akzent im Themenraum „Umbrüche“.
An den Wänden „reagieren“ u.a. die Lithographie „Stop Bush“ von Richard Serra und die Illustration „Der grüne Tisch“ von Emil Schumacher. Letztere war selbst für Regina Selter eine Neu-Entdeckung: „Teilweise kannte ich die Arbeiten auch nicht, die auf unseren Impuls eingereicht wurden.“
Große Namen und verborgene Schätze: Denise Ritter aus Dortmund ist ebenfalls dabei
Hauptwerke aus den beteiligten Sammlungen treffen also auf „verborgene Schätze“, denn – so heißt es in der Pressemitteilung: „Von Witten bis Oberhausen, von Duisburg bis Hagen, von Bottrop bis Herne – das heißt auch: von Paula Modersohn-Becker bis Gerhard Richter, von Rosemarie Trockel bis Emil Schumacher, von Josef Albers bis Ibrahim Mahama.“ Es heißt aber auch: Denise Ritter, Dortmund.

Ritter ist Klangkünstlerin und ihre Arbeit „mono/industriell“ befindet sich im Raum „Arbeit und Struktur“. Sie entstand im Jahr 2018 für eine Ausstellung zum Ende des Steinkohlebergbaus im Skulpturenmuseum Marl und ist seither in der Sammlung dieses Museums.
Die Arbeit bedeutet ihr viel: „Ich konnte in einer Tiefe von 1.200 m unter der Erde sechs Stunden lang nahezu sämtliche Maschinen, Abläufe und Infrastrukturen der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop akustisch dokumentieren“, so Ritter.
Dabei sei ihr bewusst gewesen, dass es das allerletzte Mal sein würde, in ein aktives Steinkohlebergwerk einzufahren und diese unbeschreibliche unterirdische Welt hautnah zu erleben. Die Freude ist groß, dass das Museum Marl ihre Arbeit für die Ausstellung auf den Hügel schicken ließ und ihre Sounds nun in den Räumen der Krupp-Villa erklingen.
Immer samstags geht es auch runter vom Hügel und rein in den Bus!
In der Gemeinschaftsschau sind also nahezu alle künstlerischen Gattungen von Malerei, Fotografie, Grafik, Skulptur bis hin zu Multimedia-Installationen vertreten. Die Bandbreite reicht von Werken der Klassischen Moderne bis hin zu Positionen der unmittelbaren Gegenwart.
In der beeindruckenden Kulisse der Villa Hügel bietet „21 x 21“ spannende Einblicke in die Sammlungen der RuhrKunstMuseen und lädt mit speziellen Bustouren auch dazu ein, sich von Essen auf den Weg in die anderen Ruhrgebietsstädte zu machen. Immer an den Samstagen geht es nach dem Besuch der Ausstellung zu jeweils zwei weiteren Museen des Netzwerks. „Mein Haus, meine Sammlung – das ist nicht die Zukunft“, zieht Regina Selter eine erste Bilanz.
Mehr Informationen:
- Die Bandbreite der Sammlungen der 21 RuhrKunstMuseen gibt es digital unter: 21×21.de.
- Das Programm und alle Infos zur Ausstellung auch auf der website der Villa Hügel
Reaktionen
Mehr als 43.000 Besucher*innen erlebten die Vielfalt der 21 RuhrKunstMuseen – Das Museum Ostwall im Dortmunder U spielte bei der Ausstellung in der Villa Hügel bedeutende Rolle (PM)
Mit der Ausstellung „21 x 21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel“ ist am Wochenende die erste gemeinsame Sammlungspräsentation zu Ende gegangen. Ein großer Erfolg: Mehr als 43.000 Besucher*innen feierten die künstlerische Vielfalt des Ruhrgebiets.
Anlass für die großangelegte Sonderausstellung war das 15-jährige Bestehen des Netzwerks RuhrKunstMuseen. „Wir freuen uns, dass wir an dem Projekt teilgenommen haben, die Vielfalt der Kunst im Ruhrgebiet zeigen konnten und so auch zur Stärkung der Region beigetragen haben“, so Regina Selter, die als Direktorin des Museum Ostwall und Sprecherin der RuhrKunstMuseen eine Doppelrolle innehatte und zudem die Ausstellung mit kuratiert hat.
Das Kuratoren-Team des Netzwerkes hat die Schau ausschließlich aus den Beständen der Häuser der Region zusammengestellt. „Diese Ausstellung in der Villa Hügel zu kuratieren, war eine Kunst für sich. Von der ersten Sekunde an war ich ein Fan des Konzepts“, sagt Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen. „Wir haben bekannte Werke in neuer Nachbarschaft erlebt und Neues entdecken können. Diese Schau wirkte wie ein Fenster zur reichen Museumslandschaft der Region. Das macht Lust auf mehr!“
MO war mit mehreren Werke zu sehen
Die Besucher*innen konnten 102 Werke aus 21 Museumssammlungen in der Villa Hügel in Essen erleben. Das Museum Ostwall zeigte mehrere Werke aus dem Expressionismus und Fluxus – mit dem „Stahltisch“ von Anatol Herzfeld eine politische Arbeit zum Thema Redefreiheit. Damit wollte Regina Selter unterstreichen, „dass das Museum Ostwall ein Ort des Dialogs für die Bürger*innen ist“. Der „Stahltisch“ repräsentiert außerdem den Fluxus-Schwerpunkt der Dortmunder Sammlung.
Viele hochrangige Kunstorte im Ruhrgebiet
Die Ausstellung zeigte 102 Werke moderner und zeitgenössischer Kunst im Dialog. Mit Werken von Paula Modersohn-Becker und Alexej von Jawlensky über Louise Nevelson und Gerhard Richter bis hin zu Alicja Kwade und Ibrahim Mahama bot „21 x 21. Die RuhrKunstMuseen auf dem Hügel“ nicht nur ein Panorama der Museumslandschaft im Ruhrgebiet, sondern verknüpfte Kunst und Ort, Vergangenheit und Gegenwart, Vielfalt und Gemeinsinn. „Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele hochrangige Kunst- und Kulturorte wie im Ruhrgebiet. Wir können mit großem Stolz sagen: Die Möglichkeiten und Angebote, Kunst und Kultur im Revier zu erleben, sind international herausragend!“, so Brandes.
Digital lebt das Projekt weiter
Nach dem Ende der Ausstellung in der Villa Hügel lebt das Projekt digital weiter: Die Web-App http://www.21×21.de bleibt als dauerhaft zugängliche Plattform bestehen und lädt dazu ein, die Sammlungen der 21 RuhrKunstMuseen zu entdecken. Mit rund 400 digital präsentierten Kunstwerken und dem interaktiven „Museumsmatch“ bietet sie vielfältige Möglichkeiten zur individuellen Erkundung und Inspiration für Museumsbesuche in der Region.