Zehn Jahre „angekommen“: Ein Erfolgsmodell für Integration und Teilhabe in Dortmund

Das Bildungsprojekt kümmert sich um zugewanderte junge Menschen

Wandgestaltung im Heinrich-Schmitz-Bildungszentrum
Foto: Alex Völkel für Nordstadtblogger.de

Seit zehn Jahren begleitet das Dortmunder Integrations- und Bildungsprojekt „angekommen in deiner Stadt Dortmund“ junge Zugewanderte auf ihrem Weg in Schule, Ausbildung und Beruf. Das Projekt startete 2015 als Antwort auf die hohe Zahl geflüchteter Jugendlicher und wurde schnell zu einem bundesweit beachteten Vorbild. Heute gilt es als fester Bestandteil der Dortmunder Integrationsarbeit – getragen von starken Partner:innen und großem ehrenamtlichen Engagement.

Dortmunder Erfolgsprojekt mit Vorbildcharakter

Offiziell startete „angekommen in deiner Stadt Dortmund“ am 27. August 2015 – mitten im Flüchtlingsjahr 2015, als Tausende geflüchtete Menschen auch Dortmund erreichten. Unter den Asylsuchenden waren viele junge Menschen, die noch schulpflichtig waren, aber auch noch keine Berufsausbildung hatten. In diese Lücke stieß passgenau das Projekt „ankommen in deiner Stadt“.

Das Dortmunder Modell funktioniert so gut, dass es inzwischen Vorbild für viele deutsche Städte geworden ist. Unter anderem haben Essen und Bielefeld es sogar übernommen. Auch Delegationen aus Schweden und den USA haben sich die Integrations- und Bildungsarbeit erklären lassen. „angekommen“ bot und bietet geflüchteten Menschen und zugereisten berufsschulpflichtigen Jugendlichen zwischen 16 und 25 Jahren eine umfassende Förderung.

Es geht darum, die jungen Zuwander:innen individuell bei ihrem Schulabschluss und ihrem beruflichen Einstieg zu unterstützen. Sie besuchen spezielle Klassen an neun Dortmunder Berufskollegs und bekommen zusätzliche Förderung an einem außerschulischen Lernort, der „Adam’s Corner“.

„Ein Ort, der Sicherheit und Zugehörigkeit bietet“

Die Herausforderungen für die Jugendlichen sind groß: Sie haben oft keine Vertrauten mehr, sprechen die Sprache nicht und wissen nicht, wie Leben, Schule und Ausbildung hier funktionieren. Monika Nienaber-Willaredt, Dezernentin für Schule, Jugend und Familie, betont: „Gerade in dieser Situation ist es entscheidend, einen Ort zu haben, der Sicherheit, Verlässlichkeit und Zugehörigkeit bietet. ,angekommen‘ schafft das in ganz besonderer Weise – durch eine familienähnliche Struktur, durch feste Bezugspersonen und eine klare Orientierung.“

Außenansicht des Gebäudes
Ein Angebot für Bildung und Integration am Westpark: Adam’s Corner vom Flüchtlingshilfe-Projekt Ankommen e.V. Nordstadtblogger-Redaktion | Nordstadtblogger

Dieser Ort ist das Bildungshaus „Adam’s Corner“ am Dortmunder Westpark. Hier besuchen jede Woche rund 500 Jugendliche die vielseitigen Angebote – von schulischer Förderung und Sprachkursen über Demokratielernen, Umweltbildung, Sport, Kunst und Freizeit bis zur individuellen Beratung in Fragen zu Ausbildung, Aufenthaltsrecht, Wohnen und Alltag. Passgenaue Unterstützung, offene Angebote am Nachmittag und das vielfältige Ferienprogramm werden von den Jugendlichen besonders geschätzt.

Hier spielt auch ehrenamtliches Engagement eine herausragende Rolle: Helfer:innen unterstützen das Team regelmäßig im Lesecafé, Lernstudio, in der Küche und in der Holzwerkstatt und leisten damit einen unverzichtbaren Beitrag. „Das alles sorgt dafür, dass sich die jungen Menschen gut aufgehoben fühlen. Das gibt ihnen die Chance, Vertrauen aufzubauen, neue Perspektiven für Schule, Ausbildung und Zukunft zu entwickeln und Schritt für Schritt in Dortmund anzukommen“, sagt Klaus Banaszak, Leiter des Projekts.

