Zungenschrittmacher bei Schlafstörungen: Neue Therapiemöglichkeit für Betroffene im Klinikum Dortmund 

Ein Zungenschrittmacher sendet bei Bedarf automatisch Impulse aus, durch die sich die Zunge während des Schlafs nach vorne bewegt und somit den Atemweg freigibt. Die Patient*innen bedienen das System mittels Fernbedienung selbst.

Müde und unkonzentriert: Wer tagsüber oft erschöpft ist, der leidet nicht selten unbewusst an nächtlichen Atemaussetzern, die den Schlaf stören. So auch in Ralf Schneiders Fall: Jahrelang fühlte sich der 58-Jährige trotz Schlaf abgekämpft und energielos. Ein neues Therapie-Angebot im Klinikum Dortmund konnte nun helfen. Ein sogenannter Zungenschrittmacher sendet bei Bedarf automatisch Impulse aus, durch die sich die Zunge nach vorne bewegt – und somit den Atemweg freigibt. 

Patient litt jahrelang unter Müdigkeit aufgrund von nächtlichen Atemstörungen

Die Teststelle grenzt direkt an den Haupteingang des Klinikums Dortmund Mitte.
Fotos: Klinikum Dortmund

„Angefangen haben die Beschwerden bereits vor zweieinhalb Jahren. Ich war tagsüber immer müde, kaputt und unkonzentriert“, sagt Schneider. „Allerdings dachte ich erst, dass das von der vielen Arbeit kommt.“ Eine ärztliche Untersuchung diagnostizierte dann die Schlafapnoe, also Schnarchen, das zu Atemstörungen führt.  ___STEADY_PAYWALL___

Erst wurden die konservativen Therapien ausgereizt, unter anderem eine Atemmaske und auch eine Kieferschiene für nachts. „Nichts half. Das war wirklich zum Verzweifeln“, so Schneider. „Umso erleichterter bin ich, dass eine Lösung gefunden wurde. Nach der langen Zeit habe ich endlich wieder mehr Energie.“

Implantiert wird der Zungenschrittmacher minimal-invasiv, also gewebeschonend, mithilfe von drei kleinen Schnitten: Im Zwerchfell-Bereich wird ein Atemsensor zur Überwachung eingesetzt, im Brustbereich ein kleiner Generator und in der Zunge eine Stimulationselektrode. Diese löst bei Bedarf im Schlaf den sanften Reiz aus, der die Muskeln des oberen Atemweges aktiviert. So bewegt die Zunge sich nach vorne und Schneider kann frei atmen. 

Patient*innen steuern das implantierte System mittels Fernbedienung selbst

Prof. Dr. Claus Wittekindt ist Direktor der HNO-Klinik.

Wenige Tage nach der OP durfte er schon wieder nach Hause, eine Woche später wurden die Fäden gezogen. Den Schrittmacher spüre er kaum. „Ich merke nur den Sensor am Brustkorb, über den ich den Schrittmacher einschalten kann“, so Schneider. 

„Nutzen kann man die Technik etwa zwei Wochen nach der Operation, wenn die Wunde vollständig verheilt ist“, erklärt Prof. Dr. Claus Wittekindt, Direktor der HNO-Klinik. „Ähnlich wie bei einem Herzschrittmacher wird das implantierte System mittels Fernbedienung selbst gesteuert. Erst kurz vor dem Schlafengehen wird es aktiviert und am nächsten Morgen wieder deaktiviert.“ 

Tagsüber bleibe der Schrittmacher demnach ausgeschaltet. „Das System ist auch eine gute Alternative zur Überdruck-Maske, die von einigen Patienten nicht vertragen wird oder schlichtweg nicht zum Erfolg führt“, so Prof. Wittekindt. 

Das Team der Schlafmedizin im Klinikum Dortmund ist interdisziplinär aufgestellt – von der Hals-, Nasen- und Ohrenklinik bis zur Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Auf diese Weise erfolgt Diagnostik und Therapie unter enger Vernetzung von Expert*innen verschiedener Fachgebiete und ermöglicht so maßgeschneiderte Behandlungen für alle Patient*innen.

 

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Reaktionen

  1. MediTALK zum Thema „Obstruktive Schlafapnoe – Früherkennung und Therapie“ Gefährliche Aussetzer im Schlaf – was tun? (PM)

    Sie schlafen viel und lange und fühlen sich dennoch nicht ausgeruht? Kämpfen Sie mit Tagesmüdigkeit, Konzentrationsstörungen oder nächtlichem Schnarchen? All dies könnten Anzeichen einer Obstruktiven Schlafapnoe sein. Dieser ernsthaften Erkrankung widmet sich die nächste Veranstaltung in der Reihe mediTALK des Klinikums Dortmund am 14. Februar (Mittwoch), 18 Uhr.

    Obstruktive Schlafapnoe, also nächtliche Atemaussetzer von zehn Sekunden und mehr, können ernsthafte Folgen haben, wie Experte PD Dr. Dr. Bonitz in seinem mediTALK-Vortrag vorstellt. Müdigkeit und „Erschlagenheit“ am Tage gehören zu den harmlosesten. Die Schlafapnoe kann unter anderem auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

    Viele Betroffene wissen nichts von den massiven Unterbrechungen der Schlafphasen, die mehrere hundert Mal pro Nacht auftreten können. Oft fällt der Partnerin oder dem Partner auf, dass irgendetwas nicht stimmt. Die Ursachen ähneln denen des Schnarchens, aber die Atemaussetzer führen zu Sauerstoffmangel und dies zu gravierenden medizinischen Problemen. Effektive Behandlungsmethoden können das Krankheitsbild entscheidend verbessern und die Risiken senken.

    Betroffene und alle Interessierten sind beim mediTALK-Themenabend „Obstruktive Schlafapnoe – Früherkennung und Therapie“ willkommen. Sie erfahren dort alles Wissenswerte über diese folgenschwere Schlafstörung, die häufig übersehen wird. Dr. Bonitz gilt als absoluter Experte auf dem Gebiet. Er vermittelt wertvolle Einblicke in die neuesten Erkenntnisse zur Früherkennung und die effektivsten Behandlungsmethoden.

    „Unter anderem wird es darum gehen, auf welche Weise moderne Therapien wie Atemgeräte, Schienen und Neurostimulatoren das Leben von Betroffenen verbessern und was sie selbst tun können, um das Risiko zu senken und ihre Schlafqualität zu erhöhen“, so Dr. Bonitz.

    Der Abend bietet nicht nur wichtige Informationen für Betroffene, sondern auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen und Fragen direkt an die Fachleute zu richten. Mit der Teilnahme an dem Themenabend können sie den ersten Schritt zu einem erholsameren Schlaf und einer besseren Gesundheit machen. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

    Vortrag: „Obstruktive Schlafapnoe – Früherkennung und Therapie“ in der Reihe „mediTALK – Medizin bürgernah erklärt“
    Zeit: Mittwoch, 14. Februar, um 18 Uhr
    Ort: Klinikum Dortmund, Klinikzentrum Mitte (Magistrale), Beurhausstr. 40, 44137 Dortmund

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