Anlässlich des Tages der gewaltfreien Erziehung am 30. April:

Der Kinderschutzbund startet eine Kampagne: „Gewalt ist mehr als du denkst!“

Das Bunte Haus des Kinderschutzbundes ist in der Lambachstraße 4 in der Dortmunder Nordstadt.
Das Bunte Haus des Kinderschutzbundes ist in der Lambachstraße 4 in der Dortmunder Nordstadt.

„Gewalt ist mehr als du denkst!“ – so heißt die Kampagne, mit der der Kinderschutzbund bundesweit darauf aufmerksam macht, dass Gewalt viel früher anfängt, als viele Menschen denken. „Noch immer herrscht die Meinung, dass Gewalt da beginnt, wo Kinder geschlagen oder angeschrien werden“, sagt Martina Furlan, Geschäftsführerin des Kinderschutzbund Dortmund.

 Insbesondere psychische Gewalt wird häufig nicht erkannt

„Aber Gewalt begegnet uns auch überall da, wo Kinder beschämt, bloß gestellt und lächerlich gemacht oder unter Druck gesetzt werden oder Zeug:innen von Gewalt unter Erwachsenen werden. Und auch stunden- oder gar tagelanges Ignorieren ist eine Form von Gewalt“.

Fachleute wissen, dass insbesondere psychische Gewalt häufig nicht erkannt wird. Weder von denjenigen, die sie ausüben, noch von denen, die sie erleben. Sätze wie „aus dir wird nie was“ „wenn du jetzt nicht kommst, gehe ich ohne dich“ oder „stell dich nicht so an“ sind schnell ausgesprochen und hinterlassen tiefe Spuren. Kinder fühlen sich ungeliebt, zurückgewiesen und verunsichert. Gefühle, die oft ein Leben lang bleiben und Beziehungen belasten.

Kinderschutzbund hat zahlreiche Hilfs- und Beratungsangebote

Martina Furlan ist die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Dortmund. Foto: Kinderschutzbund
Martina Furlan ist die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Dortmund. Foto: Kinderschutzbund

„Wir wissen aber, dass alle Eltern das Beste für ihre Kinder wollen“ so Martina Furlan. „Wir unterstützen mit unseren Hilfsangeboten Eltern und Kinder dabei, einen guten Kontakt miteinander zu haben. Jede Person, die bei uns Hilfe sucht kann sicher sein, nicht verurteilt und bewertet zu werden. Denn Hilfe zu suchen ist der beste Weg, aus diesen Verhaltensmustern, die wir alle kennen, auszusteigen.“

Anlässlich des Tags der gewaltfreien Erziehung möchte der Kinderschutzbund dafür sensibilisieren, auch die psychische Gewalt zu erkennen und ernst zu nehmen. Eltern, aber auch Fachkräfte wie Erzieher:innen und Lehrer:innen kommen in schwierigen Situationen an ihre Grenzen. Sich dann Hilfe und Beratung zu holen, um Alternativen für das eigene Verhalten zu finden ist ein Zeichen von Stärke und ein Modell für unsere Kinder.

Mehr Informationen:

  • Der Kinderschutzbund bietet Beratung und Hilfestellung für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen, für Eltern und Fachkräfte.
  • Auch für die Allerkleinsten gibt es schon ein Beratungsangebot: in der Schreibabysprechstunde können sich Eltern von Säuglingen und Kleinkindern Rat holen.
  • Beratungstermine – auf Wunsch auch anonym – können telefonisch vereinbart werden unter der Rufnummer 8479780 oder per Email unter beratung@dksb- do.de.
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Reaktionen

  1. Kinderschutzbund Dortmund warnt vor Gewalt in der Erziehung (PM)

    13,9 Millionen – so viele Kinder unter 18 Jahren gibt es in Deutschland.
    Allein in Dortmunder liegt ihre Zahl bei rund 100.000. Für sich genommen, wäre das
    erst einmal eine gute Nachricht. Doch der Dortmunder Kinderschutzbund warnt. Viel
    zu viele diese Kinder leiden Tag für Tag unter Gewalt. Denn die reiche viel weiter, als
    die meisten „Erziehungsberechtigten“ und Erwachsenen glaubten.