Erfolg in Zahlen und Geschichten

Mehr als 22.000 Besuche verzeichnet das Team jährlich, bis zu 15 Einzelgespräche führen die Mitarbeitenden täglich. Da geht es um organisatorische Dinge, oft aber auch um persönliche Probleme und Sorgen: Angst vor der Zukunft, Heimweh, Trauma-Bewältigung. Eine große Herausforderung für die sozialpädagogische Beratung und multiprofessionellen Teams, die die Teilnehmenden dabei kontinuierlich begleiten.

Ibrahim Dyari
Ibrahim Dyari kam als 17-Jähriger 2019 nach Dortmund. Heute arbeitet er nebenbei bei dem Projekt mit, um andere Zugewanderte zu unterstützen. Foto: Sarah Rauch

Die positiven Effekte dieser Unterstützung lassen sich eindrucksvoll belegen: 2024 wurden rund 700 Jugendliche betreut, 271 von ihnen konnten erfolgreich in Schule, Ausbildung, Arbeit oder Studium vermittelt werden.

Ibrahim Dyari, der 2019 aus dem Irak nach Deutschland kam, berichtet: „Das Projekt hat mir sehr geholfen. Ich wäre sonst nicht da, wo ich jetzt bin.“ Seit fünf Jahren nimmt er an den Angeboten von Adam’s Corner Teil. In der Zeit hat er die Schule besucht und seine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann abgeschlossen. Zurzeit arbeitet er in einer Netto-Filiale und nebenbei im Projekt „angekommen“. Er will andere neu zugewanderte Jugendliche unterstützen.

Starke Partner:innen als Rückhalt

Von Beginn an begleitet die Walter Blüchert Stiftung das Projekt. „Sie war nicht nur maßgeblich an der Initiierung von ,angekommen‘ beteiligt, sondern hat mit ihrem bürgerschaftlichen Engagement entscheidend dazu beigetragen, dass aus einer Projektidee eine tragfähige und erfolgreiche Struktur entstehen konnte. Ihr frühes Vertrauen in dieses Vorhaben, ihre Bereitschaft, neue Wege zu gehen, und ihre anhaltende Unterstützung sind ein Beispiel dafür, wie Stiftungen gesellschaftliche Verantwortung übernehmen können“, so die Schul-Dezernentin Monika Nienaber-Willaredt.

Gruppenbild der Partner:innen
Das Projekt „angekommen“ feierte 10. Jubiläum. Mit dabei: Ingrid Kramer (Walter Blüchert Stiftung), Ahmad Alzoubi (Dr. Ausbüttel GmbH), Klaus Banaszak (Projekt angekommen), Monika Nienaber-Willaredt (Dezernentin für Schule, Jugend und Familie), Markus Bräuer (Projekt angekommen), Martina Blank (Schul.inn.do.e.V.; v.l.n.r.). Foto: Sarah Rauch / Stadt Dortmund

Heute verbindet das innovative Gemeinschaftsprojekt die Kräfte von Stadt Dortmund, dem Land NRW, der Walter Blüchert Stiftung und dem Unternehmen Dr. Ausbüttel & Co. GmbH, das sich seit 2024 engagiert und seit diesem Jahr fester Kooperationspartner ist. „Wir haben uns für eine mehrjährige Förderung entschieden, weil wir davon überzeugt sind, dass dieses Projekt jungen Menschen in Dortmund nicht nur Orientierung und Bildung, sondern auch echte Zukunftschancen bietet“, erklärt Stefanie Janne Klar, Leiterin des Sozialunternehmerischen Engagements von Dr. Ausbüttel. „Ich wünsche mir, dass die Jugendlichen ihren eigenen Weg gehen können – mit dem Vertrauen, einen wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten zu können.“

Gemeinsam mit weiteren Partner:innen aus Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Bildung sowie zahlreichen Schulen, Unternehmen und vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern macht das Projekt deutlich, dass Integration in Dortmund längst zum Kern des städtischen Zusammenlebens gehört.

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