    Martina Furlan, Geschäftsführerin des Dortmunder Kinderschutzbundes (DKSB) weiß
    aus täglicher Erfahrung leider nur zu genau, wovon sie spricht. „Gewalt gegen Kinder
    hat viele Gesichter. Die vielleicht sichtbarste ist die körperliche Gewalt.“ Schlagen,
    Anschreien oder sexualisierte Gewalt – all das seien traurige Facetten. Aber das
    Spektrum der Gewalt habe noch viele zusätzliche Graustufen. „Neben diesen
    massiven Formen findet Gewalt im Alltag oft auch ganz subtil statt. Auch das kann
    dramatische Folgen für die Entwicklung von Kindern haben.“

    Fielen beispielsweise in einer Familie regelmäßig Sätze wie „Du machst mich
    wahnsinnig“ oder „Stell dich nicht so an!“, „Wenn du das nicht isst, bin ich traurig“… –
    hieße es in der Schule auch heute noch: „Nimm dir mal ein Beispiel an …“ „Du bist
    einfach ein hoffnungsloser Fall!“…
    – oder meine der Trainer im Sportverein zu
    „motivieren“, wenn er mobbe mit den Worten: „Streng dich an, du ziehst das ganze
    Team runter!“
    – so seien auch dies Angriffe auf die Psyche von Kindern, die sich
    dagegen nur schwer wehren könnten.

    „Untersuchungen belegen, dass psychische Gewalt massive Auswirkungen auf die
    Entwicklung von Kindern und Jugendlichen hat. Sie fühlten sich wertlos, trauen sich
    weniger zu und entwickeln ein geringes Selbstwertgefühl“, so Martina Furlan.
    Manche Kinder übernähmen auch das vorgelebte Verhalten und bedrohten und
    beleidigten dann ihre Mitschüler, weil sie es nicht besser wüssten.

    So oder so. Die Gewalterfahrungen der Kindheit hinterlassen Spuren. „Als
    Erwachsene leiden die Betroffenen nicht selten verstärkt unter Depressionen und
    Angststörungen. Sie sind weniger belastbar und können mit Stress nicht so gut
    umgehen“, sagt die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes.

    Man brauche nur mal ins Dortmunder Schulmuseum zu gehen, um es nachzufühlen.
    Jede Generation hat ihre eigenen Erziehungsstile. Und jede ist quasi davon
    überzeugt, alles richtig zu machen. Traurig, aber wahr: „Erst seit dem Jahr 2000 ist
    das Recht auf gewaltfreie Erziehung im Gesetz verankert. Der Fokus lag zunächst
    darauf, das Bewusstsein in der Gesellschaft für die massiven Folgen körperlicher
    Gewalt zu schärfen. Immerhin ein Anfang.“ Aber es bleibt noch viel zu tun. Wo fängt
    Gewalt in der Erziehung an? Das kann eine lebenswichtige Frage sein. Eine, über
    die frühzeitig nachzudenken, sich langfristig lohnen kann.

    MEHR INFOMATIONEN

     Der Blick auf die unterschiedlichsten Formen psychischer Gewalt mag
    noch recht neu sein, er ist aber nicht minder wichtig: „Als Dortmunder
    Kinderschutzbund bieten wir deshalb Fortbildungen für Erzieherinnen
    und Lehrkräfte an und sind da, wenn wir gebraucht werden.“

     In der Familienberatung des DKSB können Eltern, die am Thema arbeiten
    und etwas verändern möchten, fachlich fundierte Unterstützung
    bekommen. In mehr als 250 Familien konnte der Kinderschutzbund im
    Jahr 2023 helfen

     Mit den „Bärenstarkgruppen“ für Eltern mit Kindern bis drei Jahren
    können sich Eltern mit Fachkräften austauschen und Erziehungs- und
    Entwicklungsfragen besprechen.

    Kinderschutzbund Dortmund e.V.
    Ansprechpartnerin: Martina Furlan
    Tel. 0231-8479780
    verwaltung@dksb-do.de

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